Zweiter Wahlgang im Ständerat Nina Schärrer muss sich für ihren Rivalen opfern
Jung, weiblich und liberal: Die FDP-Kandidatin gibt ihrer Partei ein starkes Profil. Doch die Schaffhauser Freisinnigen sägen sie kurz vor dem zweiten Wahlgang ab.
Weltoffen, wirtschaftsfreundlich, freiheitsliebend. Nina Schärrer vertritt urliberale Positionen und hätte das künftig gerne für den Kanton Schaffhausen im Ständerat getan. Doch Schärrer, FDP-Politikerin mit Leib und Seele, hat sich für den zweiten Wahlgang aus dem Rennen genommen. Dabei hatte sie ihre Kandidatur am Wochenende zunächst bereits angekündigt. Ihr Rückzug soll nun dem Bisherigen Thomas Minder, der vom SP-Kandidaten Simon Stocker bedrängt wird, die Wahl sichern.
Schärrer verzichtet höchst widerwillig. «Persönlich kann ich nicht hinter dem Entscheid stehen», sagt sie. Nicht nur die SVP, sondern auch ein grosser Teil der FDP haben ihr die Unterstützung verweigert. Dies mit dem Argument, den bürgerlichen Sitz halten zu wollen. Minder ist parteilos, hat sich im Bundeshaus aber der SVP-Fraktion angeschlossen.
«Wäre ich die einzige Kandidatin im bürgerlichen Lager gewesen, hätte ich das Rennen mit grosser Wahrscheinlichkeit gemacht», sagt Schärrer. Doch dass Minder seine Kandidatur zurückziehen würde, sei «nicht zu erwarten» gewesen. «Ihm fehlt die Demut, einer jungen Frau Platz zu machen im Sinne der Sache», so die Schaffhauserin. Sie kritisiert auch ihre eigene Partei: Je nach Kanton ordne sich die FDP zu stark der SVP unter, um politische Ziele zu erreichen, «auch auf Kosten der eigenen Überzeugungen».
«Die bürgerlichen Parteien sind sich einig, dass ich breiter mobilisiere als sie.»
Schärrer ist 37 Jahre alt und seit zwei Jahren im kantonalen Vorstand der Schaffhauser FDP. Sie setzt sich ein für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, für mehr Unternehmensfreundlichkeit sowie für die Sicherung der Altersvorsorge. Die SVP-Neutralitätsinitiative lehnt sie ab, während Minder sie befürwortet. Schärrer unterscheidet sich nicht nur inhaltlich von Minder, sondern auch in der Art des Politisierens. Sie sei lösungsorientiert und glaube daran, dass man einander zuhören müsse, um gemeinsame Wege zu gehen. «Minder ist ein Hardliner, sowohl politisch als auch in seinem Stil», sagt Schärrer.
Was sagt Minder zu dieser Kritik? «Die bürgerlichen Parteien sind sich einig, dass ich breiter mobilisiere als sie und somit Simon Stocker im Ständerat verhindern kann.» Minder wurde als Urheber der «Abzockerinitiative» bekannt und 2011 in den Ständerat gewählt.
Am Sonntag verpasste er die Wiederwahl im ersten Wahlgang und landete auf dem dritten Platz hinter dem amtierenden SVP-Ständerat Hannes Germann und SP-Kandidat Simon Stocker.
Die FDP Schaffhausen gibt sich zugeknöpft. In ihrer Medienmitteilung schreibt sie zwar: «Minder ist die einzige Chance.» Auf Anfrage sagt Vorstandsmitglied Martin Egger aber, dies sei keine Wahlempfehlung, sondern eine «Beschreibung der Ausgangslage». Die Schaffhauser Jungfreisinnigen teilten derweil am Donnerstag mit, dass sie Stimmfreigabe beschlossen hätten.
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