Corona-Medienkonferenz am FreitagKoch: «Engpass bei Schutzmasken behoben»
Die Experten des Bundes äusserten sich in Bern zu wichtigen Fragen und Anliegen. Die Übersicht.
Das Wichtigste in Kürze:
- In der Schweiz hat die Zahl der Corona-Neuinfektionen innerhalb eines Tages um 346 auf 27'078 zugenommen.
- Die Todesfälle in Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung nahmen innerhalb von 24 Stunden um 105 auf 1304 zu.
- «Wir sind noch lange nicht aus der Gefahrenzone heraus», sagt Daniel Koch.
- Koch äusserte sich auch zur Kritik der Gastronomie.
- Für die Festivals gibt es keine guten Nachrichten.
Zusammenfassung
Die Kurve der Neuansteckungen mit dem Coronavirus ist rasch abgeflacht. Für Entwarnung ist es aber zu früh: «Wir sind noch lange nicht aus der Gefahrenzone heraus», sagte Daniel Koch, Delegierter des Bundesamts für Gesundheit (BAG) für COVID-19.
Aus epidemiologischer Sicht bestehe immer noch ein grosses Risiko, dass sich mehr Leute ansteckten und es wieder mehr schwere Fälle gebe. Koch erinnerte daran, dass noch immer über 300 Menschen künstlich beatmet werden müssen. «Es ist eine gefährliche Krankheit, nicht nur für Risikopatienten.»
Koch äusserte sich auch zur Kritik der Gastronomie, dass der Bundesrat am Donnerstag keinen Fahrplan für die Öffnung von Bars und Restaurants vorgelegt. Das werde sicher noch einmal geprüft, sagte er. Es handle sich aber um einen «sehr schwieriger Bereich».
Wenn man in einem Restaurant zusammensitze, habe das Abstandhalten nicht die erste Priorität. Es liege daher auf der Hand, dass die Gastronomie nicht in einem ersten Schritt geöffnet werde. Koch erinnerte auch an die schlechten Erfahrungen mit beschränkten Auflagen für Restaurants von Mitte März. «Das hat überhaupt nicht funktioniert», sagte er.
Über Öffnungsszenarien wollte Koch nicht spekulieren. Dafür sei es zu früh. Man müsse zuerst prüfen, welche Möglichkeiten es überhaupt gebe, dass Gastrobetriebe gefahrlos Gäste bewirten und auch das Personal schützen könnten. Die Vielfalt in der Branche macht die Aufgabe nicht einfacher. Das kleine Kaffee lasse sich nicht mit dem Gourmet-Palast vergleichen, sagte Koch.
Auch für Festivals gibt es keine guten Nachrichten. Es sei nicht möglich, etwas Verlässliches zur Situation in drei Monaten zu sagen, sagt Koch. «Das wäre unseriös.» Der Bundesrat will an einer seiner nächsten Sitzungen entscheiden, ab wann wieder Grossveranstaltungen möglich sind.
Point de Presse ist zu Ende
Die Medienkonferenz ist nach gut 90 Minuten zu Ende. Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Es folgt in Kürze eine Zusammenfassung.
Frage: Sind die kleinen Schritte in den Wirtschaftsfragen sinnvoll?
Zürcher: «Das ist eine grosse Frage für einen kleinen Angestellten des Bundes. Es gibt Bereiche, die zeigen, dass der Bund als alleiniger Entscheidungsträger nicht optimal ist für entsprechende Lösungen.» Der Seco-Direktor vergleicht die ganze Aktion mit «groben Handschuhen in filigranen Systemen». Zürcher ergänzt noch, dass staatsnahe Betriebe grundsätzlich keinen Anspruch auf Kurzarbeit hätten.
Frage: Wie viele Soldaten sind im Einsatz?
Brigadier Droz: «Von den 5000 Soldaten sind 750 in der Sicherheit und 3800 in sanitären Diensten tätig.» 300 bis 400 Personen würden in den nächsten Tagen nach Hause geschickt. Sie müssten sich jedoch verpflichten, innert eines Tages einsatzbereit zu sein.
Frage: Können Insekten das Virus verbreiten?
Der BAG-Mann der Stunde sagt: «Das ist eher unwahrscheinlich. Es handelt sich ja um eine Tröpfcheninfektion.» Ihm seien keine Studien darüber bekannt.
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Frage: Wie sieht es mit Impfstoffen aus?
Daniel Koch erklärt, dass alle Impfstoffe in einer relativ frühen Entwicklungsphase seien.
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Frage: Dürfen sich Kinder in grösserer Anzahl treffen?
Daniel Koch stellt klar: «Wir haben nie verboten, dass sich die (kleinen) Kinder in grösserer Zahl verabreden.» Man wolle aber nicht, dass sich die Eltern dann in grosser Zahl treffen würden.
Frage: Wie funktioniert die Nachverfolgung von Infizierten?
Daniel Koch: Die kantonsärztlichen Dienste hätten das zu Beginn der Epidemie gemacht. Pro Fall müssen 50 bis 100 Personen in Quarantäne. Das Ganze sei sehr aufwändig. Man habe die Kantone aufgefordert, die Kapazitäten auszubauen.
Frage: Landen Kurzarbeits-Fälle mit vor Gericht?
Boris Zürcher vom Seco: «Das ist gut möglich. Das ist auch sonst der übliche Weg, wenn Inspektoren Unregelmässigkeiten finden und diese beanstanden.»
Frage: Werden Bussen an Grenzen willkürlich verteilt?
Christian Bock von der Eidg. Zollverwaltung antwortet: «Wir schauen, dass Bussen nicht willkürlich verteilt werden. Genaue Zahlen über Beschwerden oder Bussen habe ich nicht.»
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Frage: Wie geht es mit den Restaurants weiter?
Daniel Koch vom BAG sagt: In Gastrobetrieben sei die Vielfalt riesig. «Deshalb ist es schwierig, jetzt Aussagen zu machen. Wir werden aber mit der Branche reden und zusammenarbeiten, um zu schauen, was Sinn macht.» Man müsse auf jeden Fall schauen, ob Gastrobetriebe ohne Gefahren öffnen können - oder nicht.
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Frage: Sind Reisebüros auch personenbezogene Dienstleistungen?
Boris Zürcher vom Seco sagt, dass Reisebüros oder Fahrschulen keine personenbezogenen Dienstleistungen seien. Diese dürfen am 27. April noch nicht öffnen. «Nur wenn es einen 1:1-Kontakt gibt, kann man das als personenbezogen bezeichnen.»
Frage: Gibt es Festivals im Sommer?
Daniel Koch: «Es ist mit Sicherheit nicht möglich, etwas Verlässliches zur Lage in drei Monaten zu sagen. Das ist unangenehm für die grossen Festivals, die keine Planungssicherheit haben. Wir verstehen, dass sie jetzt Events absagen. Es wäre aber aus unserer Sicht unseriös, die Lage in drei Monaten vorauszusagen.»
Frage: Wurden Tests bei Kindern vorgenommen?
Daniel Koch erklärt: «Ja, das hat man gemacht. Ich weiss jetzt nicht genau wie viele. Aber es hat sich gezeigt, dass sie vom Virus kaum betroffen worden sind.»
Frage: Wie steht es mit der Maskenpflicht?
Daniel Koch vom BAG: Spätestens am Dienstag wolle man einen Film zeigen, wie man Schutzmasken korrekt trage. «Wenn sie falsch getragen werden, nützen sie nämlich nicht.» Für die Beschaffung der Masken seien die Betriebe verantwortlich, falls es in einer Branche eine Maskenpflicht geben würde. Man könne den Bund für Masken anfragen.
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Für die Bevölkerung gilt weiterhin keine Maskenpflicht. Der Entscheid des Bundesrats ruft Kritik aus der SVP hervor – und Applaus vom Pflegepersonal.
Frage: Gibt es Konzepte für einzelne Branchen?
Boris Zürcher vom Seco stellt unmissverständlich klar: «Der Bund wird keine spezifischen Branchen-Konzepte bewilligen.» Der Bund werde aber Grundkonzepte zur Verfügung stellen. Koch ergänzt noch, dass die Branchen dann die Konzepte optimieren können.
Frage: Warum Zivilschuützer vor allem in Altersheimen?
Flury verteidigt diese Personalpolitik. Es gebe in den Altersheimen sehr viel zu tun. Teilweise sei auch Personal ausgefallen. In jenen Spitälern, die nicht ausgelastet seien, seien keine Zivilschützer im Einsatz.
Koch: «Engpass bei Schutzmasken behoben»
In der ersten Phase der Coronavirus-Epidemie waren Schutzmasken sogar in den Spitälern knapp, für die Bevölkerung reichte es bei weitem nicht. Die Lücke scheint nun geschlossen worden zu sein.
«Es sollte jetzt keinen Maskenengpass mehr geben», sagt Daniel Koch. Im Moment sollte es genügend Masken geben. Derzeit verfüge der Bund über rund 20 Millionen Schutzmasken, bis Ende April sollen es 100 Millionen Masken sein.
Diese sind auch für die Branchen gedacht, die in den nächsten Wochen wieder den Betrieb aufnehmen können – allerdings nur subsidiär, die Berufsleute müssen sich in erster Linie selber versorgen. In einer ersten Phase könnten die Branchenorganisationen aber Masken beim Bund beantragen, sagt Koch.
Er erwartet, dass sich auch die Detailhändler und die Bevölkerung wieder eindecken. «Wir gehend davon aus, dass der Weltmarkt wieder genügend Masken hergibt», sagt Koch. Der Bund habe nicht geplant, für die ganze Bevölkerung genügend Masken an Lager zu haben.
Frage: Wie verhält es sich mit den Besuchen in Altersheimen?
Daniel Koch vom BAG: «Wir schauen das nochmals an, auch mit den Kantonen. Es gibt vielleicht Kantone, in denen die Empfehlungen gelockert werden können.» Für die Risikogruppe gelte aber weiterhin: Das Risiko unbedingt vermeiden, man solle sich aber bewegen, gegen einen Spaziergang rund um den Block sei nichts einzuwenden.
Frage: Kinder nicht die Treiber des Virus?
Daniel Koch vom BAG: «Kinder sollen nach wie vor nicht Kontakt mit ihren Grosseltern haben. Es gibt keine 100-prozentige Sicherheit, dass keine Kinder infiziert sind.»
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