ZSC-Coach Marco Bayer«Hockeyprofis sind keine Maschinen, die man per Knopfdruck anstellt»
Das 2:5 in Bern war ein Rückschlag für die ZSC Lions, doch Coach Marco Bayer sagt, wieso er seinen Spielern nicht böse ist. Und warum er von ihnen Grosses erwartet.
Sie sind nun seit fünf Wochen ZSC-Trainer. Kann man sagen: In dieser Rolle wird es einem nicht langweilig?
(schmunzelt) Als Headcoach in der National League läuft sowieso einiges. Das wusste ich, als ich diesen Job antrat. Es ist eine spannende Aufgabe und extrem cool, mit dieser Mannschaft zu arbeiten. Ich liebe diese Herausforderung.
Zuletzt mussten Sie improvisieren, weil immer wieder erkrankte Spieler fehlten. Wie haben Sie diese Phase erlebt?
Ich hatte Ähnliches schon bei den GCK Lions erlebt. Ich weiss also, wie es ist, mit einem schmalen Kader auskommen zu müssen. Es war eine extrem herausfordernde Zeit. Uns fehlte viel Erfahrung. Wir konnten es wettmachen mit den Jungen, die nachrückten. Das gab uns die Möglichkeit, diese schwierige Phase mehr oder weniger erfolgreich zu überbrücken.
Und nun, da das Virus langsam überstanden schien, folgte am Samstag der schwache Auftritt beim 2:5 in Bern. Wie erklären Sie sich das?
Wir hatten ein Mammutprogramm mit vier Spielen in fünf Tagen. Das geht nicht spurlos an einem Team vorbei. Dann erwischten wir in Bern einen schlechten Start, wurden unsere Fehler schonungslos ausgenutzt. Aber wir fanden danach unseren Rhythmus und kämpften uns ins Spiel hinein. Das spricht für den Charakter der Mannschaft. Jetzt geht es darum, Konstanz hineinzubringen. Dann werden wir wie ein Zug, der unaufhaltsam rollt.
Sie werfen Ihrer Mannschaft keine Überheblichkeit vor?
Überhaupt nicht. Uns unterliefen anfangs einige individuelle Fehler, für die wir bestraft wurden. Danach begannen wir zu powern. Aber die Hypothek war mit einem 0:3 zu gross.
Ist die Mannschaft körperlich noch angeschlagen?
Jeder, der eine Grippe hatte und eine Woche ausgefallen ist, weiss, wie es sich danach anfühlt. Auch wenn man in einen normalen Job zurückkehrt. Und wir verlangen intensiven Leistungssport. Auch Hockeyprofis sind keine Maschinen, die man per Knopfdruck wieder anstellt. Dazu kommt unser intensives Programm. Aber wir sind froh, dass es so ist. Denn das bedeutet, dass wir in der Champions League erfolgreich waren.
Blieben Sie vom Virus verschont?
Jeden streifte es ein bisschen. Einige waren über eine Woche out, andere drei Tage oder einen. Ich bin froh, gesunden wir nun. In Lugano folgt noch der Abschluss dieser intensiven Phase, dann können wir dem Körper eine Pause gönnen und wieder zu Kräften kommen.
Sie geben den Spielern in der Nationalteampause ein paar Tage frei?
Ja, das brauchen sie jetzt auch. Sie sollen ihren Kopf lüften und sich körperlich regenerieren.
Was haben Sie in diesen ersten fünf Wochen als ZSC-Coach über das Team herausgefunden?
Wir haben sehr viele versierte Hockeyspieler. Die Defensive ist gut organisiert, wir lassen nur wenig zu. Und offensiv haben wir Power über mindestens drei Linien. Zudem gefällt mir der Charakter dieser Mannschaft. Das ist ein Team, das noch einiges erreichen kann.
Wie funktioniert die Kommunikation mit den Spielern? Haben Sie sich gegenseitig aneinander gewöhnt?
Ich glaube schon. Es war ein Kaltstart, eine neue Stimme, ein neuer Kopf. Aber die Anfangszeit ist nun durch.
Telefonieren Sie noch mit Marc Crawford?
Ab und zu. Aber da geht es mehr darum, wie es ihm gesundheitlich geht. Wir sprechen nicht mehr gross über die Spiele.
Wie geht es Crawford?
Den Umständen entsprechend gut. Er erholt sich allmählich. Er braucht noch viel Ruhe, geht oft spazieren in der frischen Luft. Er klingt sehr positiv. Seine Fortschritte sind ermutigend.
Ist es für Sie inzwischen normal geworden, hinter der ZSC-Bande zu stehen?
Ja. Mein Job ist es, fürs Team da zu sein. Damit kann ich sehr gut umgehen. Ich weiss, worauf ich fokussieren muss.
In gut zwei Wochen steht der Champions-League-Final gegen Färjestad an. Ist der schon in Ihrem Hinterkopf?
Zuerst einmal spielen wir noch in Lugano. Dann folgt die Nationalteampause. In dieser befasse ich mich mit dem Coachingstaff schon mit dem Scouting von Färjestad. Aber der Mannschaft präsentieren wir all diese Infos erst, wenn das Spiel ansteht. Zuvor ist unser Fokus noch auf die Meisterschaft gerichtet. Die Mannschaft lebt im Hier und Jetzt, nimmt Spiel für Spiel. Und wir planen im Hintergrund längerfristig.
Lausanne scheint an der Spitze allmählich zu entrücken. Ist Rang 1 noch ein Ziel?
Absolut. Wir versuchen, jeden Match zu gewinnen, um uns die bestmögliche Ausgangslage fürs Playoff zu verschaffen. Im letztjährigen Final sah man ja, wie wichtig Heimrecht ist.
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