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Meinung

Starlab Space kommt nach Zürich
Ein vielversprechender Startschuss für die Schweizer Weltraumindustrie

Die von der Privatindustrie geplante Raumstation Starlab: Produktion in der Schwerelosigkeit.
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In Kürze:
  • Das Geschäft mit dem Weltraum soll in den nächsten Jahren massiv wachsen. Die Schweiz könnte davon profitieren.
  • Das Unternehmen Spacex hat die Kosten von Transporten in den Weltraum auf unter 100 Franken pro Kilogramm reduziert. Das ermöglicht ganz neue Anwendungen.
  • Dabei gilt es aber, die Umwelt im Auge zu behalten. Der Russ, der bei Raketenstarts entsteht, gilt als besonders schädlich.

1800 Milliarden Dollar bis 2035 – so gross ist gemäss einer Schätzung die neu entstehende Weltraumökonomie. Firmen wollen die Schwerelosigkeit des erdnahen Weltraums nutzen, um gewisse Produkte besser, zuverlässiger, kostengünstiger oder überhaupt erst herzustellen. Dazu gehört alles, was mit Kristallisation zu tun hat – denn Kristalle wachsen in der Schwerelosigkeit ungestört. Daher entstehen im Weltraum perfektere Halbleiter und Glasfasern. Auch menschliches Gewebe lässt sich im Erdorbit besser züchten, das dann zum Beispiel für den Test von Medikamenten und später als Ersatz für Organe eingesetzt werden kann.

Von dieser neuen Weltraumökonomie möchte sich die Schweiz ein grosses Kuchenstück abholen. Im Kanton Zürich hat beispielsweise der Regierungsrat die neue Weltraumökonomie dieses Frühjahr zu einem von drei Innovationsschwerpunkten erklärt. An der ETH Zürich gibt es einen neuen Studiengang zu Weltraumwissenschaft und -technologie. Kürzlich hat die Europäische Weltraumorganisation (ESA) gemeinsam mit dem Paul-Scherrer-Institut hierzulande das «European Space Deep-Tech Innovation Centre» gestartet.

Und nun hat die Schweiz die Startrampe zu diesem neuen Markt im Weltraum weiter ausgebaut. Dafür steht die Neugründung des Centers for Space and Aviation Switzerland and Liechtenstein mit Sitz im Innovationspark Zürich Dübendorf. Und mit dem Starlab Space – einem Gemeinschaftsunternehmen von Airbus, Voyager Space, Mitsubishi Corporation und MDA Space – kommt ein erster grosser Industriepartner in den Innovationspark.

ISS wird durch private Raumstation abgelöst

Die Raumstation Starlab von Voyager Space soll um das Jahr 2030 die Internationale Raumstation ISS ablösen. Allerdings nicht als staatliche, sondern als privat respektive von der Industrie betriebene Raumstation. Dort könnte eine erste Weltraumproduktion hochgezogen werden.

Möglich wird diese Entwicklung vor allem durch die US-Raumfahrtfirma Spacex von Elon Musk. Kostete es in der Ära der Space-Shuttles noch mehr als 50’000 Franken, um ein Kilogramm Fracht in den Erdorbit zu bringen, dürfte der Preis mit dem grossen, wiederverwendbaren und dank Serienfertigung vergleichsweise günstigen Starship von Spacex auf weniger als 100 Franken sinken. Damit lässt sich nicht nur ein Produktionsstandort wie das Starlab im Weltraum aufbauen. Dieser Standort wird für alle erschwinglich sein, nicht nur für die grossen und reichen Länder.

Laut Oliver Ullrich von der Universität Zürich, Leiter des Center for Space and Aviation Switzerland and Liechtenstein, hat die Schweiz «ideale Voraussetzungen», um von der neuen Weltraumökonomie zu profitieren, «weil sie eine starke Wirtschaft und ein hohes Innovationspotenzial hat. Hinzu kommt, dass diejenigen Branchen, die vermutlich als Erstes von der neuen Weltraumökonomie profitieren werden, in der Schweiz sehr stark sind. Das sind Biotechnologie, Pharma und Medizintechnik.»

Sorgen um die Ozon-Schicht

In der aktuellen Euphorie über die wirtschaftlichen Möglichkeiten des erdnahen Weltraums sollten die Akteure aber die Umwelt nicht vergessen. Der Start eines Starship erzeugt in etwa so viel CO₂-Emissionen wie drei Transatlantikflüge. Wenn das Starship künftig jeden Tag oder sogar mehrmals täglich startet, kommt einiges zusammen.

Die Weltorganisation für Meteorologie, die WMO, macht sich zudem Sorgen, dass die Raumfahrt durch die Raketenstarts die schützende Ozonschicht zerstört. Wie stark das der Fall ist, lässt sich aktuell aber noch nicht sagen. Und dann ist da noch die Sache mit dem Weltraumschrott, der durch viele zusätzliche Raketenstarts und unvermeidliche Ausfälle auch zunehmen dürfte.

All das gilt es zu beachten und weiterzuerforschen. Sonst könnte der Nutzen, den die Weltraumökonomie der Menschheit sicher bringen wird, von den begleitenden Umweltschäden stark getrübt werden.

Im ursprünglichen Artikel wurde behauptet, die Russemissionen des Starship führten zu einer Klimawirkung von rund 300 Transatlantikflügen pro Start. Das ist nicht korrekt. Die Aussage wurde gestrichen.