Abfahrt in WengenZum Nachlesen: Experte Bruno Kernen wie ein Hellseher
Marco Odermatt und Beat Feuz zeigen bei der ersten von zwei Abfahrten am Lauberhorn eine starke Leistung – nur Aleksander Kilde ist schneller. Zusammen mit Bruno Kernen tickerten wir das Rennen live.
Als Aleksander Kilde am Donnerstag nach dem Super-G in Wengen und Rang 2 nach Marco Odermatt gefragt wird, sagt er: «Er ist unfassbar gut. Aber hey, unschlagbar ist er nicht.» Wie wahr!
Einen Tag nach seinem Triumph wird Odermatt in der ersten von zwei Abfahrten am Lauberhorn Zweiter – bezwungen von Kilde. Der Norweger kommt mit der verkürzten Strecke – gestartet wird oberhalb des Hundschopfs – am besten zurecht. Aber es ist eine knappe Entscheidung. Lediglich 19 Hundertstel ist der Norweger schneller als Odermatt. Tamedia-Experte Bruno Kernen hatte seinen Sieg vorausgesagt, «Kilde hat sich von seinem Kreuzbandriss unfassbar schnell erholt, was er momentan zeigt, ist gewaltig. Er wird auch am Samstag zum engsten Favoritenkreis zählen.»
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Auf Rang 3 folgt schliesslich Beat Feuz. Dem Emmentaler gelingt damit der dritte Podestplatz in dieser Saison – aber noch wartet er auf den ersten Sieg. Kernen sagt, Feuz sei aber der Mann, den es am Samstag auf der Originalstrecke zu schlagen gelte. Feuz seinerseits gibt sich selbstkritisch: «Mein Auftritt war okay, aber nicht top.»
«Wenn es läuft, dann läuft es einfach»
Derweil ist Odermatt mit seiner Leistung zufrieden. Er hält fest: «Ich lerne schnell, und wenn es läuft, dann läuft es einfach. Dann gelingt auch das Brüggli-S ohne Erfahrung.» In dieser Schlüsselstelle übrigens legen viele einen richtigen Bremsschwung ein, was Experte Kernen überrascht, ja gar etwas irritiert. Interessant: Odermatt hält fest, er orientiere sich am Lauberhorn an Feuz, schaue sich vieles von ihm ab, «und das hat sich bewährt».
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Den Schweizern gelingt im zweiten Heimrennen in dieser Woche eine ordentliche Leistung. Janka fährt in seinem zweitletzten Rennen auf den guten 11. Platz. Er hält fest: «Ich habe das gezeigt, was machbar war und versuchte es zu geniessen. Morgen wird es nochmals etwas ganz anderes sein.» Nicht an seine starken Trainings anknüpfen kann Stefan Rogentin. Der Bündner, ein Aufsteiger des Winters, wird 15. Auch Niels Hintermann bleibt als 18. unter den Erwartungen. Dafür ist Platz 19 für Gilles Roulin ein Aufsteller.
Unmittelbar hinter dem Podest klassieren sich drei Österreicher, nur Zwölfter wird Vincent Kriechmayr. Um den Weltmeister entwickelte sich in den letzten Tagen eine Posse, weil er trotz fehlenden Abfahrtstraining starten durfte. Er erhielt von der FIS eine Sondergenehmigung, der Schweizer Skiverband legte dagegen Protest ein. Das Urteil ist in diesem Fall noch nicht gesprochen.
Insgesamt 13’500 Zuschauerinnen und Zuschauer reisen für diese erste Abfahrt nach Wengen. Weil im Zielraum keine Tribüne steht, verteilt sich das Publikum rund um die Piste und kann so einen weiteren perfekten Wintertag im Berner Oberland geniessen.
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Startnummer 1, Johan Clarey
Kernen: «Ein hervorragender Techniker, der aber noch nicht ganz an seine Leistungen anknüpfen konnte.»
Clarey ist der Ski-Opa! Der 41-Jährige hält gleich 2 Rekorde: ältester Medaillengewinner an einer WM (2. im Super-G 2019 in Are) und ältester Fahrer auf einem Weltcup-Podest (2. in Abfahrt von Kitzbühel. Nie stand ein 40-Jähriger vorher auf einem Podest.
Clarey hält den Speed-Rekord am Lauberhorn. 2013 erreichte er im Haneggschuss 161,9 km/h.
Apropos Frehsner…
Als Kernen in den Weltcup kam, war Frehsner noch Cheftrainer der Schweizer. Dann ging er weg und kam ein paar Jahre später zurück. Im November 2002 und vor dem Speed-Auftakt in Lake Louise fragte er Kernen: «Was ist dein Ziel morgen?» Kernens Antwort: «Ich will gewinnen.» Worauf Frehsner erwiderte: «Du bist ein Depp. Du bist momentan die Nummer 10 oder 11. Also versuchst du zuerst fix in die Top 10 zu kommen. Das ist zwar nur eine Nuance, aber damit hat er mir Druck weggenommen, das half enorm.»
Kernen wurde übrigens am nächsten Tag Fünfter.
Auch der zweite Vorfahrer stürzt
Mittlerweile ist auch der zweite Vorfahrer gestürzt. Aber er kann weiterfahren. Die Vorfahrer werden übrigens von Trainer-Legende Karl Frehsner, «der eiserne Karl» betreut. 82 ist der gute Mann mittlerweile – im besten Alter also.
Der Helikopter muss eingesetzt werden
Eben ist der verletzte Vorfahrer mit dem Helikopter abtransportiert worden.
Der Start verzögert sich
Weil ein Vorfahrer gestürzt ist, verzögert sich der Start ein wenig.
Wie wird man schnell?
Kernen sagt: «Es ist unangenehm, nicht schnell zu sein. Aber viel gefährlicher ist es, schnell zu sein, und nicht zu wissen, weshalb. Denn dann kannst du auf nichts zurückgreifen.»
Wie fühlt man sich vor dem Start?
Kernen: «Das ist extrem von Selbstvertrauen und Form abhängig. Skispringen ist ein Psychosport, läuft es, dann läuft es – wenn nicht, dann nicht. Beim Skifahren ist das ähnlich. Läuft es nicht mehr, beginnst du zu pröblen. Dann gehst du etwa früher ins Bett. Klappt es nicht, versuchst du das Gegenteil. Du pröbelst die ganze Zeit.»
Der Blick zurück
Kernens Zeit liegt zwar schon ein Weilchen zurück, aber es gibt heute Fahrer, gegen die der Berner Oberländer einst noch fuhr: Beat Feuz etwa, Christof Innerhofer und auch Carlo Janka. Mit dem Bündner teilte Kernen 2007 in seiner letzten Saison in Kranjska Gora gar das Zimmer. Kranjska Gora blieb bei Kernen in Erinnerung wegen des adretten Hotelpersonals… «Janka gehörte aber schon der Generation an, die im Zimmer lieber auf der Playstation zockte.»
Kernen - in Wengen ein Star?
«Die Jüngeren kennen mich nicht mehr», hält er fest. Und doch wird er nach wie vor erkannt, «mancherorts mehr, mancherorts weniger. Aber es kommt durchaus vor, dass ich in Zürich öfters angesprochen werde als in Bern.»
Die Wette
Kernen setzt auf Kilde, wir auf einen Schweizer Sieger. Also müssen wir wetten!
Der Einsatz: 50 Franken.
Der Siegertipp von Bruno Kernen
Und nun ist Kernen bei uns – und natürlich wollen wir von ihm gleich wissen, wer gewinnt:
Bruno Kernen: «Heute gewinnt Kilde. Hinter ihm sehe ich Beat Feuz, Matthias Mayer – und wer weiss, vielleicht auch Marco Odermatt.»
Die Schweizer Gegner
Aleksander Kilde, Matthias Mayer, Vincent Kriechmayr, Dominik Paris – sie und viele andere wollen den Schweizern heute den Tag vermiesen. Auch Oldie Christof Innerhofer und der Kärntner Max Franz überzeugten in den Trainings.
Trotzig wie ein kleines Kind, meinte ein österreichischer Journalist schon am Freitagabend, das Imperium werde nach Marco Odermatts Super-G-Sieg in den Abfahrten zurückschlagen. Nun ja, ein Swiss-Ski-Mitarbeiter, dessen Name wir soeben vergessen haben, sagte dazu heute in der Früh nur: «Welches Imperium?»
Mehrere Schweizer Trümpfe
Das Lauberhorn ist aus Schweizer Sicht ein Zauberberg: In den letzten 20 Jahren gab es in der Abfahrt 7 Schweizer Siege, insgesamt resultierten 14 Podestplätze.
Und auch heuer könnten die Einheimischen gross auftrumpfen: Topfavorit ist Beat Feuz, der das Lauberhorn aus dem Effeff beherrscht. Und der Emmentaler ist nicht alleine, Super-G-Sieger Marco Odermatt ist mittlerweile fast alles zuzutrauen, Niels Hintermann ist ebenfalls in Form. Und ja, wie wärs mit einem kitschig-schönen Karriere-Schluss für Carlo Janka, den Sieger von 2010?
Das ist Bruno Kernen
Das Lauberhorn und Bruno Kernen – diese Verbindung ist emotional: 1997 stürzt er im Brüggli-S spektakulär, Kernen überdreht es bei der Einfahrt, er wird rückwärts in die Netze geschleudert und von dort in hohem Bogen zurück auf die Piste geworfen. Der Berner Oberländer bleibt zwar unverletzt – aber die Schlüsselstelle wird später nach ihm benannt. 2003 schliesslich feiert er mit dem Sieg in der Lauberhornabfahrt einen seiner grössten Erfolge. Wiederum vier Jahre später verkündet er an selber Stätte seinen Rücktritt.
Kernen ist ein Mann für Grossanlässe: 1997 wird er in Sestriere Abfahrts-Weltmeister, insgesamt viermal steht er auf einem WM-Podest. Hinzu kommt 2006 Bronze in der Olympia-Abfahrt.
Der 49-Jährige ist nach wie vor eng mit dem Skizirkus verbunden. Bis 2019 ist er auch als Kamerafahrer für das Schweizer Fernsehen tätig. Heute arbeitet Kernen als Sales-Manager für ein Pharmaunternehmen.
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Das Rennen
Gestartet wird heute oberhalb des Hundschopfs. Diese verkürzte Abfahrt dient als Ersatz für die früher in Wengen durchgeführte Kombination. Die legendäre Lauberhornabfahrt findet dann wie üblich am Samstag statt.
Herzlich willkommen
Hallo und herzlich willkommen zur ersten von zwei Abfahrten in Wengen. Schön, dass Sie das Rennen mit uns im Live-Ticker verfolgen werden! Wir haben heute als Experten Bruno Kernen mit an Bord. Der einstige Spitzenskifahrer wird Sie mit Informationen und Einschätzungen versorgen.
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