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Archäologische Sensation
Überraschender Römerfund in der Innerschweiz

Die römischen Mauerreste aus dem ersten Jahrhundert sind erstaunlich gut erhalten.
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Der Ort ist geschickt gewählt, leicht erhöht und mit guter Fernsicht bis zu den Alpen. Trotzdem staunten die Archäologen des Kantons Zug, als sie im Kiesabbaugebiet Äbnetwald in der Nähe von Cham kürzlich auf gut erhaltene Mauern stiessen. Und diese Mauern dann einen immer grösseren Grundriss offenbarten. Das Team hatte ein Gebäude gefunden, das aus dem ersten Jahrhundert stammt und bereits als «archäologische Sensation» bezeichnet wird.

Die steinernen Mauern sind in einem guten Zustand und umfassen ein Bauwerk, das mindestens 500 Quadratmeter gross war. Vermutlich war die Anlage sogar bis zu vier Mal grösser, wie Untersuchungen des Geländes gezeigt haben. «Wir rechnen damit, dass die Gesamtgrundfläche bis zu 2000 Quadratmeter betragen könnte«, sagt Gishan Schaeren, Leiter der Abteilung Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie des Kantons Zug.

Ausgrabungen noch bis zum nächsten Sommer

Sechs Räume konnten die Archäologen innerhalb der 500 Quadratmeter bereits identifizieren. Auch zahlreiche Eisennägel gehören zum Fundmaterial. Das lässt vermuten, dass auf dem steinernen Fundament ein Holzbau stand. Neben den Nägeln entdeckte das Team wertvolle Gegenstände wie importiertes römisches Tafelgeschirr, Glasgefässe, Amphoren, in denen Wein, Öl und Fischsauce aufbewahrt wurde. Wer immer das Gebäude damals bewohnte, hatte enge Handelsbeziehungen in den Mittelmeerraum.

«Die Entdeckung ist aussergewöhnlich, weil bisher im Kanton Zug erst wenige römische Gebäude dieser Dimension bekannt sind.»

Christa Ebnöther, Professorin an der Universität Bern

Noch ist nicht ganz klar, um was für ein Gebäude es sich handelt. Möglicherweise gehörten die Grundmauern zu einer Tempelanlage oder zu einem grossen römischen Gutshof. «Im Moment ist die plausibelste Erklärung, dass es sich um das Villengebäude eines Gutshofes handelt», sagt Schaeren. Eine klare Antwort werden die weiteren Ausgrabungen bringen, die noch bis mindestens Sommer 2024 dauern.

«Die Entdeckung ist aussergewöhnlich, weil bisher im Kanton Zug erst wenige römische Gebäude dieser Dimension bekannt sind», sagt Archäologin Christa Ebnöther, Professorin an der Universität Bern und Expertin für die Römerzeit. Bisher habe man angenommen, dass der Kanton Zug eher ein «Randgebiet» des in römischer Zeit dicht besiedelten Mittellandes gewesen sei. Diese Annahme müsse man jetzt überdenken.

Wassermühle, Schmiede und Heiligtum

Bekannt war bis anhin bereits der römische Gewerbebezirk Cham Hagendorn, zu dem eine Wassermühle für Getreide, eine Schmiede und ein lokales Heiligtum gehören. Das Mittelland war zur Römerzeit (1. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) dicht besiedelt. Die wichtigste Stadt war Aventicum (heute Avenches VD). Daneben gab es rund 20 kleinere Städte und in Windisch AG im ersten Jahrhundert ein Legionslager.

Neben diesen Städten bauten die Helvetier und Helvetierinnen Tausende von kleineren und grösseren Gutshöfen – wie vermutlich der jetzt bei Cham neu entdeckte. Diese Gutshöfe bestanden meist aus mehreren Gebäuden, einer grossen Villa, wo die Besitzerfamilie wohnte, einfachen Häusern für die Menschen, die auf dem Hof arbeiteten, und Wirtschaftsbauten.

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