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Wasserversorgung gesichert
Zürcher Trinkwasser-Reservoire laufen über

Einweihungsfeier für das neue Wasserreservoir Rappechopf des Gemeindeverbands Wasserversorgung untere Langete (WUL) in Lotzwil. Blick durch das Guckloch in eines der beiden Wasserbecken. © Thomas Peter
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Der Blick auf die Wetterprognosen ist auch diese Woche ernüchternd. Nach zwei Sonnentagen solls schon wieder gewitterhaft und dann regnerisch werden. In den Badis herrscht gähnende Leere, in den Gartenbeizen tragen die Leute Windjacken.

Doch das wechselhafte Wetter hat auch eine gute Seite. Es gibt mehr als genug Trinkwasser. In den trockenen Sommern der letzten Jahre mussten die Zürcher Gemeinden teilweise den Notstand ausrufen. Die Pegelstände in den Grundwasserseen waren manchmal so tief, dass Brunnen abgestellt und Rasensprenger verboten wurden. Dieses Jahr sind wir davon weit entfernt.

Normalerweise stammen im Kanton Zürich 40 Prozent des Trinkwassers aus dem Zürichsee, 40 Prozent sind Grundwasser und 20 Prozent Quellwasser. Es gibt etliche Gemeinden, in denen im Moment das Quellwasser reicht.

Freude an den vielen Regentagen haben die Brunnenmeister, etwa Martin Bräm aus Bergdietikon: «Für uns Wasserversorger ist die Situation fast perfekt, weil die Trinkwasserspeicher gefüllt sind.»

Trinkwasser fliesst ungenutzt ab

Mitte Juni 2022 hatte Bräm dieser Redaktion Wasserspartipps für die Bevölkerung gegeben, weil das Wasser nach wochenlanger Trockenheit immer knapper geworden war. Damals kündigte er an, seine Gemeinde müsse demnächst Wasser aus dem riesigen Grundwasserstrom in Dietikon zukaufen, weil die eigenen Quellen kaum mehr etwas hergäben und auch das Wasser aus dem eigenen Grundwasservorkommen im Reppischtal nicht mehr reiche. Noch schlimmer war es 2018, als Bergdietikon 55 Prozent seines Trinkwassers aus Dietikon importieren musste.

Dieses Jahr ist es anders. Laut Bräm sprudelt viel mehr aus den kleinen Bergdietiker Quellen, als alle rund 3000 Einwohnerinnen und Einwohner des Dorfes brauchen würden.

In der Regel wird das Wasser aus den Quellen im Juni spärlicher. Derzeit herrscht Überfluss. Leider könne er das Wasser nicht verkaufen, weil alle anderen auch zu viel hätten. Und weil auch die Reservoire voll sind, muss er derzeit bestes Quellwasser ungenutzt in die Bäche fliessen lassen.  

Rekordpegelstand im Furttal

Ähnlich sieht es im Furttal aus. «Der Wasserspiegel in unserem Grundwassersee ist praktisch am Maximum angelangt und kurz vor dem Überlaufen», sagt Markus Langmeier, Brunnenmeister bei der Gruppenwasserversorgung Furttal (GWF). Ihr sind 14 Gemeinden aus dem Furttal und dem Glattal angeschlossen.

Schlimm sei das nicht, sagt Langmeier: «Dieses Luxusproblem des Überflusses hatten wir seit Jahren nicht mehr.» Seit 2016 hat die Gruppenwasserversorgung Furttal immer weniger eigenes Grundwasser abgepumpt als im langjährigen Durchschnitt. Man musste mehr Fremdwasser dazukaufen, ein grosser Teil davon stammt aus dem Zürichsee.

Dank des niederschlagsreichen ersten Halbjahrs 2024 entspannt sich nun die Grundwassersituation im Furttal. Der durchschnittliche Jahrespegelstand beim Pumpwerk Adlikon lag seit 1990 immer zwischen 425 und 430 m ü. M., aber nie darüber. Laut Langmeier steht der Grundwasserpegel derzeit bei 431 m ü. M.

Nicht nur im Furttal haben sich die Grundwasservorkommen erholt, sondern im ganzen Kanton Zürich. «Die Grundwasserspiegel liegen in einem vergleichsweise hohen Bereich», teilt die Baudirektion auf Anfrage mit.

Wenns trocken wird, verdoppelt sich der Verbrauch

Martin Bräm aus Bergdietikon ruft trotzdem dazu auf, kein Wasser zu verschwenden. Der Überfluss könne schnell zu Ende sein, sollte sich das Wetter grundlegend ändern.

Sobald es zwei Wochen trocken sei, werde die Leistung der Quellen etwa um 40 Prozent zurückgehen. Gleichzeitig werde sich der Verbrauch bei einsetzender Hitze mindestens verdoppeln, weiss Bräm. In einem Dorf wie Bergdietikon mit vielen Einfamilienhäusern werde dann sehr viel Wasser fürs Rasensprengen und die Swimmingpools verwendet.

Nach etwa vier Wochen anhaltend sonnigem Sommerwetter, so schätzt Bräm, werde Bergdietikon wieder regelmässig auf Trinkwasser aus Dietikon angewiesen sein.

Und wie wird sich der Klimawandel in Zukunft auf die Wasserversorgung auswirken? Gemäss statistischen Daten des Bundes gibt es in der Schweiz einzig in Genf einen Trend, dass sich längere Trockenphasen häufen. Sonst ist das Mittel der Niederschlagsmenge relativ stabil. Häufiger werden aber heftige Gewitter und Starkniederschläge – vor allem im Mittelland und dort speziell in der Region Zürich und in der Ostschweiz.