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Konsum von Fast Fashion
Die Altkleider­sammlung boomt, doch die billige Ware lässt sich kaum recyceln

Eine Frau betrachtet Jeanshosen, fotografiert am 16. Februar 2021 in Zuerich. Die Hosen wurden online bei einem Haendler bestellt. (KEYSTONE/Christian Beutler)
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Der Herbst ist die Saison, in der am meisten Kleider entsorgt werden. «Schon jetzt spüren wir den Anstieg der Sammelmenge», sagt Texaid-Geschäftsführer Philipp Stoller. Im Oktober und November verzeichnet die Altkleider­sammelfirma erfahrungsgemäss die grösste Menge der in die Container geworfenen Säcke.

Der Kleiderkonsum in der Schweiz ist gross: Jedes Jahr werden pro Person im Durchschnitt rund 60 Kleidungsstücke gekauft. Dies zeigen Schätzungen des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit. Pro Person werden jährlich 22 Kilogramm an Kleidern importiert.

Umweltorganisationen wie WWF oder Greenpeace warnen vor den ökologischen Folgen des Kleiderkonsums. Würden wir alle Kleider in der Schweiz drei Jahre länger nutzen, liessen sich 1,5 Millionen Tonnen an CO₂ pro Jahr einsparen, wie eine Studie von Greenpeace zeigt.

Klimaziel: Drei bis maximal acht Kleidungsstücke pro Jahr

Die britische Bewegung «Take the Jump» geht noch weiter und ruft nicht nur zum längeren Tragen unserer Kleidung auf, sondern nennt eine konkrete Zahl für unseren Konsum: Um die für 2030 gesetzten Klimaziele zu erreichen, dürfen pro Person drei bis maximal acht neue Kleider gekauft werden.

Secondhand-Kleider sind davon jedoch ausgenommen, da sie keinen ökologischen Schaden mehr verursachen. Tatsächlich nimmt in der Schweiz die Zahl der Kleiderbörsen zu. Oft sind es keine ökologischen, sondern finanzielle Gründe, die die Leute dort hintreiben: «Wir merken, dass die Nachfrage auch wegen der steigenden Lebenshaltungskosten steigt», sagt eine Sprecherin des Kleiderbörsenvereins Walkin-Closet Schweiz. Die Zahl der Käuferinnen und Käufer mit Asylausweis oder verbilligender Kulturlegi habe zugenommen.

Symbolbild: Eine Person shoppt mit ihrem iPad auf der Temu-APP, fotografiert am Freitag, 1. Maerz 2024 in Zuerich. (KEYSTONE/Christian Beutler)

Doch die Kleider taugen zunehmend nicht mehr für die Secondhand-Nutzung. «Die Qualität der gesammelten Textilien verschlechtert sich kontinuierlich», sagt Texaid-Geschäftsführer Stoller. Der Grund sei Fast-Fashion-Ware, wie sie von den chinesischen Onlineplattformen Shein und Temu geliefert werde.

Die Sortierung der in die Container der Sammelstellen geworfenen Altkleidersäcke ist Handarbeit, weshalb fast alle nicht im Hochlohnland Schweiz, sondern im Ausland ausgewertet werden. Ein grosser Teil unserer Kleider endet auf Secondhand-Märkten in Entwicklungsländern – das aber ist ein Problem. Denn auch dort lässt sie sich kaum verkaufen.

Altkleider werden oft verbrannt

In den westafrikanischen Staat Ghana werden jede Woche rund 15 Millionen Kleidungsstücke verschifft, wie es in einer vergangene Woche von Greenpeace veröffentlichten Studie mit dem Titel «Die toxische Textilkrise in Ghana» heisst. Nur in etwa die Hälfte habe überhaupt noch einen Wert und sei zum Wiederverkauf geeignet. Die andere Hälfte ende auf offenen Mülldeponien und werde verbrannt.

90 Prozent der in Ghana aufgelaufenen Altkleider bestehe aus synthetischem Gewebe wie Polyester, Nylon oder Acryl und habe keinen Wiederverkaufswert, schreibt Greenpeace. Ihre Verbrennung führe zur Vergiftung von Luft, Böden und Gewässern.

In öffentlichen Waschhäusern in der ghanaischen Hauptstadt Accra werden Altkleider zur Warmwasseraufbereitung verbrannt, was ein Problem darstellt: Luftmessungen von Greenpeace zeigen dort toxische Werte des krebserregenden Benzols. Aber auch unverbrannt stellen die Altkleider eine Umweltgefahr dar: Das synthetische Gewebe findet sich als Mikroplastik an Stränden oder in Flüssen.