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Martin Landolt hat einen neuen Job
Was sagt er wohl, wenn im Herbst die Prämien explodieren?

Der Abschied aus der Politik ist vorbereitet: Martin Landolt hat bei Santésuisse seinen Traumjob gefunden.
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Seit eineinhalb Jahren beobachtet Martin Landolt die Parteipolitik im Bundeshaus nur noch aus der zweiten Reihe. Als Anfang 2021 das Amt des BDP-Präsidenten durch die Fusion der Bürgerlich-Demokratischen Partei (BDP) mit der CVP hinfällig wurde, ist er eines von 45 Mitgliedern der Mitte-Fraktion. Ende 2023 wird er aus dem Nationalrat zurücktreten, wo er während gut 14 Jahren den einzigen Glarner Sitz belegte.

Nach seinem Entscheid, bei den nächsten Wahlen nicht mehr zu kandidieren, begab er sich auf Jobsuche. Und fand im Präsidentenamt des Krankenversicherungsverbandes Santésuisse alles, was er sich für eine neue spannende Aufgabe wünschte.

Sie streiten seit Jahren

Der 53-Jährige folgt auf den früheren SVP-Parlamentarier Heinz Brand. Er wird Chef eines Verbandes mit 41 Kassen, die 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung versichern. Die Branche ist gespalten. Seit Jahren streiten sich Santésuisse und der Konkurrenzverband Curafutura um Tarife für ambulante Behandlungen. Curafutura und die Ärzteverbindung FMH haben den neuen Tarif Tardoc ausgehandelt. Santésuisse stand abseits und bemühte sich, Pauschaltarife mit Spezialärzten und Spitälern zu vereinbaren.

Alain Berset schickte vor zwei Wochen Curafutura und die FMH zurück an den Verhandlungstisch, weil der Tardoc Mehrkosten verursache. Landolt sieht nun die Chance, dass sich Santésuisse und Curafutura sowie die Verbände der Ärzteschaft und der Spitäler zusammenraufen. «Ich strebe eine konstruktive Koexistenz der beiden Kassenverbände an.» Landolt will sich als lösungsorientierter Brückenbauer zeigen.

Als Parteipräsident war Landolt kein Mann der lauten Ansagen. Nur einmal, als die SVP mit einer Initiative die kompromisslose Ausschaffung straffälliger Ausländer durchsetzen wollte, verlor er die Beherrschung. Auf Twitter postete er ein Bild mit einem als Hakenkreuz entstellten Schweizer Kreuz, weil die Radikalisierung und der Kommunikationsstil der SVP «erschreckende Ähnlichkeiten mit dem Deutschland der Dreissigerjahre und mit dem Südafrika während der Apartheid aufweisen», rechtfertigte Landolt damals seinen Post.

Kein Gesundheitsexperte

Die Wahlniederlagen der BDP, die auf den kurzen Aufstieg folgten, hat er stoisch hingenommen, kommentierte sie mit Feinsinn und Selbstironie. Er wurde zum Nachlassverwalter der Partei, die 2008 nach dem Rauswurf von Eveline Widmer-Schlumpf aus der SVP gegründet wurde. «Mir war es wichtig, dass für meine Partei eine gute Lösung gefunden werden konnte. Für mich ist der Abschluss der politischen Karriere stimmig.»

Landolt sitzt im Verwaltungsrat der Glarner Krankenversicherung, einem Branchenzwerg. Ein profilierter Gesundheitspolitiker ist er nicht. Er sieht es als Vorteil, dass er nicht Mitglied der Gesundheitskommission ist, in der viele Kassenvertreter sitzen. «Ich wollte nicht zum operativen Chef-Lobbyisten werden, dafür haben wir unsere Public-Affairs-Leute.»

Als Santésuisse-Präsident verdient Landolt für ein 50-Prozent-Pensum 140’000 Franken im Jahr. Seinen ersten grösseren Auftritt dürfte er im Herbst haben, wenn es einen happigen Prämienaufschlag zu kommentieren gilt. Mit Effizienzgewinnen und Digitalisierung könne der Anstieg der Gesundheitskosten gebremst werden, sagt Landolt. Leistungsabbau sei in der Schweiz aber nicht mehrheitsfähig. «Alle wollen im Mercedes fahren, obwohl das Budget nur für den Skoda reicht.»