Monitoring zum WohnungsmarktWohnungen bleiben knapp in der Schweiz – die Mieten dürften weiter steigen
Schlechte Nachrichten für Mietende: Die Wohnungsknappheit dürfte noch deutlich länger andauern, zu diesem Schluss kommt ein neues Monitoring. Die Autoren nennen drei Gründe.
Auf dem angespannten Schweizer Mietwohnungsmarkt ist nicht so bald mit einer Entspannung zu rechnen. Dies bestätigt ein am Freitag veröffentlichtes Monitoring des Immobilienberatungsunternehmens Wüest Partner.
Vielmehr schrumpft das Angebot an Mietwohnungen weiter. Im Vergleich zu vor zwei Jahren habe die Zahl der inserierten Wohnungen um 31 Prozent abgenommen, also fast um ein Drittel.
Mit der Konsequenz, dass in immer mehr Gemeinden die Nachfrage grösser ist als das Angebot: In rund einem Drittel der untersuchten Regionen ist die Zahl der Suchabos für Mietwohnungen derzeit mehr als viermal so hoch wie das Angebot. In vielen Regionen rund um Zürich und in einigen Tourismusregionen gar um das Achtfache und mehr, wie die Autoren schreiben.
Verdichtung fördert Wohnungsmangel
Wüest Partner rechnet damit, dass der Wohnungsmangel nicht nur ein kurzfristiges Phänomen bleibt, sondern zu einem mittelfristigen Phänomen wird. Dafür sehen die Experten drei Hauptgründe:
Verdichtung: Bauprojekte, die eine Verdichtung anstreben, sind von Natur aus komplexer als Bauten auf der grünen Wiese. Sie stossen auf mehr Widerstand und sind in der Regel teurer. Dies verlängert die Prozesse.
Baukosten und Zinsen: Bekanntlich schmälert die aktuelle Kombination aus gleichzeitig steigenden Baupreisen und Zinsen den Anreiz für Investorinnen und Investoren, in Neubauprojekte einzusteigen.
Langwierige Verfahren: Hier werden unter anderem die «komplexen Vorschriften» und ein Mangel an Fachkräften in der öffentlichen Verwaltung genannt, was zu langwierigen Baubewilligungsprozessen führe.
Doch auch bei der Neubautätigkeit gibt es regionale Unterschiede. Denn während in den meisten deutschsprachigen Regionen die Zahl der Baugesuche für Mietwohnungen deutlich zurückging, sind diese insbesondere im Tessin, im Wallis, am Genfersee und in geringerem Mass auch in der Westschweiz teils stark gestiegen.
Hierfür machen die Autoren auf Anfrage verschiedene Faktoren verantwortlich, erstens, dass in diesen Regionen teils noch mehr Bauland zur Verfügung stehe und zudem das Niveau der Bautätigkeit bis anhin teils auch tiefer als in anderen Gegenden gewesen sei. Dazu kämen teilweise auch Initiativen gerade in touristischen Gemeinden zur Abgabe von Bauland mit dem Ziel, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, die nun Früchte trügen.
Leerstandsquote sinkt erneut
Wegen der jedoch insgesamt gesunkenen Neubautätigkeit im Vergleich zur weiterhin starken Wohnungsnachfrage rechnen die Autoren damit, dass die Leerstandsquote für den gesamten Wohnungsmarkt von 1,31 Prozent 2022 auf zwischen 1,1 und 1,2 Prozent für 2023 sinkt. 2021 hatte die Quote noch 1,54 Prozent betragen.
Die optimale Leerstandsquote, also die Quote, die für eine stabile Entwicklung der realen Mieten und Preise sorgen würde, setzt Wüest Partner bei 1,27 Prozent an – jedoch mit grossen regionalen Unterschieden.
Bereits im letzten Jahr sind die Angebotsmieten, also die Mieten, die für neu ausgeschriebene Objekte gefordert werden, schweizweit wegen der Inflation gestiegen.
Da nun dieses Jahr auch die optimale Leerstandsquote unterschritten wird, rechnen die Autoren damit, dass dies sich ebenfalls negativ auf die Mieten auswirkt, und rechnen gar mit einer Erhöhung der Angebotsmieten von gesamt 3,2 Prozent.
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