Wohndemo in Zürich«Verdichtet doch den Züriberg!» Mehrere Tausend Menschen zogen durch Zürich
Mehr als 3000 Personen demonstrierten am Samstagnachmittag gegen Abriss und Wohnungskrise. Die Route führte unfreiwillig über die Hardbrücke.
Zuerst war da: ein sehr witziges Video. In diesem tanzen Figuren mit den Köpfen der Zürcher Stadträtinnen und Stadträte zu einem Latino-Song und fordern Taten gegen die Wohnkrise. «S ganz Läbe da gwohnt, aber jetzt mached si dis Huus weg», singen die Figuren zur lüpfigen Melodie. Damit zeigten die Initiantinnen und Initianten der Wohndemo in Zürich: Ein ernstes politisches Anliegen kann auch mit Witz vorgetragen werden.
Im Wohndemo-Umzug, der geschätzt aus rund 3000 Personen bestand, fuhren mehrere Mobile mit Parolensprechenden und Musikanlagen mit. Das war eine grosse Steigerung gegenüber der letzten Wohndemo vergangenen November mit rund 1000 Teilnehmenden – damals bei deutlich schlechterem Wetter.
Eine Sprecherin skandierte: «Uns reicht es, wir wollen nicht verdrängt werden in die Agglomeration!» Und weiter: «Eusi Strasse, eusi Quartier, weg mit de Yuppies, weg mit de Schmier!»
Die Demonstrierenden waren so breit gefächert wie es die Leute sind, die die Wohnungsknappheit in der Stadt betrifft: Neben sehr vielen jungen Leuten waren auch Familien mit Kindern und Senioren vertreten. (Lesen Sie fünf Beispiele von Leuten, die in Zürich an der Wohndemo teilnahmen.) Zur bewilligten Demonstration, die beim Landesmuseum startete, hatten im Vorfeld verschiedene Organisationen aus dem linken Spektrum aufgerufen. Symbole von Parteien oder Organisationen sah man jedoch keine, das Demo-OK hatte ausdrücklich darum gebeten, auf solche zu verzichten.
Hingegen fielen die vielen kreativen Plakate auf. Da steht «Verdichtet doch den Züriberg!», «Miethaie am Zürisee gesichtet!» oder «Ich wollte eh aufhören zu wohnen.» Oder noch zynischer: «Das Beste kommt zum Schluss: die Kündigung.» Dazwischen hallte immer wieder der Wohndemo-Parole durch die Strassen: «Wo? Wo? Wohnige!»
Die Route der Demonstration sollte eigentlich via Limmatstrasse und -platz führen, von da die Langstrasse hoch zum Helvetiaplatz. Doch die bewilligte Strecke erhielt eine kurzfristige Änderung: In der Langstrassenunterführung im Kreis 5 hatte sich zu ein Auffahrunfall mit drei Autos und dem Roller eines Foodkuriers ereignet. Der Kurier musste laut Stadtpolizei mit unbestimmten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden.
Stattdessen wurde der Demonstrationszug über die Hardbrücke in den Kreis 4 geleitet und weiter via Hohlstrasse zum Ziel Helvetiaplatz. Das wussten die Demonstrierenden zu zelebrieren: Die Hardbrücke – zumindest zur Hälfte – für sich einzunehmen, das konnte noch kaum je eine bewilligte Demonstration für sich in Anspruch nehmen.
Die Demonstration verlief zu allergrössten Teilen friedlich, sieht man von den Schmiereien und Sprayereien ab, die vereinzelte vermummte Personen vornehmlich an Neubauten anbrachten. Dazu flogen bei der Passage entlang des Polizei- und Justizzentrums an der Hohlstrasse zahlreiche Bierdosen. Die Situation drohte aber nie zu eskalieren, die Polizei war mit einem grösseren Aufgebot vor Ort.
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Die Wohndemo fand ihr Ende mit einer Schlusskundgebung auf dem Helvetiaplatz, nach dreieinhalb Stunden Umzug durch die Stadt.
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