Sandoz investiert in Slowenien90 Millionen Dollar für ein technisches Entwicklungszentrum
Die Novartis-Tochter will das Land zu einem Schlüsselstandort für Biosimilars machen. Das Geschäft mit diesen patentfreien Biotech-Therapien bestimmt die Zukunft.
Die Noch-Novartis-Tochter Sandoz wartet mit weiteren Investitionen nicht bis zu ihrem Börsengang diesen Herbst. Sie investiert rund 90 Millionen Dollar in Slowenien. Das gab Sandoz am Donnerstag bekannt. Dort soll ein technisches Entwicklungszentrum für Biosimilars aufgebaut werden. Gemäss der Mitteilung entstehen 200 neue Vollzeitstellen.
Biosimilars werden den Medikamentenmarkt zunehmend bestimmen: Dies sind Biotech-Medikamente, bei denen der Patentschutz abgelaufen ist. Teure Antikörper-Therapien können dann günstiger auf den Markt kommen.
Zukunftsgeschäft Biosimilars
Bislang sind vor allem Generika als günstige Nachahmermedikamente bekannt. Im Gegensatz zu diesen chemisch hergestellten Medikamenten sind Biosimilars in der Produktion jedoch sehr anspruchsvoll. Bei ihnen handelt es sich zwar auch um Therapien, bei denen der Patentschutz abgelaufen ist und die andere Firmen deswegen auch herstellen dürfen. Dies kann jedoch nur biotechnologisch durch Zellkulturen passieren, weshalb das Nachahmerprodukt nie ganz identisch zum Original sein kann.
In Biosimilars wittert Sandoz das Zukunftsgeschäft. Bislang macht sie damit lediglich 21 Prozent ihres Umsatzes. Im vergangenen Jahr waren das 1,9 Milliarden Dollar. Der Patentablauf vieler neuer Antikörper-Therapien hat jedoch erst begonnen.
400 Millionen Dollar für neue Anlage in Slowenien
Sandoz hat bislang 8 Biosimilars auf dem Markt, in der Pipeline warten weitere 24 Biosimilars. Bei vier von ihnen handelt es sich um Bestseller-Therapien. Eine davon ist das Nachahmerprodukt des Erfolgsschlagers Humira, das diesen Juli frisch lanciert wurde. Der US-Konzern Abbvie hat mit dieser Therapie gegen schwere, entzündliche Erkrankungen allein in den USA vergangenes Jahr 18 Milliarden Dollar erlöst.
Slowenien ist für Sandoz eine der wichtigsten Biosimilar-Produktionsstätten. Der Konzern gab diesen März bekannt, dort eine ganz neue Produktionsanlage für mindestens 400 Millionen Dollar zu bauen. Deren Vollbetrieb ist für 2026 geplant.
Der Markt für Biosimilars soll bis 2031 um 20 Prozent wachsen. Schätzungen gehen dann von Verkäufen in Höhe von 122 Milliarden Dollar aus.
Penicillin war nie patentiert
Sandoz hatte Anfang Juni mit Präsentationen für potenzielle Investorinnen und Investoren in London und New York für den bevorstehenden Börsengang geworben. Die Novartis-Tochter soll diesen Oktober als eigenständige Firma an die Börse gehen. Bei den Anlegern warb sie auch mit ihrer langjährigen Geschichte und verwies auf die Gründung der damaligen Chemiefirma Sandoz in Basel 1886.
Das heutige Management betonte ausserdem, dass Sandoz 1951 als Erste weltweit Penicillin in Tablettenform herstellte. Penicillin war von Anbeginn patentfrei – und damit sozusagen sogleich ein Generikum. Der Entdecker Alexander Fleming befand, es sei ein Naturprodukt. Antibiotika wie Penicillin werden inzwischen vor allem günstig in Asien hergestellt. Sandoz ist die Letzte, die in Europa eine nennenswerte Produktion unterhält.
Halb so hohe Marge von Sandoz
Sandoz weist eine wesentlich niedrigere Betriebsgewinnmarge auf als das Geschäft von Novartis mit innovativen, patentgeschützten Medikamenten: Im ersten Halbjahr erzielte die Generika-Einheit eine operative Gewinnmarge (ohne Berücksichtigung von Sondereffekten) von 19,6 Prozent. Das Pharmageschäft von Novartis kam dagegen auf 38,9 Prozent. Hierin liegt für Novartis der Hauptgrund für die Abspaltung von Sandoz.
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