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Zukunft der Credit Suisse
Was der neue Präsident mit der CS vorhat

António Horta-Osório leitet seit April den CS-Verwaltungsrat – hier ein Foto aus seiner Zeit als Chef der britischen Bank Lloyds.
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Alle Hoffnungen ruhen auf ihm: Seit April ist António Horta-Osório neuer Präsident der Credit Suisse (CS). Er hat der Bank eine Strategieüberprüfung verordnet, die bis Ende Jahr abgeschlossen sein soll.

Die ist auch bitter nötig. Denn die Milliardendebakel beim Hedgefonds Archegos und bei den Lieferkettenfonds von Greensill haben bei der zweitgrössten Bank der Schweiz eklatante Schwächen offengelegt.

Als Folge sollen am Freitag zwei neue Köpfe in den Verwaltungsrat gewählt werden. Ex-UBS-Schweiz-Chef Axel Lehmann soll das Risikomanagement stärken, und mit dem Ex-Lloyds-BankerJuan Colombas holt sich der CS-Präsident einen engen Vertrauten an seine Seite.

Retuschen statt Revolution

Bleibt die Frage: Wie grundlegend baut Horta-Osório die Credit Suisse selbst um? Was bisher von hochrangigen Insidern von den Planungen durchsickert, scheint eher auf Retuschen als auf eine Revolution hinzudeuten.

Einen ersten wichtigen Pflock hat der Bankpräsident bereits eingeschlagen: Bankchef Thomas Gottstein wird bleiben. «Er ist der richtige Mann für die strategische Neuausrichtung der Bank», sagte Horta-Osório in einem gemeinsamen Interview mit Gottstein im «SonntagsBlick».

Aus dem Umfeld der Bankspitze ist zu hören, dass sich die beiden Männer zusammengerauft hätten. Horta-Osório hat zwar mehr Macht an sich gezogen, sodass die «Financial Times» bereits spekulierte, der Portugiese könnte Gottstein vom Chefposten verdrängen – was Horta-Osório dementierte.

«Die beiden verstehen sich gut, auch wenn es hier und da Meinungsverschiedenheiten gibt», sagt ein Insider zum Arbeitsverhältnis. Klar scheint: Nach dem öffentlichen Vertrauensbeweis für Gottstein ist es für den Verwaltungsratspräsidenten kaum mehr möglich, den Chef auszutauschen, ohne sich selbst zu beschädigen.

«Die Credit Suisse müsste ihr gesamtes Geschäft, nicht nur das in der Investmentbank, weniger kapitalintensiv aufstellen.»

Andreas Venditti, Bankanalyst bei Vontobel

Bleibt Gottstein Chef, wird das als Zeichen gewertet, dass ein grosser Umbruch bei der CS ausbleibt. Denn der Chef der Credit Suisse argumentiert stets, dass die Bank ein funktionierendes Geschäftsmodell habe und Greensill und Archegos quasi als Unfälle zu sehen seien.

Analysten wie Andreas Venditti bei Vontobel sehen dagegen die Skandale als Symptom dafür, dass die Bank grundsätzlich zu hohe Risiken eingeht. «Die Credit Suisse müsste ihr gesamtes Geschäft, nicht nur das in der Investmentbank, weniger kapitalintensiv aufstellen. Das kostet zwar Erträge, aber die Bank würde dadurch wahrscheinlich risikoärmer und stabiler. Dies würde meiner Ansicht nach über die Zeit zu einer Höherbewertung der Bank führen», sagt Venditti.

Horta-Osório sprach im «SonntagsBlick» zwar davon, «den Risikoappetit zu zügeln.» Von einer grundlegenden Neuausrichtung der Bank war dagegen nicht die Rede.

Keine Abspaltung der Investmentbank

Dazu passt, was bisher aus hochrangigen CS-Kreisen zu den Strategieüberlegungen durchgesickert ist. Radikale Schritte wie eine Abspaltung der Investmentbank wird es nicht geben. Die Sparte, die in den vergangenen zehn Jahren fast nie ihre Kapitalkosten verdiente, soll nur gezielte Einschnitte erfahren, um die Risiken zu senken, wie mehrere Quellen berichten.

Bei der Kernsparte Private Banking gibt es den Informationen zufolge die Idee, das Geschäft wieder in einer Sparte zu bündeln. Derzeit ist das Vermögensverwaltungsgeschäft mit Schweizer Kunden in der Schweizer Universalbank, jenes mit Kunden aus Asien in der Sparte Asia-Pacific und jenes mit Kunden aus dem Rest der Welt im Bereich International Wealthmanagement verteilt.

Diese Aufteilung in Regionen war eine Idee des früheren Bankchefs Tidjane Thiam aus dem Jahr 2015. Nun scheint diese Reform wieder komplett zurückgedreht zu werden.

Die Sparte International Wealthmanagement leitet derzeit Philipp Wehle. Er folgte auf Iqbal Khan, der zur UBS ging. Laut CS-Kreisen ist aber nicht gesetzt, dass Wehle in Zukunft die neue vereinigte Vermögensverwaltung leiten wird. Mehrere Quellen betonen, dass die personelle Erneuerung der Geschäftsleitung noch nicht abgeschlossen sei.

Zukäufe zur Stärkung der Kernsparte Vermögensverwaltung seien zum jetzigen Zeitpunkt keine geplant, heisst es. Nach den Milliardenskandalen wie Archegos würden allein schon die Regulierer beim Thema Zukäufe auf der Bremse stehen, weil eine Integration die Bank noch komplexer mache.

Grundmalaise bleibt bestehen

Befragt zu diesem Kenntnisstand, teilte die CS mit: «Die Credit Suisse wird die Resultate der laufenden Überprüfung der Strategie wie angekündigt vor Ende Jahr bekannt geben. Bis dahin macht die Credit Suisse keine Angaben.»

Sollte der neue Bankpräsident Horta-Osório nicht noch ein Kaninchen aus dem Hut zaubern und es bei diesen Eckpunkten bleiben, dann droht der Plan zu enttäuschen. «Die mögliche Zusammenführung des Private Banking ist nur eine Änderung der Organisation und des Reporting, nicht der Strategie», urteilt Bankexperte Venditti. «Eine höhere Börsenbewertung wird die CS so nicht erreichen.»

Denn das Grundmalaise, dass die Bank ihr Geschäft zu kapitalintensiv betreibe, bleibe bestehen. «Gerade auch im Private Banking ist das Geschäft der CS kapitalintensiver als dasjenige der UBS», argumentiert Venditti. Der Grund für diese Kapitallastigkeit liege vermutlich darin, dass die CS einen stärkeren Fokus auf dem Kreditgeschäft habe.

Ausgezahlt hat sich das nicht. So verdiente die Schweiz-Einheit der Credit Suisse in den vergangenen zehn Jahren über 15 Milliarden Franken. Der Gesamtkonzern dagegen kam in dem Zeitraum nur auf einen Reingewinn von 9 Milliarden. Vor allem die Investmentbank ist für diese Gewinnschmelze verantwortlich. Es wäre schon viel erreicht, wenn der Rest der Credit Suisse die guten Ergebnisse der Schweiz-Tochter nicht regelmässig auffressen würde.