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Meinung

Miniaturen des Alltags
Zwangsferien in den eigenen vier Wänden

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Statt in einem Madrider Strassencafé zu sitzen und über die Plaza Mayor zu flanieren, las ich zu Hause auf dem Sofa einen Generationen-Roman über die Franco-Zeit. Immerhin spielte er in der spanischen Metropole, wohin nun eine Reise undenkbar geworden war. Schon als ich das Buch aus dem Gestell gezogen hatte, war mir das stark vergilbte Papier aufgefallen. Die von Niesanfällen unterbrochene Lektüre machte deutlich: Hier hockt der Staub, und zwar in feinsten Partikeln

Ich las trotzdem weiter, denn das Buch von Rafael Chirbes packte mich – und was hätte ich in den Ferien sonst anderes tun sollen, als mich wenigstens in Gedanken anderswohin zu katapultieren? Die Garten-Center waren noch geschlossen. Die Bepflanzung des Balkons musste also warten. Am Schluss schaute ich mir sogar das Impressum genauer an. Das Erscheinungsjahr gab zu denken: 1999. Da hatte doch das Buch schon gut
20 Jahre ungelesen im Büchergestell gestanden. Es war wirklich schlecht gealtert, das Cover war zwar immer noch schön, aber die Papierqualität minderwertig.

Vor dem Gestell stellte ich erleichtert fest, dass längst nicht alle Bücher mit der Zeit riechen und aussehen, als ob sie das letzte Jahrhundert im Estrich verbracht hätten. Nun aber fiel mir die Staubschicht hinter den Büchern auf. Und so fing ich an, die Regale wieder einmal richtig zu putzen. Aber nur so lange, bis mich der Staub in Corona-ähnliche Zustände versetzte. Die Allergie gegen die Mini-Partikel hatte ich ganz vergessen – und auch, dass ich mich eigentlich in den Ferien befand. Ich ergriff also das nächste Buch, fläzte mich erneut aufs Sofa und tauchte ab.