Kinderarbeit und ZwangsheiratSchweizer Rohstoffriese bezog Zucker aus zweifelhaften indischen Plantagen
Indische Frauen lassen sich ihre Gebärmutter entfernen, um nie bei der Arbeit zu fehlen: Bis 2023 handelte die Louis Dreyfus Company mit Zucker von Plantagen mit katastrophalen Arbeitsbedingungen.

- In Indien arbeiten Menschen unter katastrophalen Bedingungen auf Zuckerplantagen.
- Arbeiterinnen lassen sich die Gebärmutter entfernen, um trotz Menstruation zu arbeiten.
- Coca-Cola und Pepsi verarbeiten Zucker aus der Region, die in der Kritik steht.
- Die Louis Dreyfus Company mit Sitz in Genf hat Zuckerlieferungen aus dem Gebiet ausgesetzt.
Auf indischen Zuckerplantagen herrschen teils menschenunwürdige Zustände. Im westindischen Bundesstaat Maharashtra, von wo auch etwa Coca-Cola oder Pepsi Zucker für ihre Getränke beziehen, arbeiten rund eine Million Menschen unter katastrophalen Arbeitsbedingungen.
Wie eine Recherche der «New York Times» zeigte, sind dort Kinderarbeit und Zwangsheiraten gang und gäbe. Minderjährige werden in illegale Ehen gezwungen, um an der Seite ihres Mannes Zuckerrohr ernten zu können.
Sanitäre Anlagen und fliessendes Wasser sucht man auf den Plantagen vergebens. Dies treibt viele der Arbeiterinnen zu einem drastischen Eingriff: Sie lassen sich die Gebärmutter entfernen, um nicht wegen der Menstruation bei der Arbeit zu fehlen und auf Arztbesuche verzichten zu können. Die meisten sind beim Arbeitgeber verschuldet und können es sich nicht leisten, nicht auf dem Feld zu stehen.
Schweizer Rohstoffriese involviert
Auch die Louis Dreyfus Company mit Sitz in Genf handelte mit Zucker aus Maharashtra, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt. Der Konzern ist einer der wichtigsten im weltweiten Handel mit Agrarrohstoffen wie Getreide, Kaffee, Baumwolle und eben Zucker.
Eine Auswertung hat ergeben, dass der Konzern zwischen 2019 und 2023 über 1300 Lieferungen im Bundesstaat Maharashtra tätigte. Darunter waren über 80 aus der Zuckermühle Dalmia Bharat Sugar, die auch Coca-Cola beliefert und stellvertretend für die von der «New York Times» aufgedeckten Missstände steht.
Bei der Louis Dreyfus Company heisst es, man habe bereits Konsequenzen gezogen und seit 2023 keinen Zucker mehr von Dalmia Bharat Sugar sowie einer weiteren Mühle aus der Region, der Nirani Sugars Limited, bezogen. «Wir haben die weitere Beschaffung bei beiden Werken bis zur Untersuchung der erhobenen Vorwürfe, die wir sehr ernst nehmen, ausgesetzt.»
Das Unternehmen habe einen internationalen Verhaltenskodex und Vorgaben zu Menschenrechten und Arbeitsbedingungen erlassen. «Wir erwarten, dass alle unsere Lieferanten sich daran halten.»
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