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Kachelmanns Wetter
«Löcher auf!» Kachelmann über Hitzetipps des Bundes

A female tourist is relaxing in a hotel room.
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Vielleicht leben wir doch in einer grossen Simulation. Ich werde immer unsicher, wenn ich all die «Hitzetipps» von Bundesämtern und grossen Schweizer Städten lesen darf, die das Grosi und den Ätti in den Tod schreiben. Wie will man sich sonst erklären, dass Behörden, die ja über unsere Steuergelder auf uns aufpassen müssten, das genaue Gegenteil tun? Schaffen von Wohnraum? AHV entlasten? Es ist jedes Jahr im Sommer schwierig, nicht zum Verschwörungstheoretiker zu werden.

Das liegt auch daran, dass vor 50, 60 Jahren diese Hitzetipps noch ganz anders ausgesehen hätten. Es gab noch kaum Klimaanlagen in Autos und Zügen, und die Älteren werden sich erinnern, wie man sich bei Hitze geholfen hat – ich darf es mit «Löcher auf» umschreiben – gerne auch in fahrenden Zügen mit grossen Windgeschwindigkeiten innerhalb der Waggons, so war es auszuhalten.

Autos fuhren grundsätzlich im Sommer mit offenen Fenstern überall. Es war eine glückliche Zeit, niemand kam auf die völlig abseitige Idee, dass Durchzug – oder Wind, wie er korrekt heisst – schreckliche Krankheiten oder steifen Nacken oder weiss der Gugger verursachen würde. Ich habe mal hier im «Tagi» die Deutschen im Verdacht gehabt, die Quelle allen Elends beim Thema zu sein, ich bin aber nicht sicher, ob das noch richtig ist. Wenn man die Schweizer «Hitzetipps» liest, scheint das grosigefährdende Schwurbelitum inzwischen helvetisiert zu sein.

Verdunkeln ja, aber bei Durchzug

In diesen Tipps wird geschrieben, dass man tagsüber die Fenster schliessen soll. Das ist leider schiere Menschenverachtung und kostet das Leben vor allem alter Menschen in kleinen Wohnungen. Ob diese Leute, die durch ihren Unsinn auffallen, in Palästen wohnen mit viel Raumvolumen oder einfach doch auf ein erhöhtes Mietwohnungsangebot hoffen, weiss ich nicht. Sie können es ja gerne mal in einem Bus ausprobieren im Sommer (die Kubatur mit einer kleinen Wohnung ist ähnlich), einfach mal einen Tag die Fenster zuzulassen, um «die Hitze auszusperren», wie es so schön heisst.

Viele Menschen probieren das ja immer wieder mit Kindern und Hunden in Autos, Fenster zu, zack, die Hitze bleibt draussen. Tun Sie es nicht. Seien Sie nicht wie das Bundesamt für Gesundheit oder die Stadt Zürich. Sie wissen, dass Sie mit der Zeit in einer Nicht-Palast-Wohnung die Luftfeuchtigkeit auf ein unerträgliches hohes Niveau hochgeatmet haben werden. Hitzetote, die geborgen werden, sind in Wohnungen gestorben, deren Wände nass vom Kondenswasser sind. Der entscheidende Faktor beim Hitzetod ist nicht die Temperatur, sondern die Luftfeuchtigkeit, die bei völliger Windstille in der behördlich geforderten Todeszelle nicht abgeführt werden kann. Zusätzlich kommen extrem hohe CO2-Werte dazu, die für den Körper einen zusätzlichen Stressfaktor darstellen.

Wenn Grosi und Ätti überleben sollen, können sie gerne verdunkeln, aber möglichst Durchzug in der ganzen Bude haben und beide einen Ventilator vor die Nase, auch nachts. Die machen absolut nichts, auch wenn das ein paar Schwurbeli anders sehen – am Strand auf den Kanaren passiert Ihnen auch nichts im Nordost-Passat. Und vielleicht wächst ja noch die Erkenntnis, dass Wärmepumpen im Sommer auch kühlen können. Es ist 2024. Falls das nicht geht, helfen Sie älteren Menschen und sagen ihnen, dass sie nicht auf die hören dürfen, die ihnen furchtbare Dinge sagen. Es gilt damals wie heute: Löcher auf.