Niederlage im Aufstiegs-PlayoffIn zehn schwachen Minuten platzen Handball Stäfas Träume
Der Nationalliga-B-Meister hat das Spiel 4 des Playoff-Finals bei Chênois 23:30 verloren. Damit entschieden die Genfer die Serie 3:1 für sich. Die Stäfner vergaben ihre Chance auf mehr.
Zweieinhalb Minuten sind in der Sporthalle Sous-Moulin in der Genfer Vorortgemeinde Thônex noch zu spielen, als Stäfas Rückraumkönner Moritz Bächtiger den Ball noch einmal mustergültig zu Francesco Ardielli passt. Der rechte Flügelspieler kommt frei zum Abschluss, springt in den Kreis, überwindet den starken Genfer Goalie Bastien Soullier – und sieht den Ball tief im linken unteren Eck an den Pfosten anstatt ins Netz fliegen. Auch bei seinem achten Torwurf bleibt dem sonst so sicheren Skorer der zweite Treffer des Abends verwehrt. So exemplarisch die Szene für die Stäfner Abschlussprobleme steht – entscheidend ist sie längst nicht mehr. Denn zu diesem Zeitpunkt steht es bereits 28:22 für Chênois, der Grossteil des Publikums klatschend und singend auf der Tribüne – und der dritte Sieg der Genfer zur Entscheidung in der Best-of-5-Serie bereits fest.
Verloren hatten die Stäfner die Partie lange vorher. So machten die Einheimischen, angetrieben von ihren frenetischen Fans in der engen, lauten Halle, zu Beginn der zweiten Halbzeit mächtig Druck. In der Verteidigung wehrten sich die Stäfner mit grossem Einsatz – doch vorne lief nur wenig zusammen. Drei technische Fehler, ein Fehlwurf, eine Parade Soulliers – schon war innert sieben Minuten aus dem 13:13-Pausenstand ein 15:20-Rückstand geworden. «Eigentlich wollten wir die Genfer in der zweiten Halbzeit überrennen», verriet Stäfas Rückraumregisseur Laurin Rinderknecht. «Aber uns sind dann zu viele Fehler passiert, und ihr Goalie hat in dieser Phase auch alles gehalten.» Wenn man in der 40. Minute mit fünf Toren zurückliege, werde es gegen jeden Gegner schwierig. «Und heute hätte schon alles perfekt laufen müssen, um das aufzuholen.»
Genfs wenige Fehler nicht genutzt
Stäfas scheidender Cheftrainer Philipp Seitle machte in seiner Analyse den Knackpunkt in einer noch früheren Phase aus: den Minuten vor der Pause. «In der ersten Halbzeit waren wir die bessere Mannschaft, da haben wir physisch stark dagegengehalten und uns sehr gute, klare Abschlusschancen herausgespielt», schilderte er. «Wir haben zwischendurch zwar mit zwei Toren geführt, hätten aber gut und gern fünf, sechs Treffer voraus liegen können. Dann läuft das Spiel später auch anders.» Genau in dieser Phase seien dem Genfer Torhüter Bastien Soullier seine stärksten und wichtigsten Paraden gelungen. «Und weil wir dann noch zwei Tore kassieren, gehen wir mit einem Unentschieden statt mit einer deutlichen Führung in die Pause», führte Seitle aus.
Darum erst habe die Stäfner Baisse nach der Halbzeit die entscheidende Wirkung entfacht. «Schwache Phasen gehören zu jedem Handballspiel, die hat jede Mannschaft. Wenn wir aber davor ein gewisses Polster gehabt hätten, wären wir trotzdem im Spiel geblieben.» Möglicherweise wäre Chênois’ Startfurioso nach dem Seitenwechsel dann aber auch weniger erfolgreich verlaufen. Denn dass die mehrheitlich so stilsicheren Gastgeber unter Druck auch einmal falsche Entscheidungen treffen können, hatten sie in der ersten Halbzeit offenbart. Insgesamt aber leisteten sich die Zweitplatzierten der NLB-Hauptrunde nur selten einen Ballverlust. Schnelle Gegenstösse und entsprechend einfache Tore der Stäfner blieben somit Mangelware. «Natürlich sind wir jetzt enttäuscht, aber wir hatten es hier alles andere als mit einem Gurkengegner zu tun», sagte Seitle. «Die Genfer haben wenige Fehler gemacht – und wenn, dann haben wir sie nicht genutzt.»
Zwischen Hadern und Stolz
Philipp Seitles designierter Nachfolger Lukas Maag, der in der letzten Halbzeit seiner Spielerkarriere während rund 15 Minuten auf dem Feld stand, führte die mangelnde Präzision im Abschluss auf die fehlende Cleverness der Stäfner zurück. «Schade, dass wir jetzt nicht noch ein Jahr zusammen in derselben Konstellation spielen können – ich denke, wenn wir die Chance hätten, noch einmal zusammen in einem Playoff-Final anzutreten, würden wir uns sicher noch besser schlagen», kommentierte Maag. Erleichtert darüber, als Cheftrainer nach den vielen schon länger feststehenden Abgängen den Umbau des Teams in der kommenden Saison nun definitiv nicht in der höchsten Liga, sondern in der Nationalliga B anzugehen, zeigte er sich keineswegs. «In der QHL hätten wir wirklich gar keinen Druck. In der NLB aber werden manche vielleicht schon das Gefühl haben, dass wir als Playoff-Finalist ja wieder vorne mitspielen müssen.»
Eine wichtige Teamstütze, auf die Maag in der kommenden Saison bauen kann, ist Mathias Müller. Der Rückraumroutinier nahm nach dem Matchende in Genf einige seiner jüngeren Mitspieler tröstend in den Arm, obwohl er selbst an der Niederlage zu knabbern hatte. «Der Genfer Goalie ist schon gut – aber wir haben ihn heute selbst noch viel stärker gemacht, als er ist», befand er etwa. Natürlich habe Chênois sich verdientermassen durchgesetzt, fügte der 27-Jährige an. Stellvertretend für die anderen hier Zitierten betonte er schliesslich: «Ich bin extrem stolz auf die Mannschaft. Dass wir mit so einem jungen Team die Normalrunde gewinnen und dadurch NLB-Meister werden, ist alles andere als selbstverständlich – wir haben wirklich eine sehr gute Saison gespielt.»
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