Kachelmanns WetterEs wird heiss, aber glauben Sie dem Thermometer nicht
Tagelang teils klar über 30 Grad, die Hitze ist zurück. Misst dann jemand 40 Grad, könnte es auf besondere Umstände hindeuten.
Sonnige und heisse Tage sind für Wettermenschen eigentlich gemütliche Zeiten. Zumindest, solange man sich nicht um die Gewitterneigung kümmern muss und Bäuerinnen und Bauern aus dem Entlebuch nicht das Problem haben, wie sie mit den fünf Prozent Gewitterrisiko umgehen, die ihnen die Meteorologie in Sachen Heuwetter mit auf den Weg gibt. Es wird wohl noch lange gehen, bis die Wissenschaft leisten kann, dass sie am Morgen mitteilt: Michlischwand kann heuen, Rütiboden noch warten!
Freude herrscht also bei uns, wenn es null Prozent Gewitterrisiko sind, überall. Wobei: Seit es soziale Medien gibt, ist die Freude nicht mehr 100 Prozent. Wir haben in staatlichen und privaten Netzen Wetterstationen, die bei der Aufstellung den Vorgaben der Meteorologischen Weltorganisation entsprechen. Temperatur mit Strahlungsschutz, zwei Meter über natürlichem Untergrund (also Wiese), solange man nicht in den Hochalpen ist.
Temperatur: Thermometer in der Sonne, bitte nicht!
Das gibt natürlich keine sensationell hohen Temperaturen. Und wenn eine der wissenschaftlich korrekten Temperaturfühler es auf 34,4 geschafft hat, dann kann man sichergehen, dass irgendwo irgendjemand mit einem Thermometer von früher (meist hängt das auf dem Balkon) in die Welt postet: BEI MIR WAREN ES 40 GRAD!!!!
Nein, waren es nicht. Es gibt viele Fehlerquellen: Hängt das Thermometer in der Sonne, ist sowieso alles sinnlos. Auch, weil es keine «Temperatur in der Sonne» gibt. Die Lufttemperatur ist immer gleich. Hängt man ein Thermometer in die Sonne, misst es die eigene Temperatur, nicht aber die der Luft. Um es nochmals klar zu sagen: Es gibt keine «Temperatur in der Sonne». Das ist Quatsch.
Wolken, Wind und Nacht machen die Sache genauer
Hängt das Thermometer im Schatten, ist der Fehler geringer, aber an einem heissen Sommertag üblicherweise auch noch zwei bis drei Grad daneben. Die Strahlung, die das Thermometer erwärmt, kommt nämlich nicht nur von der Sonne, auch der ganze Himmel und die Umgebung liefern etwas. Es wäre schlecht für die Solarenergie, wenn es anders wäre.
Das bedeutet, dass Ihre eigenen Messungen tagsüber ziemlich ungenau sind und nur bei bewölktem Himmel und viel Wind mit der Realität übereinstimmen. Nachts sieht es besser aus, solange das Thermometer nicht in der Nähe von Hauswänden hängt, die sich thermal noch an den Tag erinnern. Sie können natürlich trotzdem messen, zumal eine ganze Hobbygarten-Industrie möchte, dass Sie das tun. Und wir wissen, dass jemand von Ihnen am Montag 40 Grad haben wird. Das ist sehr schön, aber bitte denken Sie daran: Es ist in Wahrheit viel weniger.
Geniessen Sie das Sommerwochenende
Bei der Klimadiskussion gibt es immer wieder die Debatte, wie man das denn früher gemacht hat und ob das Ganze vergleichbar ist – dazu mehr am Montag, an dem Tag, an dem es wirklich keine 40 Grad geben wird. Geniessen Sie das Sommerwochenende trotzdem!
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