Lehrstunde fürs Schweizer EishockeyWie Schwedens Teenager und «Gitter-Buben» die Relationen aufzeigen
Nur ein Team im Viertelfinal: Die Zwischenbilanz der NL-Clubs in der Champions Hockey League ist einmal mehr ernüchternd.
Alle Jahre wieder: Bei den ambitionierten Schweizer Clubs herrscht in der Champions Hockey League die grosse Ernüchterung: Nur der gegen München stark aufspielende EV Zug überstand die erste K.-o.-Runde, der ZSC, Fribourg und Davos sind nach Duellen mit finnischen und schwedischen Teams bereits ausgeschieden. Selbst der Fakt, dass die NL-Teams erstmals mit sechs (Top-)Ausländern antraten statt wie früher mit meist nur vier, hat an der Bilanz nichts geändert.
Natürlich gibt es auch mildernde Umstände: Gerade Davos (gegen Vorjahres-Finalist Tappara Tampere) und Fribourg (gegen Mikkelin Jukurit) spielten gutes Eishockey, das Out war in beiden Fällen auch unglücklich, fast schon dramatisch. Gottérons CHL-Gesamtbilanz ist sogar formidabel: In acht Spielen nur sieben Gegentore und nur eine Niederlage nach 60 Minuten.
Und selbst der ZSC, der gegen Skelleftea mit dem Gesamtskore von 5:9 scheinbar klar ausschied, erarbeitete sich in beiden Spielen ein (deutliches) Chancenplus. Im Eishockey, dem wohl unberechenbarsten Teamsport, können die nackten Resultate einzelner Partien oft täuschen.
Die schwedischen Clubs nutzen die CHL regelmässig, um ihre ganz jungen Spieler auf hohem Niveau zu fördern und zu fordern.
Soll die internationale Bilanz der Schweizer Clubs also ignoriert und der Blick wieder auf unsere spektakuläre National League geworfen werden? Nein, denn auch fernab der nackten Resultate gab es Lehrstücke und Augenöffner fürs Schweizer Eishockey. Skelleftea lieferte solche beim Rückspiel in Zürich.
Die Schweden reisten ohne ihre beiden verletzten Ausländer (wobei zumindest der deutsche Stürmer Tom Kühnhackl mehr Allrounder und Rollenspieler denn Skorertyp ist) zum ZSC. Dafür nahmen sie nebst ihrem 20-jährigen Stamm-Verteidiger Mans Forsfjäll fünf Teenager (zwei Verteidiger, drei Stürmer) mit, zwei davon «Gitter-Buben» – alle erhielten über 10 Minuten Eiszeit. Einer der beiden 17-Jährigen, Verteidiger Axel Sandin Pellikka, spielte besonders frech und selbstbewusst, er gilt als sicherer Kandidat im NHL-Draft 2023.
Es wäre gar noch mehr «Jugend forscht» möglich gewesen, doch mit Elias Salomonsson (18), einem Zweitrunden-Draft der Winnipeg Jets, ist das grösste Talent Skellefteas derzeit verletzt.
Die schwedischen Clubs nutzen die Champions League regelmässig, um ihren ganz jungen Spielern wertvolle Einsätze zu geben und sie auf hohem Niveau zu fördern und zu fordern. Dennoch sind sie erfolgreich und ambitioniert in diesem europäischen Wettbewerb. Fast jede Saison kommt der CHL-Champion aus der SHL – ein bemerkenswerter Spagat.
Kurz als Vergleich: Stammspieler, die jünger als 20 Jahre sind, gibt es in der ganzen National League bloss zwei: die Verteidiger Dario Sidler (19, Lausanne) und Super-Talent David Reinbacher (18); Letzterer ist leider Österreicher …
Skellefteas Lehrstück in Ausbildungsarbeit wirft Fragen auf, die im Schweizer Eishockey tagtäglich gestellt werden müssen: Sind die NL-Clubs nicht mutig genug, im Zweifelsfall vermehrt 17- und 18-Jährige ins kalte Wasser zu werfen? Oder rücken so wenige junge Schweizer nach, weil sie schlicht zu wenig gut sind? Oder weil sie, nicht zuletzt wegen des mit Schweden nicht vergleichbaren Schulsystems, oft Spätzünder sind? Wenn dies der Fall sein sollte: Wie kann diese Situation verbessert werden?
Simple Antworten gibt es nicht, die ständige Diskussion über die Anzahl Ausländer allein hilft nicht weiter: In der SHL gibt es keine Import-Beschränkung, es spielen im Schnitt sieben Ausländer pro Team. Diese braucht es in erster Linie, da Schweden jedes Jahr grosse Mengen an (jungen) Spielern vor allem an die NHL und AHL verliert – allein in der NHL stehen diese Saison 97 Schweden unter Vertrag.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.