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Wieso die Schweizer Börse Milliarden ausgeben will

Die Schweizer Börse will in Madrid zukaufen: Die verweigerte EU-Anerkennung soll dabei aber keine Rolle spielen. Foto: Christian Beutler (Keystone)
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Wieso will SIX die spanische Börse BME übernehmen?

SIX-Chef Jos Dijsselhof erhofft sich vom Zusammenschluss der SIX und der Madrider Börse Bolsas y Mercados Españoles (BME) bessere Chancen in einem umkämpften Wettbewerb: «Zusammen werden wir einen starken europäischen Anbieter bilden.» So soll SIX die drittgrösste Börse Europas werden. Im Markt der Finanzdienstleister und der Handelsplätze spielt Grösse eine wichtige Rolle. Erst vor wenigen Wochen sorgten die – unterdessen gescheiterten – Fusionspläne der Börse in Hongkong mit ihrem Pendant in London für Schlagzeilen. Die Anbieter versuchen durch Fusionen, mehr Transaktionen auf ihre Infrastruktur zu bekommen. Durch Zusammenschlüsse gelingt das sehr schnell. Zudem kann SIX die bestehenden Produkte auch in Spanien anbieten.

Auch die EU-Börse Euronext ist an BME interessiert. Zieht die SIX nun den Kürzeren?

Heute hat die europäische Börsengruppe Euronext bestätigt, dass sie ebenfalls Verhandlungen mit der spanischen BME führt. Das Angebot liegt aber noch nicht auf dem Tisch. Für SIX sehe es dennoch gut aus, sagt Dijsselhof: «Wir denken, dass wir ein starkes Angebot haben.» Der Schweizer und der spanische Finanzdienstleister würden schon lange miteinander sprechen. Ein gutes Zeichen für SIX ist, dass Verwaltungsrat und Management von BME das Angebot aus der Schweiz unterstützen. Offen ist, ob der Preis für BME durch die zweite Offerte steigt. Dijsselhof äussert sich nicht dazu, ob das Angebot für BME erhöht wird, wenn es im Übernahmepoker nötig wäre.

Woher hat die Schweizer Börse das Geld dazu?

Die Schweizer Börse verfügt über viel Kapital. SIX hat im letzten Jahr ihr Zahlungsgeschäft SIX Payment Services an die französische Worldline-Gruppe verkauft. Das hat Geld eingebracht. Zudem hat sie Wordline-Aktien erhalten. Einen Teil dieser Beteiligung will sie verkaufen und so 500 Millionen Euro einnehmen, auch könnte sie Fremdkapital aufnehmen. Bis dahin wird die Credit Suisse den Kauf finanzieren.

Kann die Schweizer Börse durch den Kauf in Madrid die EU-Strafe umgehen?

Die Schweizer Börse wurde in den Verhandlungen zwischen der Schweiz und der EU über ein Rahmenabkommen zum Pfand. Weil die Schweiz bei den Verhandlungen nicht einlenkte, verwehrt die EU der Schweizer Börse die Gleichstellung mit EU-Handelsplätzen. Ein Notfallplan des Bundesrats schützt seit dem Ende der Börsenäquivalenz den Handelsplatz. Schweizer Aktien dürfen nur noch in der Schweiz gehandelt werden.

«Die Übernahme hat nichts mit der Börsenäquivalenz zu tun.»

Jos Dijsselhof, SIX-Chef

Der Deal mit dem spanischen Handelsplatz könnte daher ein Versuch sein, mit einem Standbein in der EU die dortigen Händler wieder zu bedienen: «Die Übernahme hat nichts mit der Börsenäquivalenz zu tun», sagt Dijsselhof. Schweizer Aktien würden weiterhin nur auf der hiesigen Plattform gehandelt werden. Die Schweiz und die EU müssten sich auf politischer Ebene einigen, darauf habe SIX keinen Einfluss, so Dijsselhof. Der Notfallplan des Bundesrats funktioniere gut, wenn auch ein freier Markt besser wäre.

Werden wegen der Übernahme Mitarbeiter entlassen?

Laut Analysten hat BME im Vergleich zu anderen Handelsplätzen hohe Kosten. Doch die Mitarbeiter in Spanien müssen offenbar keine Angst vor einem Sparprogramm haben. «Es geht uns um neue Einnahmen, nicht um Kostensenkungen», sagt Dijsselhof. Laut der spanischen Börse verpflichtet sich SIX, alle Standorte in Spanien für mindestens vier Jahre weiterzubetreiben. Zudem sollen die Spanier in der neuen Struktur wichtige Posten übernehmen.

Sucht SIX noch weitere Börsenplätze?

Zwar erwarten Marktbeobachter, dass weitere Fusionen bei den Handelsplätzen kommen werden. SIX scheint aktuell aber keine weiteren Firmen kaufen zu wollen. Jos Dijsselhof: «Wir haben immer die Augen offen, aber derzeit keine anderen Ziele.»