Billigladen im PreisvergleichAction ist sogar günstiger als Temu, lässt aber Ordnung im Regal vermissen
Eine erste Filiale des niederländischen Discounters eröffnet bald in der Schweiz. Ein Preisvergleich der Uni St. Gallen zeigt: Bestimmte Produkte kosten bei Action halb so viel wie bei Temu.
Bereits im Frühling könnte eine erste Action-Filiale in der Nähe von Zürich eröffnen. Vorgängig haben Forscherinnen und Forscher der Universität St. Gallen das Geschäftskonzept des niederländischen Discounters genauer unter die Lupe genommen und eine Auswertung erstellt.
Ihre spannendste Erkenntnis ist dabei: Action ist nicht nur günstig im Vergleich mit anderen stationären Läden, sondern auch mit dem Onlinehandel.
Für ihre Analyse haben die Forschenden Produkte bei Action in Österreich gekauft und sie mit in der Schweiz erhältlichen Artikeln aus dem Onlineshop von Temu verglichen. Demnach zeigt sich anhand eines vergleichbaren Warenkorbs, dass Action durchschnittlich 23 Prozent günstiger ist.
Sparen mit Körperpflegeprodukten und Haushaltswaren
Die Preisunterschiede würden je nach Warengruppe variieren. Klar günstiger sei Action bei Artikeln der Warengruppen «Haushalt» (–55 Prozent), «Büro- & Schulbedarf» (–54 Prozent) und «Körperpflege» (–52 Prozent). Teurer hingegen in den Warengruppen «Elektronik» (+34 Prozent) und «Sport» (+13 Prozent).
Die St. Galler Forscher betonen, dass es sich um eine Momentaufnahme handle, da sich sowohl bei Action als auch bei Temu die Preise regelmässig ändern würden. «Der Preisvergleich basiert auf der Preiseinstiegslage, für die betrachteten Anbieter wurden also die niedrigsten ausgeschriebenen Preise für vergleichbare Artikel herausgesucht.»
Es sei überraschend, dass Action, zumindest in Österreich, den chinesischen Billiganbieter Temu preislich deutlich schlage, und dies, «obwohl Temu ausschliesslich in China die Waren beschafft und von zahlreichen Subventionen im Hinblick auf den Warentransport profitiert», heisst es in der Studie.
Geöffnete Packungen in Kleiderregalen
Warum kann Action so günstig sein? Zur Effizienz des Unternehmens heisst es: Actions Distributionszentren seien hypereffizient organisiert. Die Angestellten würden mit computergestützten Systemen arbeiten, die jeden Schritt und jede Sekunde ihrer Tätigkeit überwachen würden. Dies optimiere die Produktivität und senke die Kosten. Zur Auslieferung würden sogenannte Doppeldecker-Lastwagen verwendet, die 60 Prozent mehr Ware als herkömmliche LKWs transportieren könnten.
Die Forschenden haben darüber hinaus mehrere Filialen vor Ort angeschaut. Diese würden sehr unterschiedlich daherkommen. Besonders bei Kleidern ist den Forschern «ein unordentlicher Zustand» aufgefallen. In einigen Regalen hätten sich Produkte gefunden, die «unsystematisch zurückgestellt» worden seien, und vereinzelt hätten sie geöffnete Verpackungen festgestellt.
Bei Gesprächen mit den Mitarbeitenden hätten diese über Personalmangel und Stress geklagt. Trotz dieser Einschränkungen würden sich die Filialen einer hohen Kundenfrequenz und grosser Beliebtheit erfreuen, heisst es in der Analyse.
Warnung an Konkurrenten in der Schweiz
Migros, Denner und Coop empfehlen die St. Galler Autoren, sich frühzeitig vorzubereiten. Sie sollten «den Markteintritt von Action ernst nehmen und den neuen Wettbewerber genau analysieren». Dabei sollten sie eher auf Differenzierung statt auf Preiskampf setzen.
Action bietet 6000 Produkte, und nicht einmal jedes zehnte davon kostet mehr als 5 Euro, 1500 davon sogar weniger als 1 Euro. So zumindest präsentiert sich der niederländische Non-Food-Discounter in den Nachbarländern.
Die Expansion in die Schweiz soll in den nächsten Monaten erfolgen. Wie Recherchen dieser Redaktion zeigen, dürfte eine erste Filiale im Frühling in Bachenbülach im Kanton Zürich eröffnen. Erste Stellen für Filialmitarbeiter sind bereits ausgeschrieben.
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