Kachelmanns WetterDie Wärme ist bald zurück – und mit ihr die Hitze-Irrungen
24 Grad soll es am Freitag wieder werden. Der Wetteraberglaube folgt dem Thermometer, sagt Jörg Kachelmann. Beispiel? Das Glasscherben-Feuer.
Nach der Wärme (Vaduz hatte von Montag auf Dienstag zum ersten Mal seit Beginn der Messungen eine Tropennacht in der 1. Aprildekade) ist vor der Wärme, und die Zukunft wird keine staubige sein. Der Mittwoch wird der einzige Tag der Woche, der wenigstens in die Nähe der Temperaturen kommt, die in dieser Jahreszeit üblich sind.
Das ist eine der Begleiterscheinungen des Klimawandels, dass viele Menschen das Gefühl fürs Wetter, wie es eigentlich normal wäre, völlig verlieren. So werden wir Leute an diesem Mittwoch jammern hören, dass es ja schon ein wenig warm, aber so kühl wie jetzt auch nicht hätte werden müssen. Deswegen höchstvorsorglich die Mitteilung: Es ist nicht kühl – das wäre etwa die jahreszeitübliche Temperatur.
Höchsttemperatur an einem heissen Sommertag zwischen 17 und 18 Uhr
Mit den letzten Regentropfen ist dann der Saharastaub aus der Atmosphäre verschwunden und teilweise mit diesem Transportmittel auch am Boden angekommen. Die kommenden Tage werden zeigen, dass Wärme auch ohne staubige Wolkenschleier geht. Der Donnerstag wird schon wieder sonnig mit Höchsttemperaturen von 15 bis 20 Grad am Nachmittag. Am Freitag und Samstag bleibt es so bei schon wieder 19 bis 24 Grad. Am Sonntag ist es immer noch warm, ein paar Wolkenfelder kommen dazu – aber diesmal ohne Saharastaub.
Die erneut steigenden Temperaturen werden ein wiederkehrendes Aberglauben-Mantra, das zu den deutschsprachigen Ländern gehört, mit sich bringen: Schon bald wird vor der «Mittagshitze» gewarnt, obwohl die Höchsttemperatur an einem heissen Sommertag zwischen 17 und 18 Uhr gemessen wird. Mittags mag zwar die Sonne höher stehen als abends, trotzdem ist es deutlich kühler.
Die Mär vom Glasscherben-Waldbrand
Von daher sind die üblichen «Gesundheitstipps» zynisch, die auch sportliche Anstrengungen in den «kühleren Abendstunden» sehen wollen, wo aber in Wahrheit die gesundheitsschädlichen Ozonkonzentrationen am höchsten sind.
Manchenorts wird auch wieder vor Glasflaschen und -scherben gewarnt werden, die angeblich Feuer entfachen können. Dass sich dieser Aberglaube immer noch hält, ist bemerkenswert. Niemand hat jemals von Pfadfinderinnen oder Pfadfindern gehört, die noch etwas Glas dabeihaben, falls die Zündhölzer nass werden. Das mit dem Glas geht nicht, ging noch nie und wird nie gehen.
Der Test im Backofen
Man kann allenfalls mit halb vollen Plastikwasserflaschen etwas machen, wenn sie im richtigen Winkel zur Sonne in der Luft schweben – das kommt aber in der Natur nie vor. Deswegen, liebe Polizei, und damit Sie ein paar Fragezeichen in Ihren Communiqués sparen können: Waldbrände sind bei uns zu 99 Prozent fahrlässige oder absichtliche Brandstiftung. Dann gibt es noch 0,5 Prozent geheimnisvollen Funkensprung und 0,5 Prozent Blitzschlag. Waldbrände durch hohe Lufttemperaturen oder Glasscherben: 0 Prozent. Vegetation brennt erst ab 250–300 Grad. Die Lufttemperatur ist für das Entstehen von Waldbränden völlig einerlei.
Sie können das gerne ausprobieren, indem Sie einen Zweig aus dem Garten in den Backofen legen und die oberste Temperatur einstellen, die der Backofen liefern kann – erst dann haben Sie eine kleine Chance. Für junge Lesende dieses Artikels: Bitte sinnvolle Experimente unter elterlicher Aufsicht!
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