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Wahlkampf in Oberrieden
Was Wildeisen falsch findet und Strickler stinkig macht

Das Publikum stellte fast keine Fragen, dafür Moderator Jürg Meier (Bildmitte) umso mehr: So standen Reto Wildeisen (links) und Manuel Strickler fast zwei Stunden Rede und Antwort.

Auf den ersten Blick wirkte es, als würden die beiden Kontrahenten voneinander ferngehalten: Reto Wildeisen (FDP) und Manuel Strickler (SP) standen an der Podiumsdiskussion an je eigenen Stehtischen weit auseinander. In der Mitte dazwischen moderierte Jürg Meier, der Präsident des Gemeindevereins Oberrieden. Er hatte die beiden Kandidaten für das Gemeindepräsidium zum verbalen Schlagabtausch geladen.

Knapp 100 Personen waren am Mittwochabend gekommen, um sich dies in der Aula Langweg anzusehen. Harte Wortgefechte wurden ihnen zwar nicht geboten; schliesslich sind Wildeisen (58) und Strickler (55) schon heute Gemeinderatskollegen. Trotzdem wurde hie und da gegenseitige Kritik laut.

«Es sind Fehler passiert»

«Als Reto Wildeisen in der Zeitung verkündet hatte, er wolle die Gemeinde als Präsident wieder auf Kurs bringen, hat mich das etwas stinkig gemacht», sagte Manuel Strickler. Seiner Meinung nach ist Oberrieden gar «nicht vom Kurs gekommen». Von einer aussergewöhnlich hohen Fluktuation auf der Verwaltung, wie sie Meier angesprochen hatte, könne nicht die Rede sein. Strickler rechnete vor, dass die Hälfte der Schlüsselpositionen seit bald zehn Jahren von denselben Mitarbeitenden besetzt sei. Von den übrigen seien die meisten pensioniert worden.

Manuel Strickler fehlten im ersten Wahlgang 61 Stimmen zum Sieg.

Für Reto Wildeisen war klar: «Es sind Fehler passiert.» Der grösste sei, dass «wir phasenweise nur noch über neue Systeme und Konzepte sprachen». Dabei habe der Gemeinderat das Tagesgeschäft und die Mitarbeitenden zu sehr vernachlässigt. «Wir haben darum gute Leute verloren, das ist eine Katastrophe.»

Wer von den beiden Kandidaten Nachfolger von Martin Arnold (SVP) wird, entscheidet sich im zweiten Wahlgang am 12. März. Im ersten Wahlgang hatte Wildeisen den Sieg um bloss 10 Stimmen verpasst; Strickler fehlten deren 61. «Was werden Sie verändern?», wollte Moderator und Meilens Ex-Gerichtspräsident Jürg Meier wissen.

Der studierte Musiker und Anwalt Reto Wildeisen will eine Sprechstunde einführen und für die Bevölkerung «eine Anlaufstelle» sein. Denn wenn man nicht genügend miteinander spreche und informiere, «kommt es nicht gut». Das habe der Unmut nach der Einführung von Tempo 50 auf der Seestrasse gezeigt, ebenso der Kahlschlag bei Oberriedens Strassenrabatten im Jahr 2017.

Laut Reto Wildeisen «funktioniert die Gemeinde Oberrieden seit 250 Jahren».

Viel reden, viel zuhören. So klingt es auch bei Manuel Strickler, «doch eine Sprechstunde reicht da nicht». Der SPler, der in Langnau als Schulverwalter arbeitet, will häufiger zur Verfügung stehen. Er bezeichnet sich als emotional und volksnah. Doch «an jeden Anlass» werde er nicht gehen, um nicht das Gefühl zu bekommen, «unentbehrlich» zu sein.

Kritik an neuer Website

Ein Fragezeichen setzt Strickler auch hinter Info- und Mitwirkungsanlässe der Gemeinde. Solche Angebote seien zweifelsohne wichtig, müssten aber dann eingesetzt werden, wenn es wirklich etwas zu sagen gebe. Komme hinzu, dass es ja «Exponenten» gebe, die trotz ordentlicher Angebote zur Stellungnahme nachträglich Initiativen einreichten – ein Seitenhieb an SVP-Präsident Adrian Wegmann und dessen Tempo-Initiative.

Wildeisen konterte: «Initiativen zu kritisieren, finde ich falsch.» Der Gemeinderat solle sich viel eher bei solchen Leuten für ihr Mitdenken bedanken.

Welche Herausforderungen stehen an? «Grundsätzlich», meinte Wildeisen, «funktioniert unsere Gemeinde seit 250 Jahren.» Wichtigste Aufgabe sei nun aber, dafür zu sorgen, dass Oberrieden «bürgerfreundlich» sei. Der gelernte Kunststofftechnologe Strickler seinerseits sieht die Digitalisierung als «Riesenthema». Diese müsse umsichtig angegangen werden, anstatt so «eifrig», wie die Aufschaltung der neuen Gemeindewebsite geschah. Diese sei nicht gut herausgekommen, meinte Strickler selbstkritisch.

Tempo 30 testen

Grosse Visionen kamen am fast zweistündigen Wahlpodium von beiden Seiten keine zur Sprache. Ein klares Ja oder Nein gab es auch nicht beim Thema Tempo 30 auf der Alten Landstrasse im Zentrum. Strickler plädierte dafür, Tempo 30 während dreier Monate zu testen. Wildeisen seinerseits will eine definitive Einführung nur dann, «wenn das Volk einwilligt».

Welcher der beiden Familienväter wird die kleinste Gemeinde des Bezirks Horgen in die Zukunft führen: Reto Wildeisen mit seiner «Ruhe und Ausgeglichenheit» oder Manuel Strickler, der seine «Motivationskunst» als Stärke nennt? In vier Wochen wird es Oberrieden wissen.