Interview mit österreichischem Ex-Kanzler«Im Grunde habe ich aktuell drei Jobs»
Sebastian Kurz ist jetzt Unternehmer und arbeitet für eine IT-Sicherheits-Firma mit Sitz in Tel Aviv. Derzeit ist er in Davos. Plant er ein politisches Comeback?
Herr Kurz, Sie sind jetzt Unternehmer in Israel. Was genau zieht Sie dorthin?
Als ich vor zwei Jahren die Politik verlassen habe, fing ich an, mich unternehmerisch in mehreren Bereichen zu betätigen, die ich besonders spannend finde. Aktuell bin ich viel im Nahen Osten unterwegs, unter anderem für Dream Security, eine Firma, die ich zusammen mit zwei Partnern in Israel gegründet habe.
Warum interessieren Sie sich ausgerechnet für Cyberabwehr?
In meiner Zeit als Bundeskanzler habe ich viele Attacken auf Regierungen, Unternehmen und kritische Infrastruktur erlebt und sehe in der Abwehr solcher Angriffe ein wachsendes Bedürfnis.
Wie beeinträchtigt der Krieg in Gaza Ihre Arbeit?
Das Land steht nach dem schrecklichen Terrorangriff am 7. Oktober natürlich unter Schock. Es ist aber bewundernswert, wie resilient die Menschen dort sind – trotz der ständigen Angst, dass ihre Nächsten im Krieg umkommen könnten.
Sind Sie nach Tel Aviv umgezogen?
Nein, ich wohne mit meiner Familie nach wie vor in Wien. Sehr viel Zeit verbringe ich zwar im Flugzeug, weil ich etwa zwei bis drei Wochen pro Monat im Ausland unterwegs bin, aber meine Familie begleitet mich regelmässig dabei.
Dabei hiess es, Sie seien für die Anlagefirma des Techinvestors Peter Thiel tätig.
Im Grunde habe ich aktuell drei Jobs: Unternehmer, Investor, und ich habe eine eigene Beratungsfirma. Einer der ersten Kunden war Thiel Capital.
Wann kommt Ihr Comeback in der Politik?
Ich war zehn Jahre Teil der österreichischen Bundesregierung und habe es sehr genossen, meinem Land dienen zu dürfen. Aber genauso schätze ich jetzt die Dinge, die ich jetzt mache.
Jetzt als Unternehmer: Bereuen Sie es nicht, dass Sie Ihr Studium nie abgeschlossen haben?
Ich hätte das Studium damals gern abgeschlossen, aber es gab immer so viele andere Dinge auch zu tun. Die Politik hat mich damals schon sehr gereizt. Insofern bereue ich es nicht. Man kann nicht alles haben im Leben. Und ich fand es sehr spannend, damals mit 24 Jahren Mitglied der Bundesregierung zu werden.
Das grosse Thema hier in Davos ist künstliche Intelligenz. Ein Hype?
Es gibt viele Hypes, aber künstliche Intelligenz als Hype zu bezeichnen, halte ich für verfehlt. KI wird die Welt massiv verändern. Wir haben bereits durch das Internet eine massive Veränderung in den letzten Jahrzehnten erlebt. Die Art und Weise, wie wir kommunizieren, wie wir arbeiten, wie wir lernen, uns informieren – all das ist auf den Kopf gestellt worden. Ich glaube, dass uns eine ähnlich grosse Veränderung jetzt gerade bevorsteht.
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