Miniatur des AlltagsDer falsche Tag
Eine Kolumne über eine peinliche Terminverwechslung.
Ich scheine zu den Personen zu gehören, die Alltagspeinlichkeiten anziehen wie andere ihr Werktagskleid. Kürzlich etwa habe ich mehrmals erfolglos versucht, mein Auto aufzuschliessen – um irgendwann festzustellen, dass es nicht am Schlüssel lag, sondern daran, dass es eben nicht mein Auto war. Ein anderes Mal versuchte ich verzweifelt, mein Ausfahrtticket am Parkautomaten zu entwerten – bis ich feststellte, dass ich im falschen Parkhaus stand.
Kürzlich jedoch wurde es selbst mir zu bunt: Gut gelaunt war ich im Coiffeursalon eingetroffen. Nach einer kurzen Wartezeit hörte sich die Coiffeuse meines Vertrauens meine Frisurwünsche an. Bereits wenig später sass ich mit tropfnassen, gewaschenen Haaren vor dem Spiegel. Die Frisörin hatte gerade die Schere zur Hand genommen, als eine ältere Dame den Salon betrat. «Ups», sagte die Coiffeuse. Zuerst verstand ich nur Bahnhof. Doch dann sprach sie den folgenschweren Satz «Jemand von uns dreien liegt falsch» aus. Da dämmerte es mir, dass ich mich eventuell zur falschen Zeit am falschen Ort befinden könnte. Ein Blick in die Geschäftsagenda schaffte Klarheit: Ich befand mich zwar zur richtigen Zeit am richtigen Ort – aber leider am falschen Tag.
Die Coiffeuse amüsierte sich köstlich. Und ich buchte ein Achtsamkeitsseminar, welches ich dann leider nie besuchen konnte, da ich an diesem Tag bereits einen Coiffeurtermin hatte.
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