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Umstrittene Architektur
Xherdan erträumt sich eine Burg

Der ganz normale Betonwahnsinn: Der Sitzplatz hinter der Garage von Xherdan Shaqiris geplantem Haus in Rheinfelden.
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In Rheinfelden, wo Xherdan Shaqiri ein Wohnhaus bauen will, proben die Nachbarn – beziehungsweise ein paar wenige Nachbarn – den Aufstand. Sie sagen, das Haus passe nicht in die Umgebung. Doch die Pläne liegen bei der Bauverwaltung, die dem Baugesuch nur noch zustimmen muss.

Der Fussballgott, der jetzt einen neuen Vertrag bei Olympique Lyon hat, plant freilich nichts anderes als den ganz normalen Betonwahnsinn, der die Peripherie unserer Vorstädte und auch deren noch vorhandene Baulücken verschandelt.

Kisten aufeinandergeschichtet

Es ist der modernistische Bau, der die Möglichkeiten des Bau- und Zonenreglements bis auf den letzten Millimeter ausnützt. Dieser Immobilientyp, für den das Wort Haus eigentlich zu schade ist, lässt dem Architekten keine andere Möglichkeit, als mit riesigen Fensterwänden ausgestattete Raumkisten aufeinanderzuschichten und ineinander zu verschachteln, um so viel Innenraum wie möglich zu schaffen.

Null Leichtigkeit: Die Pergola neben dem Pool.

Eine zweistöckige Eingangshalle muss es auch geben, damit man gut repräsentieren kann. Aber nach aussen schottet man sich ab. Die vorhandenen Gartenmauern bleiben bestehen. Bestimmt sind blickdichte Hecken geplant. Denn an fast jeder Seite des Gebäudes gibt es Plätze und Flächen im Freien, wo man seine Freizeit, sich selber und seinen Reichtum geniessen kann.

Xherdans Bunker ist riesig und schafft viel Privatheit. Das Gebäude strahlt aber null Leichtigkeit aus. Null Offenheit. Null Flair. Immerhin, es ist irgendwie Bauhaus, wenn wir diesen Betonbrutalismus so nennen wollen, aber Bauhaus ist hier nicht Stil und Linie und Grosszügigkeit, sondern Glaswand und Kante und Flachdach.

Wir lesen, dass das Gemäuer Minergiestandards erfüllen wird und auch Solarpanels auf den Flachdächern bekommt. Trotzdem wirkt der verwinkelte Klotz, bevor überhaupt jemand in ihm wohnen kann, wie ein Fossil. Oder kann man in Anbetracht dessen, dass Beton der Klimakiller Nummer eins in der Bauindustrie ist, heute wirklich noch so bauen? Ist das eine ökologisch tragbare oder gar wegweisende Architektur?

So ein Bau schnürt dem Betrachtenden die Luft ab: Verwinkelte Terrassenlandschaft.

So ein Bau schnürt dem Betrachtenden die Luft ab, weil sofort klar wird, dass der Architekt alle verrückten Ideen eines reichen Mannes unter einen Hut bringen musste: Parkplätze en masse, Garage, Kino, Pergola, Swimmingpool, Designerküche und vermutlich alles vollklimatisiert. Und vielleicht mit einem Panic-Room, dessen unbestreitbare Qualitäten uns Jodie Foster in ihrem berühmten Film vorgeführt hat.

So ein Bau schnürt dem Betrachtenden die Luft ab, weil er keine Form hat, sondern nichts als ein vielkantiges Monstrum ist. Kein Gebäude, das Nachbarn und Passanten freundlich stimmen möchte. Keines, das eine architektonisch originelle Idee aufscheinen liesse. Keines, das eine Geste des Einladens wagte.

In seiner Massivität erinnert er an Kriegsarchitektur. Man kann das auch als Überlebensarchitektur bezeichnen: Ein Rückzugsort in einer Umwelt, die der Bauherr scheinbar vor allem als feindlich erlebt. Eine Burg, hinter deren Wänden und Fenstern man die schlechte Welt da draussen vergessen kann.