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Meinung

Kommentar zur Nationalbank
Andréa Maechler zieht nach dem Affront die Konsequenzen

Wechselt nach Basel: Andréa M. Maechler, Mitglied des Direktoriums der SNB, wird die Nummer 2 bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel. 
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Andréa M. Maechler, Mitglied des dreiköpfigen Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, wechselt als neue stellvertretende Generaldirektorin zur Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Sie wird dort Nachfolgerin von Luiz Awazu Pereira da Silva, der Ende August dieses Jahres in den Ruhestand tritt, und damit zur Nummer 2 hinter Generaldirektor Agustín Carstens, der in diesem Jahr 65 Jahre alt wird.

Das ist eine hoch angesehene Position. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) mit Sitz in Basel ist eine Organisation, welche die Zusammenarbeit im Währungs- und Finanzbereich fördert und Zentralbanken als Bank und Forum dient. Sie wird gerne als «Bank der Zentralbanken» bezeichnet, verwaltet die Währungsreserven der Mitgliedsbanken und hält regelmässige Sitzungen der Zentralbankgouverneure ab, wo Fragen der Konjunktur- und Finanzmarktlage sowie der internationalen Währungs- und Finanzstabilität im Zentrum stehen. Bei der BIZ sind auch das Sekretariat des Financial Stability Board (FSB) und der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht angesiedelt.

Es wäre nachvollziehbar, wenn Maechler ihre Nichtberücksichtigung als Affront aufgefasst hätte.

Der Wechsel kommt nicht ganz überraschend. Maechler war 2015 als erste Frau überhaupt ins Spitzengremium der SNB gewählt worden. Aber nach dem Rücktritt des SNB-Vizepräsidenten Fritz Zurbrügg war sie im Mai letzten Jahres nicht nachgerückt, wie das in der jüngeren Geschichte der SNB üblich war.

Stattdessen wurde Martin Schlegel in einem erstaunlich weiten Karriereschritt an Maechler vorbei zum Vize befördert – und damit zum wahrscheinlichen Nachfolger von Präsident Thomas Jordan, dessen Amtszeit im Jahr 2027 ausläuft. Schlegel gilt als Ziehsohn Jordans, er begann 2003 als dessen Praktikant in der Forschungsabteilung.

Es wäre nachvollziehbar, wenn Maechler dies als Affront aufgefasst hätte und nun mit dem Wechsel auf einen ebenfalls prestigeträchtigen Posten bei der BIZ die Konsequenzen zieht.

Der Vorwurf, die SNB sei eine Männerbastion, wird nun stärker werden.

Zumal die Tatsache, dass ihr Schlegel vorgezogen wurde, weitherum so interpretiert wurde: Der Bankrat als Aufsichtsgremium und Thomas Jordan also dominante Figur der SNB scheinen ihr die Leitung der Nationalbank nicht zuzutrauen. Im Urteil mancher Beobachter galt Maechler in Sachen Geldpolitik als Leichtgewicht. Sie hat sich kaum öffentlich zu geldpolitischen Fragen geäussert.

Der Vorwurf, die SNB sei eine Männerbastion, wird nun stärker werden. Nach dem Abgang von Maechler gibt es mit Petra Gerlach derzeit nur eine einzige Frau im siebenköpfigen erweiterten Direktorium.

Als Nachfolgerin kommt deshalb wohl nur eine Frau infrage. Das wird nicht einfach. Die ideale Kandidatin sollte auch noch aus der französisch- oder italienischsprachigen Schweiz kommen, die sonst nicht mehr im Direktorium vertreten ist. Derzeit erfüllt diese Voraussetzung im erweiterten Direktorium nur Attilio Zanetti. Ausserdem sind an der Spitze SNB-Outsider untervertreten, die reichlich Erfahrungen ausserhalb der Nationalbank erworben haben. 

Ökonominnen mit Schweizer Pass gibt es zwar zahlreiche, aber solche mit ausgewiesenen Kenntnissen in Währungs-, Bank- und Finanzfragen deutlich weniger. Wie bereits für die Zurbrügg-Nachfolge dürften erneut die renommierte Ökonomieprofessorin Beatrice Weder di Mauro und Marlene Amstad, derzeit Präsidentin der Finanzmarktaufsicht (Finma), oben auf der Liste möglicher Nachfolgerinnen stehen.