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Meinung

Analyse zur Cyber-Sicherheit
Wie verwundbar wir doch sind

So stellt man sich das Internet im Kleinen vor: Unübersichtlich, kryptisch und international vernetzt. Symbolbild aus einem Informatik-Kurs der Hochschule Luzern im Jahr 2019. 

Die Cyberattacke auf das Vergleichsportal Comparis und der grossflächige Ausfall der Notrufnummern heute Morgen zeigen einmal mehr auf: Auch in der Schweiz sind wir mittlerweile in hohem Masse abhängig von digitalisierter Technologie und einer funktionierenden Infrastruktur. Wenn sie zusammenbricht oder in erpresserischer Absicht lahmgelegt wird, sind wir aufgeschmissen.

Diese Infrastruktur ist zumindest in Teilen auch international vernetzt – das macht die Sache natürlich komplexer. Abgeschottete Systeme kennt man nur aus Ländern wie China oder Russland. Sich abzukapseln, ist also weder pragmatisch noch eine wirkliche Option. Auf die Errungenschaften der digitalisierten Welt möchte ja auch niemand verzichten. Die einzige Alternative bleibt also: mit Umsicht, Vorsicht und Know-how in die Zukunft.

Der Bund muss eine Vorreiterrolle übernehmen

Der Ausfall der Notrufnummern hing zusammen mit einem Ausfall bei der Netzbetreiberin Swisscom – es ist nicht das erste Mal, dass es hier Probleme gibt. Als quasistaatliches Unternehmen trägt Bern eine Mitverantwortung, dass dieser Teil der Kommunikationsinfrastruktur intakt ist und jederzeit reibungslos arbeitet. Zweifelsohne muss der Bund Vorreiter sein, wenn es um den Ausbau und die Aufrechterhaltung von Cybersecurity geht.

Immerhin, das muss man Bundesbern zugute halten, hat sich die Schweiz als erstes europäisches Land nach Grossbritannien bereits Ende 2019 evaluieren lassen. Das Global Cyber Security Capacity Centre der Universität Oxford untersuchte das Land und seine Strukturen auf die Fitness in Bezug auf Sicherheit im digitalen Raum.

Der Bericht vom Juni 2020 (hier in voller Länge als PDF) stellt der Schweiz gute Noten in den Bereichen Gesetzgebung und regulatorische Rahmenbedingungen sowie in Politik und Strategie aus. Nachholbedarf sehen die Experten bei «Cyber Culture» und Gesellschaft, Cybersecurity-Ausbildung, Training und Kompetenzen, sowie in den Bereichen Standards, Organisationen und Technologien.

Jetzt gilt es, in allen Bereichen nachzulegen

Dass es auch in den gut bewerteten Bereichen noch Aussetzer gibt, zeigte im Frühjahr die Peinlichkeit um die Sicherheitslücken bei der Plattform Meineimpfungen.ch. Hier kamen vermutlich zwei Dinge zusammen: das fehlende technische Know-how auf Entscheidungsebene sowie das leichtfertige Vertrauen in den nächstbesten Anbieter.

Wenn Digitalisierung in all ihren Facetten Chefsache sein soll, reicht es nicht, dass die Bundesräte die sozialen Medien für sich entdecken oder sich in Youtube-Clips betont locker geben. Es gilt also nach der Evaluierung in allen Bereichen nachzulegen: auf politischer Ebene genauso wie in der Ausbildung von Fachpersonal oder der Vermittlung von digitalen Fähigkeiten an die Bevölkerung, beispielsweise durch Schulunterricht.

Die gesetzlichen Grundlagen müssen auf den neusten Stand gebracht werden und in Hinblick auf die dynamischen Entwicklungen im digitalen Bereich schnell anzupassen sein. Forschung und Ausbildung darf in diesen Bereichen nicht den internationalen Anschluss verlieren (Stichwort Rahmenvertrag und akademische Zusammenarbeit in Europa).

Die gute Nachricht: Wir können uns wappnen

In wirtschaftlicher Hinsicht bietet sich eine intensivierte Standortpolitik zur weiteren Förderung und Ansiedlung innovativer und führender Tech-Unternehmen an. Und auf gesellschaftlicher Ebene muss sich die Erkenntnis durchsetzen, dass digitale Skills im 21. Jahrhundert jeden angehen und zum Repertoire auch in der Schulbildung gehören sollten.

Vollständige Sicherheit wird es auch im virtuellen Raum und an seinen Schnittstellen nicht geben. Das zeigen auch die Cyberattacken auf Versorgungsinfrastrukturen in den USA im Frühjahr. Besorgniserregend ist das im Hinblick auf eine zunehmende Digitalisierung des Alltags: Das Internet of Things, bei dem beispielsweise Haushaltsgeräte wie Staubsauger, Kühlschränke oder das Licht daheim über das Netz gesteuert werden können, setzt sich zwar langsam, aber stetig durch. Auch hier ergeben sich Einfallstore für Kriminelle.

Der Kampf gegen Cyberkriminalität ist ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem die Bösen immer einen Schritt voraus sind: in technologischer Hinsicht, aber auch deshalb, weil sie das Überraschungsmoment nutzen können. Man weiss in der Regel nicht, wann und wo sie als Nächstes zuschlagen. Gegen diese Unwägbarkeiten gilt es, sich zu wappnen.