Corona-Medienkonferenz«Wir müssen aus der Risikozone herauskommen»
Die Experten von BAG und Taskforce äusserten sich zur aktuellen Corona-Situation in der Schweiz. Der Point de Presse zum Nachlesen und -schauen.
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Das Wichtigste in Kürze:
Die Fallzahlen in der Schweiz sind laut Taskforce immer noch viel zu hoch.
Das BAG befürchtet eine weitere Zunahme der Fallzahlen im Januar.
Die Experten fordern eine sofortige Reduktion der Fallzahlen und breit angelegte Tests in der Bevölkerung.
Als zusätzliche Massnahmen empfehlen die Experten «vermehrtes Homeoffice» und ein Hinauszögern des Präsenzunterrichts auf den 11. Januar nach dem Schulstart.
Sorge bereitet auch die Mutation des Coronavirus. Einige Fälle sind in der Schweiz bereits aufgetaucht, weitere sind zu erwarten.
Im Januar beginnt die neue RS; die Armee sei mit Schutzkonzepten und geschultem Personal bereit, sagt Brigadier Droz.
«Wir bleiben in einer Risikozone»
Die Virusmutationen sind mit ein Grund dafür, dass es zu vielen Neuansteckungen gekommen ist. Bisher gibt es sieben bestätigte Fälle mit den neuen Varianten. Ackermann geht davon aus, dass sie derzeit unter 1 Prozent der neuen Fälle ausmachen. Aber das könne sich rasch ändern, wie das Beispiel Grossbritanniens zeige.
Dort gäbe es viel mehr Menschen, die in Spitäler eingeliefert werden müssten. «Mehr Hospitalisationen bedeuten auch immer mehr Leute auf der Intensivstation und somit mehr Tote», so Ackermann.
Todesfälle: Schweiz auf traurigem 7. Platz
Nun richtet sich Martin Ackermann an die Medien. Selbst wenn der R-Wert über die Feiertage leicht gesunken sei, möchte die Taskforce mit aller Deutlichkeit darauf hinweisen, dass die Zahl der Neuansteckungen immer noch viel zu hoch ist, so der Präsident der COVID-19-Science-Task-Force.
Über 80 Menschen sterben pro Tag in der Schweiz, damit liege unser Land «auf dem traurigen 7. Platz» so Ackermann.
Mehr dazu: Bei den Todesfällen überholt die Schweiz alle Nachbarländer
Nartey: «Testen Sie sich früh!»
Die Testkapazitäten seien immer noch sehr gut, sagt Nartey. Sie ruft dazu auf, sich früh testen zu lassen und die Hygieneregeln einzuhalten. Auch das Contact Tracing laufe weiter — in den verschiedenen Kantonen auf verschiedener Basis. Sie seien zum Teil sehr stark gefordert. Die angestellten Tracer müssten immer wieder geschult werden.
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Nach wie vor zu hohe Belastungen
Das Wort übernimmt Linda Nartey, Berner Kantonsärztin und Vizepräsidentin der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte. «Die Belastung des Gesundheitswesens und insbesondere des Personals ist nach wie vor zu hoch», warnt Nartey, Die tieferen Fallzahlen über die Festtage dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Situation weiterhin besorgniserregend sei.
Und jetzt noch Silvester
Man habe eingeschränkte Weihnachten feiern müssen und nun steht Silvester vor der Tür: Mathys: «Wir sind ein weiteres Mal gefordert». Man solle Vorsicht walten lassen: «Versuchen Sie, die Kontakte so gering wie möglich zu halten», warnt Mathys. Anstossen sei möglich – zweimal eine Armlänge gebe auch 1,5 Meter. Und: «Verzichten Sie aufs Küsschen an Silvester!»
Eindämmung des mutierten Virus
Flüge wurden zuerst verboten, danach mit Bewilligung wieder erlaubt. «Wir haben mit den Kantonen nach Lösungen gesucht. Diese werden nun vertieft», so Mathys. «Wir werden das in dieser Woche weiter vorantreiben.» Heute Dienstagnachmittag findet eine weitere Telefonkonferenz zu den Mutationen statt.
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Weiterer Fall der Virus-Mutation entdeckt
Aktuell sind es fünf «Grossbritannien-Varianten», die in der Schweiz nachgewiesen wurde, bilanziert Mathys. Eine südafrikanische Varianten des Coronavirus sei ebenfalls entdeckt worden. Bisher gebe es aber keine Hinweise, dass die Mutationen in breitem Stil in der Schweiz zirkuliere.
Man muss aber damit rechnen, dass weitere Fälle in der Schweiz gefunden werden; zudem sei zu erwarten, dass es zu weiteren Übertragungen gekommen sei.
BAG-Mathys sieht wenig Grund für Optimismus
«Viel Optimismus gibt es momentan nicht zu versprühen», dämpft Mathys sämtliche Erwartungen auf Entspannung. Fast 4200 Neuinfektionen habe man am Dienstag verzeichnet, so Mathys. Und 132 weitere Todesfälle seien dazugekommen. Der R-Wert ist auf 0,86 gesunken, man müsse die Zahl aber mit Vorsicht interpretieren.
Beginn der PK
Die Experten haben Platz genommen. Patrick Mathys vom BAG spricht als erster zu den Medien. Er erinnert an das erste Mal, als er genau vor einem Jahr zum ersten Mal vom neuen Coronavirus aus China gehört hat. Ein Virus, das die Gesellschaft geprägt habe, so Mathys. Die aktuellen Zahlen sind jedoch immer noch viel zu hoch. «Das Coronavirus hat sich in allen Ecken und Ritzen unseres Lebens eingenistet», resümiert Mathys.
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Korrigierter R-Wert, fehlende Daten
«Der R-Wert zeigt nicht, was man wissen muss, um die Pandemie zu managen. Ttrotzdem orientiert sich insbesondere die Politik zu stark daran». sagte bereits Mitte des Jahres eine Wissenschaftsgruppe aus Grossbritannien.
Schweizer Experten sagen, dass die R-Werte in den ersten Schätzungen oft zu tief ausfallen und deshalb im Nachhinein korrigiert werden. Was also taugt der R-Wert als Richtwert für politische Massnahmen?
Eine gute Datenlage sei bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie «zentral», sagen Experten in der Schweiz und kritisieren, dass verzögerte und fehlende Daten den Kampf erschwerten – den Kantonen fehle es an Wille und Koordination. Wie reagiert der Bund darauf?
Die Experten des Bundes haben heute Gelegenheit, diese Fragen an der Medienkonferenz zu beantworten.
Der R-Wert gibt zu reden
Unmittelbar bevor der Bundesrat die Corona-Massnahmen verschärfte, warnte die Taskforce vor steigenden Fallzahlen. Der Grund war ein hoher R-Wert. Doch ob die Massnahmen, die der Bundesrat am 18. Dezember beschlossen hatte, zu mild, zu streng oder gerade richtig waren, kann heute noch niemand sagen. Denn inzwischen wurde der Wert von damals deutlich nach unten korrigiert.
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Verteilung der Impfdosen
107’000 Impfdosen hat die Schweizer Armee bereits in Empfang genommen. Gelagert werden müssen die Wirkstoffe bei höchstens minus 70 Grad. Wie die «Impfanterie» das bewerkstelligt und wie Feinverteilung an die Kantone läuft, lesen Sie hier.
Dazu auch ein Videobeitrag: Die grösste Impfaktion der Schweizer Geschichte stellt auch die Armee vor Herausforderungen.
PK-Teilnehmer
Der heutige Point de Presse findet auf Fachebene statt. Folgende Expertin und Experten nehmen heute ab 14 Uhr daran teil:
Linda Nartey, Kantonsärztin Bern, Vizepräsidentin der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG
Martin Ackermann, Präsident, National COVID-19 Science Task Force
Raynald Droz, Brigadier, Stabschef Kommando Operationen, Armee
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