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Der Wetterausblick
Kachelmann und die Sommer­prognose

26.06.2021, Sachsen-Anhalt, Roßbach: Jörg Kachelmann, Meteorologe und Moderator, spricht vor Gästen eines Festaktes. In einem Weinberg der Anbauregion Saale-Unstrut wurdeeine neue Messeinrichtung in Betrieb genommen. Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (KEYSTONE/DPA/Sebastian Willnow)
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Wie wird der Sommer? Die naheliegende Antwort ist die, dass man es nicht weiss. Auf dem Weg dorthin sind ein paar Dinge sicher: dass es kommende Woche auf den Bergen der Alpennordseite den Schnee gibt, den man zu Weihnachten gerne gehabt hätte. Oder, wie jedes Jahr, dass die sogenannten Eisheiligen ein düsterer Aberglaube sind, weil es seit Jahrhunderten zwischen dem 11. und 15. Mai nicht signifikant kälter ist als davor und danach. Und: Auch die Kalte Sophie bedeutet absolut nichts.

Dass bei uns manche Leute noch an diesen Unsinn glauben (und auch dieses Jahr nicht damit aufhören werden), liegt an der grossen Macht der «selektiven Wahrnehmung», früher auch als Einbildung bekannt. Und es liegt an der grossen Macht des Hafechäs (ein zwar seltsames Wort, aber eines, das ich irgendwie mag), der von Generation zu Generation weitergegeben wird. Und es hilft so gar nicht, den Menschen zu raten, jedes Jahr aufzuschreiben oder nachzusehen, wie das Wetter am 15. Mai war. Im Gegenteil: Dann würde man merken, die angeblich kalte Sophie ist fast immer eine frostfreie – von wenigen Ausnahmen abgesehen.

Dass dieser Sommer wärmer als der Durchschnitt der Jahre von 1991 bis 2020, der aktuell üblichen Referenzperiode, ausfallen wird, ist keine grossartige Prognose. Das bekommt jeder hin mit dem Wissen um den Klimawandel und der Tatsache, dass es jedes Jahr eine Sensation ist, wenn mal ein Monat kälter ist als der langjährige Erwartungswert.

Von wegen El Niño!

Langfristige Vorhersagen durch die grossen Wetterdienste unterscheiden sich deutlich von den herkömmlichen Produkten: Nicht enthalten ist, ob man lieber schon am Nachmittag des 1. August in Schmerikon grillieren sollte oder wenn das Gewitter abends dann durch ist. Vorhergesagt werden Abweichungen von Temperatur und Niederschlag nach oben und unten, keine zeitlich und räumlich kleinteiligen Dinge.

Das Europäische Zentrum für Mittelfristige Vorhersagen (ECMWF) gibt einmal im Monat solche Vorhersagen für die kommenden sieben Monate heraus. Die Vorhersagen haben viel mit Wassertemperaturen und der sommerlichen nordatlantischen Oszillation zu tun, der El Niño hilft dagegen nicht. Dass man in unserem Zusammenhang so viel von ihm hört, hat damit zu tun, dass viele amerikanische Medientexte bis zu uns finden. Und dann wird so getan, als ob die Veränderungen der Wassertemperatur westlich von Südamerika einen signifikanten Einfluss auf unser Wetter hätten – das ist aber nicht der Fall, also Hafechäs.

Trefferquote von 50 Prozent

Entsprechend schwierig sind die Vorhersagen. Und wenn die Trefferquote über 50 Prozent ist, dann sind alle schon froh. Beurteilen Sie in ein paar Monaten also selbst. Nach dem ECMWF sind alle Monate (natürlich) zu warm, aber nicht dramatisch zu warm. Der Juni deutlich zu nass, der Juli zu trocken (im Tessin wird es sehr trocken), der August ebenfalls trocken, aber eher auf der Alpennordseite. Wir werden sehen.