Hightech fürs AugeApple-Brille: Warum manche Kunden die Vision Pro retournieren
In sozialen Netzwerken häufen sich Fotos von Leuten, die ihre teure Computerbrille zurückschicken. Die Gründe in drei Gruppen.
Dass dieser Tage kritische und skeptische Artikel rund um Apples 3500 Dollar teure Computerbrille wie Pilze aus dem Boden schiessen, hat einen banalen Grund: Die Rückgabefrist läuft aus.
Anfang Februar kam die Vision Pro in den USA in den Handel. Gefolgt von den üblichen Bildern von Kunden, die ihren teuren Kauf triumphierend in die Höhe stemmten – oder gleich auf dem Boden zertrümmerten, um ein paar Klicks auf Youtube und Tiktok einzuheimsen.
Nun läuft die 14-tägige Rückgabefrist aus. Wer bei Apple (übrigens auch in der Schweiz) etwas kauft, kann es während zwei Wochen retournieren. Egal, ob es ein günstiges Kabel oder die mehrere Tausend Dollar teure Computerbrille ist.
Dass einige Brillen nun retourniert werden, ist so logisch wie erwartbar. Schaut man sich die Gründe der Leute an, lassen sie sich in drei Gruppen einteilen:
«Ich wollte sie einfach mal ausprobieren»
Bei dem hohen Preis von einem Spontankauf zu sprechen, ist zwar etwas vermessen, aber tatsächlich dürfte es zahlreiche Käuferinnen und Käufer gegeben haben, die – im Wissen um die 14 Tage – die Brille einfach mal etwas länger und vor allem zu Hause ausprobieren wollten.
In die Kategorie fallen auch jene, die die Brille in diesen 14 Tagen vor allem in den (sozialen) Medien herumzeigen wollten. Da Beiträge nach dem Motto «Warum ich xy wieder zurückgebe» auf grosses Interesse stossen (wie dieser Artikel ja belegt), kann man mit einer gut dokumentierten und inszenierten Rückgabe gleich noch mal Aufmerksamkeit und Einnahmen generieren.
«Ich weiss nicht, was ich damit machen soll!»
Die zweite Begründung, die man häufig liest, darf man getrost als etwas naiv bezeichnen. Die seit Jahrzehnten goldene Regel beim Gadget-Kauf besagt: «Kauf nie ein Gerät der ersten Generation. Idealerweise wartet man auf die zweite oder noch besser auf die dritte Generation.»
Wer die teure Computerbrille dennoch gekauft hat und sich nun über fehlende Funktionen, Inhalte und Inspiration ärgert, muss den Fehler ganz bei sich allein (und vielleicht noch etwas bei Apples Hochglanzmarketing) suchen.
Wer zum Start einer neuen Computerplattform dabei sein will, braucht Mut, Geduld und Fantasie. Da darf man keine ausgewachsene Hardware mit tonnenweise Apps und Inhalten erwarten.
Das war beim ersten iPhone, dem ersten iPad und der ersten Apple Watch genauso. Um bei Apple-Beispielen zu bleiben: Auch die konnten am Anfang viele Sachen nicht, und fast alles, was wir heute daran schätzen, kam erst im Verlauf der Jahre dazu.
Die Vision Pro ist ein mutiges Produkt und kann zum Start schon sehr viel. Aber wer die Brille mal aufsetzt, sieht sofort, dass sie und das Ökosystem drum herum nur besser werden können.
«Sie ist unbequem!»
Der letzte Grund ist der spannendste, obwohl auch der nicht überraschen darf. Möchte eine Firma Geräte lancieren, die man sich am menschlichen Körper befestigt, muss man mit allerhand Komplikationen rechnen.
Menschen sind äusserst unterschiedlich. So beklagen manche, die Computerbrille sei schlicht zu schwer und unbequem. Andere haben Augenprobleme und klagen über rote Augen und Kopfschmerzen. Anderen wiederum wird mit den Virtual-Reality-Brillen übel. Manche schliesslich haben das Pech, dass es für ihre Augen gar keine offiziellen Korrekturgläser für die Brille gibt.
Die Lösung solcher Probleme kennen wir von Kopfhörern und Uhren: viele verschiedene Modelle. Noch gibt es von Apples Brille genau ein Modell, das man auch nur minimal anpassen kann.
Flop oder nicht?
Basierend auf diesen ersten Erfahrungen ist es also noch viel zu früh, um ein Urteil über die Apple-Brille zu fällen. In der Vergangenheit hat das Unternehmen Apple immer wieder bewiesen, dass es einen langen Atem hat, um ein anfänglich unfertiges Produkt (wie die Apple Watch) zum Erfolg zu führen, und Missgeschicke (wie die schlechten Tastaturen in den 10er-Jahren) aussitzen kann.
Aber irgendwann wird Apples Glückssträhne, die die letzten 20 Jahre angehalten hat, unweigerlich reissen. Gut möglich, dass die Brille ein Wendepunkt wird. Ist sie doch ein so teures wie komplexes Produkt mit sehr vielen Kompromissen und Risiken. Aber nach zwei Wochen ist es für Prognosen noch viel zu früh.
Fehler gefunden?Jetzt melden.