Yoga-Apps im TestMit dem Handy zum Yogi werden – «wenn das immer so einfach wäre»
Programme versprechen gezielte Übungsanleitungen. Doch viele sind überladen oder geben falsche Tipps, findet ein Yogalehrer. Und niemand weiss, was mit den Daten passiert.

- In App-Stores gibt es immer mehr Yogaprogramme mit Videoanleitungen.
- Ein erfahrener Yogalehrer testet sieben Yoga-Apps.
- Er bemängelt das fehlende unmittelbare Feedback für eine korrekte Ausführung.
- Einige Anwendungen sind für Anfänger geeignet, bieten jedoch anspruchsvolle Übungen.
Viele Wege führen im Internet zur Entspannung, egal ob Onlinekurs oder Youtube-Video. Auch in den App-Stores finden sich jede Menge Yogaprogramme. Doch der erfahrene Yogalehrer Reinhard Bögle kritisiert viele davon, vor allem, was den Umgang mit persönlichen Angaben angeht, die die Apps verlangen.
Bögle leitet ein Yoga-Forum in München, er hat für diese Redaktion sieben Apps bewertet. Insgesamt missfällt ihm: «Die meisten Yoga-Apps richten sich an junge, fitnesserfahrene Menschen», sagt er, «für Anfänger sind die Anwendungen oft nicht geeignet.»
Das grösste Problem von Yoga-Apps im Vergleich zu Online- oder vor allem Präsenzkursen: Es fehlt das direkte Feedback des Programms, ob eine Übung korrekt ausgeführt wird. Während beispielsweise Apps zum Sprachenlernen schon recht ordentliche Rückmeldungen etwa zu Aussprachefehlern geben können, fehlt ein solcher Kanal zur Rückkopplung bei Yoga-Apps.
Einige Apps sind ganz schön neugierig
Viele der Angebote in den App-Stores funktionieren auf den beiden verbreiteten Smartphone-Betriebssystemen, einige gibt es exklusiv für iOS oder Android. Bei allen Programmen im Test gibt es einen begrenzten Übungsumfang gratis. Wer regelmässig trainieren möchte, muss bei fast allen Programmen zahlen – und zwar monatlich oder jährlich im Abo.
Einige Apps sind ganz schön neugierig, sie fragen, ob man Schmerzen hat. Oder wollen die Ziele der Übenden ausforschen. «Oft ist unklar, wer dahintersteht und was mit den abgefragten Daten passiert – verbindliche Standards fehlen», kritisiert Bögle. Wer bei einer App unsicher ist, sollte in einem ersten Probelauf also nicht gleich zu viele Informationen preisgeben.
Der Experte hat bei dem folgenden Test vor allem auf den Übungsumfang und die Anleitung der Programme geachtet. Dabei hat er auch geprüft, ob die Trainingseinheiten nützlich sind und mit den Niveauangaben der Anbieter übereinstimmen.
Die Anspruchsvolle: Down Dog

Systeme: Android/iOS
Kosten: Zwischen 10 und 65 Franken, je nach Zahlungsplan
Bewertung: 5 von 10 Punkten
«Mit Down Dog hatte ich meine Probleme: Nach jedem Neustart musste ich mich wieder registrieren. Positiv: Es gibt eine Auswahl an Schwierigkeitsstufen, an verschiedenen Yoga-Arten sowie Optionen mit oder ohne Musik. Die Übungsanleitungen sind solide, teilweise aber zu anspruchsvoll. Im Bereich ‹Stressabbau› gibt es simple Hinweise ohne esoterische Anklänge. Mancher Rat, etwa belastende Gedanken durch eine offene Tür zu geleiten und diese sanft zu schliessen, wirkt banal. Wenn das immer so einfach wäre.»
Die Fordernde:Yoga für Anfänger, Asana-Posen

Systeme: Android/iOS
Kosten: Zwischen 5 und 60 Franken, je nach Zahlungsplan
Bewertung: 3 von 10 Punkten
«Der Weg bis zur Übung dauert durch Werbung und viele Eingabemasken lange. Zwar bietet die App eine Vielzahl an Yoga-Stilen wie Klassisch, Stuhl- oder Bettyoga und lässt Ziele wie Fitness oder Gewichtsverlust wählen, die Abfrage von persönlichen Daten wie der Körperform wirkt aber übertrieben. Während der Übungen haben mir Anleitungen gefehlt. Die Hinweise erscheinen nur einmal vorab. Das Training war ab dem ersten Tag sehr anspruchsvoll. Die App eignet sich für sehr fitte Menschen, nicht unbedingt für Anfänger.»
Die Beste: YogaEasy, Online Yoga-Studio

Systeme: Android/iOS
Kosten: Rund 15 Franken pro Monat für den Basic-Zugang
Bewertung: 8 von 10 Punkten
«Die Eingabe einer Mailadresse ist verpflichtend. Zudem ist der Start kompliziert, auch wenn wichtige Fragen zu Zielen wie Entspannung, Fitness oder Schmerzlinderung sowie zur gewünschten Trainingslänge und -zeit gestellt werden. Teils wirkt die App spirituell überladen, mit ihrem Ziel, zur ‹ewigen unendlichen Quelle› zu führen. Vorbildlich aber: Übungen werden vorgemacht, dann mit Anleitung wiederholt. Für Anfänger gibt es Hinweise wie ‹Lasse die innere Kritikerin zu Hause›. Manchmal werden Alternativen zu Übungen angeboten.»
Die Schwierige: Yoga für Meditation & Down Dog

Systeme: iOS
Kosten: Je nach Trainingsplan 10 bis 70 Franken
Bewertung: 2 von 10 Punkten
«Nutzer können verschiedene Yogaarten, Körperbereiche sowie Motivationsthemen adressieren. Die App fragt detailliert die Vorerfahrung ab – etwa, wie weit man sich nach unten beugen kann. Die Übungen selbst passen dann nicht zu den abgefragten Einschränkungen. Sprachliche Fehler fallen auf: ‹Was sollen wir Sie anrufen?› Alle Videos sind auf Englisch. Einen Videobegleittext auf Deutsch habe ich nicht gefunden. Der Anfängerkurs startet zu schwierig. Besonders fragwürdig ist das Menstruationsyoga, das viele Drehungen enthält, obwohl diese während der Periode vermieden werden sollten.»
Die Hübsche: 5 Minuten Yoga

Systeme: Android/iOS
Kosten: Zwischen 5 und 60 Franken, je nach Zahlungsplan
Bewertung: 4 von 10 Punkten
«Die App funktioniert in der Gratisversion nur eingeschränkt. Sie startet ohne Abfrage der Vorerfahrung. Der Kurs ‹Absoluter Anfänger› umfasst fünf Einheiten à fünf Minuten, in denen 15 Stellungen durchlaufen werden – ziemlich viel in kurzer Zeit. Nutzer können Tempo und Pausen aber anpassen. Übungen werden nur sprachlich angeleitet. Statt Videos gibt es Zeichnungen, die hübsch gestaltet sind. Ein Timer zeigt, wie lange man eine Position halten soll. Obwohl die Anleitungen gut sind, fallen sie oft zu kurz aus. Anfänger fühlen sich so schnell überfordert.»
Die Vielseitige: Gotta Yoga für Anfänger

Systeme: Android/iOS
Kosten: Zwischen 6 und 55 Franken, je nach Zahlungsplan
Bewertung: 6 von 10 Punkten
«In der App stellt man Fragen zur Sportlichkeit sowie zu Zielen wie Entspannung oder Rückentraining. Sie bietet neun Yogastile und elf Lehrer, zudem gibt es Livekurse. Die Sprecherin hat einen leichten Akzent, erklärt aber in verständlichem Deutsch. Anfangs wird gezeigt, welche Hilfsmittel man benötigt und wie man zugleich zuschauen und mitmachen kann. Sehr gut! Der Fersensitz als Ausgangsposition ist jedoch problematisch, da er das Risiko von Knieverletzungen birgt. Einige Übungen sind zu anspruchsvoll.»
Die Fortgeschrittene: Brigitte Fitness Yoga

Systeme: iOS
Kosten: 5 Franken
Bewertung: 6 von 10 Punkten
«Die App bietet unter anderem Work-outs wie ‹Figur-Yoga-Mix›, ‹Functional Yoga› oder ‹Faszien-Yoga›. Leider erfährt man erst nach dem Kauf, dass die App für Fortgeschrittene gedacht ist. Positiv fallen sinnvolle Gesundheitshinweise auf wie ‹kein Training bei Infekten›. Die Videos sind nicht klar zu erkennen, da die Kleidung der Lehrerin kaum Kontrast zum Hintergrund bietet. Die Musik kann nicht abgeschaltet werden und hat einen schnellen Beat, was mich gestört hat. Ein Pluspunkt ist die Möglichkeit, sich ein Lernprogramm zusammenzustellen.»
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