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Neues «Extra Member»-Modell
Wer mit dem Passwort von anderen Netflix schaut, muss wohl bald bezahlen

Netflix hat Abonnenten verloren und will mit neuen Tarifmodellen gegen das Passwort-Teilen vorgehen. Hier im Bild der Film «Wolkenbruch» mit Joel Basman.
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Netflix ist seit Jahren die Nummer eins unter den Streaminganbietern. Mit der wachsenden Konkurrenz durch Disney+ oder Apple TV+ wird die Luft aber dünner. Und entgegen den Erwartungen der Aktienanalysten und des Unternehmens selbst hat Netflix im ersten Quartal dieses Jahres das erste Mal in zehn Jahren zahlende Abonnenten verloren.

Mit dieser Nachricht brach der Aktienkurs zusammen und verlor allein am Mittwoch vergangener Woche 40 Prozent. Ein Grund für die Einbussen war laut Netflix neben dem Stopp des Russland-Geschäfts, womit 700’000 Kunden verloren gingen, auch das weit verbreitete sogenannte Password-Sharing. Damit ist das Verhalten vieler Nutzer gemeint, Familienmitgliedern oder Freunden Zugang zum eigenen Netflix-Konto zu gewähren. Dies, ohne dabei die teurere Abo-Option zu wählen, die eigentlich dafür gedacht wäre, wenn mehrere Personen vom gleichen Konto aus Filme und Serien streamen wollen. 

In der Schweiz kostet ein Netflix-Abo mit Ultra-HD-Bildqualität und der Möglichkeit, Inhalte gleichzeitig auf vier Bildschirmen zu streamen, 24.90 Franken pro Monat. Das ist deutlich teurer als die Basis-Variante für 11.90 Franken, wo nur auf einem Bildschirm gestreamt werden kann. Bei der Premium-Variante für 18.90 Franken ist das auf zwei Bildschirmen gleichzeitig erlaubt.

Netflix schätzt, dass neben den weltweit 222 Millionen zahlenden Haushalten mehr als 100 Millionen Haushalte Gebrauch von Password-Sharing machen. Dies will das Unternehmen künftig unterbinden. Möglich ist das dank der sogenannten IP-Adresse, die die jeweiligen Haushalte, beziehungsweise deren Internetzugänge, voneinander unterscheidet.

«Netflix übertreibt massiv»

Für Ralf Beyeler, Telecomexperte beim Vergleichsportal Moneyland, klagt der Streamingdienst auf hohem Niveau: «Netflix übertreibt massiv, wenn es um den Effekt der Nutzer geht, die gratis über den Account von Freunden und Bekannten streamen.» 2021 gaben in einer Moneyland-Umfrage von rund 1500 Personen lediglich 12 Prozent an, dass sie Netflix gratis via Konten anderer Personen nutzen. Und Netflix hat unter den Nutzern von Bezahl-Streamingservices mit 39 Prozent am meisten Kunden, die auch effektiv für das Angebot bezahlen. 

«Wenn 40 Prozent der Bevölkerung den Service nutzen, ist eine gewisse Sättigung erreicht. Es ist klar, dass Netflix dann nicht mehr so stark wachsen wird wie über die letzten Jahre hinweg», sagt Beyeler. Er kann sich vorstellen, dass Netflix verschiedene Modelle ausprobiert, um die Nichtzahler doch noch zu einem Abo-Abschluss zu bewegen. Denkbar seien beispielsweise ein zeitlich oder inhaltlich beschränktes Angebot oder ein günstigeres Modell mit Werbeunterbrüchen.

«In diesem gesättigten Markt ist es Netflix’ grösste Herausforderung, wie es die bestehenden Kunden behalten kann. Der Streamingservice möchte neue Kundengruppen ansprechen, aber bestimmt nicht, dass die bestehenden Kunden in ein neues, weniger lukratives Abonnement wechseln», sagt Beyeler.

Neue Abo-Modelle

In den Märkten Chile, Peru und Costa Rica testet Netflix bereits verschiedene Varianten. Ihre Preise hängen von verschiedenen Faktoren ab, aber sämtliche Funktionen seien für einen «Bruchteil des Preises» des Standardtarifs erhältlich, so das Unternehmen.

Beim «Extra Member»-Modell können Abonnenten der Standard- und Premium-Tarife zum Beispiel ein Konto für bis zu zwei Personen hinzufügen, die nicht mit ihnen im gleichen Haushalt wohnen. Die «Extra Member»-Abonnenten haben so vollen Zugriff auf das Netflix-Hauptkonto und verfügen über ein eigenes Profil sowie Log-in.

Künftig muss also damit gerechnet werden, dass das Netflix-Konto nur noch gratis mit Personen im eigenen Haushalt geteilt werden kann und ansonsten ein Upgrade erforderlich ist.