Kommentar zu neuen LädenDiscounter sind nicht des Teufels – das Problem sind chinesische Onlinehändler
Action kommt mit tiefen Preisen in die Schweiz. Wenn die Ware Anklang findet, ist das gut so. Und besser, als wenn sie aufgrund von Onlinehandel im Flugzeug transportiert wird.
Bald wird der niederländische Non-Food-Händler Action erste Filialen in der Schweiz eröffnen, wie hier kürzlich gemeldet wurde. Er folgt auf die Outlet-Kette Stokomani aus Frankreich, die 2023 mit einem Geschäft im Wallis startete. In Medienartikeln und Leserbriefen wurde die Kritik laut, dass die neuen Anbieter die Schweiz mit umweltschädlicher Billigware aus Asien überschwemmen könnten. Das ist übertrieben – und manchmal auch überheblich.
Es gab Zeiten, da hatten Billiganbieter ihre Filialen mitten in den Stadtzentren: Sie hiessen EPA und ABM und hatten primär folgenden Zweck: Sie boten Haushaltswaren kostengünstig an. Das Publikum schätzte das – bis nach der Jahrtausendwende die goldene Ära der Warenhäuser an ihr Ende kam und die Marken verschwanden.
Wer sich Filialen der neuen Anbieter anschaut, mag sich an Einkäufe in der EPA erinnern: Dort gab es nicht immer die beste Qualität zu kaufen. Die Ware wurde auch aus Hongkong oder Taiwan herantransportiert. Die Folge: Auch eine Fabrikarbeiterin oder ein Strassenbauer konnte sie sich leisten.
Natürlich stellt sich die Frage, ob der Kauf von Billigstware aus Fernost angesichts der Erderwärmung noch angebracht ist. Die Antwort lautet «Ja, aber …». Der Grossteil der asiatischen Ware, die für den stationären Handel in Europa importiert wird, kommt mit dem Schiff – eine deutlich klimafreundlichere Transportmethode als das Flugzeug. Kann man den Worten von Action glauben, setzt der Konzern sogar auf «grüne Kraftstoffe» beim Überseetransport, um die Emissionen zu reduzieren.
Finger weg von Onlinehändlern
Schädlicher ist der E-Commerce mit China über Onlinehändler wie Shein und Temu. Die Konzerne belegen inzwischen ganze Luftfrachtkorridore, um täglich bis zu 5000 Tonnen Billigware nach Europa zu fliegen. Hier wäre die beste Lösung, Fluggesellschaften für umweltschädliche Emissionen zahlen zu lassen. Sie könnten die Kosten dann auf die Onlinebasare überwälzen, die unsere Umwelt verpesten.
Eine schlechte Idee ist es hingegen, mit dem Finger auf Geringverdiener in der Schweiz zu deuten, die bei Discountern günstig einkaufen. Sie haben nämlich häufig keine Wahl.
Wer es sich leisten kann, investiert besser in regional produzierte Ware mit Nachhaltigkeitsanspruch – keine Frage. Wir alle aber sollten die Finger von den CO₂-treibenden Onlinehändlern lassen, die mit psychologischen Tricks und Schnäppchenpreisen nicht nur unseren Konsumwahn, sondern auch das Klima anheizen.
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