Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Coop übernimmt Jumbo
Was der Baumarkt-Deal für die Konsumenten bedeutet

Gibt die Weko ihre Zustimmung, gehört Jumbo bald zu Coop Bau+Hobby. Ob der Name bestehen bleibt, ist noch unklar. Hier ein Baumarkt in Dietlikon (8. April 2021).
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Eine neue Wandfarbe für die Küche, das Hochbeet im Garten oder die Hortensien auf dem Balkon: Im Lockdown stürmten Schweizerinnen und Schweizer die Baumärkte, um ihr Zuhause zu verschönern.

Corona war ein Glücksfall für die Branche. Denn vorher stagnierten die Umsätze der grossen Player. Nun kommt zusätzliche Bewegung in den Markt, weil Coop nach Jumbo greift und sich damit anschickt, neuer Marktführer zu werden. Was haben die Kundinnen und Kunden davon? Geht die Konsolidierung im Markt weiter, schrumpft so die Auswahl?

2020 war ein gutes Jahr für die Baumärkte. Sie konnten endlich wieder wachsen: Coop Bau+Hobby beispielsweise steigerte den Umsatz von 630 Millionen auf fast 700 Millionen Franken und die Landi setzte 1,5 Milliarden um, im Jahr 2019 waren es noch rund 1,4 Milliarden. Das Wachstum dürfte sich auch in diesem Jahr fortsetzen, meint Nordal Cavadini, Detailhandelsexperte und Partner bei der Beratungsfirma Oliver Wyman. Viele Menschen hätten während der Zeit neue Projekte gestartet, um den Garten, das Haus oder die Wohnung zu verschönern.

Der Markt ist indes stark umkämpft: Mit Hornbach, Jumbo, Bauhaus, Migros Do it + Garden und Coop Bau+Hobby herrscht eine hohe Dichte. Die Fenaco-Tochter Landi mischt auch mit, ist aber ein Sonderfall: Neben dem Do it-, Blumen- und Pflanzengeschäft verkauft sie auch Getränke wie Bier oder Wein, Lebensmittel und landwirtschaftliche Produkte – am gesamten Sortiment machen die Bereiche Do it, Garten und Pflanzen nur einen Anteil von rund 34 Prozent aus.

Trotz der grossen Konkurrenz: Ein Verdrängungskampf der Baumärkte zeigt sich kaum, vielmehr stagniert die Anzahl Filialen, die Flächenumsätze sinken. «Die Branche wächst seit Jahren nicht mehr», sagt Experte Cavadini. Erst Corona brachte neuen Schwung. Neue Standorte für grossflächige Märkte sind aber kaum mehr zu finden und Baugesuche müssen immer mit Einsprachen rechnen. Wer wachsen will, kauft dazu, so wie es jetzt Coop Bau+Hobby mit Jumbo tut.

Doch Coop wird Doppelspurigkeiten vermeiden müssen – an die 15 Jumbo-Filialen liegen derzeit in der Nähe von Bau+Hobby-Märkten. Wobei Jumbo teilweise besser aufgestellt sei, sagt ein Branchenkenner. Denn die grösste Veränderung der letzten Jahre sei mit dem Aufkommen grossflächiger Baumärkte mit 8000 bis 20’000 Quadratmeter Fläche wie die von Hornbach, Bauhaus oder Obi eingetreten.

Mit deren Sortimentsvielfalt konnten die kleinen Flächen von Migros Do it + Garden oder Coop Bau+Hobby, die vor allem auf die Nahversorger ausgerichtet seien, nicht gut mithalten. Jumbo habe diese Entwicklung früh erkannt und mit dem Konzept Jumbo Maximo mitgezogen.

Trotz der grossen Konkurrenz zeigen sich auf den ersten Blick kaum Unterschiede in der Preisgestaltung der Baumärkte. Sprich: Ausländische Angreifer wie Hornbach treten nicht als Preisbrecher auf, um Marktanteile zu gewinnen – im Unterschied etwa zu Aldi und Lidl im klassischen Detailhandel.

«Der Unterschied zeigt sich erst im Warenkorb», sagt Cavadini. Wer es gut mache, biete dem Kunden das ganze Projekt und nicht nur den Eckartikel zu einer attraktiven Preisleistung. Hinzu kommt die Beratung.

Diese macht den Unterschied, denn die Konkurrenz wächst vor allem seitens der Onlineanbieter wie Amazon, auf deren Plattformen Baumarktbedarf günstig zu kaufen ist. Aber auch die Discounter greifen die Baumärkte an. Sie haben beispielsweise Werkzeuge in ihr Sortiment aufgenommen. «Die Baumärkte müssen aufpassen, dass ihnen die Discounter nicht zu viel abgraben», sagt Cavadini.

«Dass Coop den Zuschlag bekam, war eine Überraschung.»

Manager der Konkurrenz

Die aktuelle Ausgangslage kann eine Chance für Coop und Jumbo sein. Dem vergangene Woche verkündeten Deal muss noch die Eidgenössische Wettbewerbskommission (Weko) zustimmen. Bis dahin sind viele Fragen offen: Wie viele Jumbo-Filialen werden geschlossen? Bleibt der Name bestehen oder kommt es zum Stellenabbau? Rund 1500 Angestellte müsste Coop von der Jumbo-Besitzerin, der Genfer Familienholding Maus Frères, übernehmen.

«Coop ist jetzt mit Abstand der grösste Player im Baumarktgeschäft», sagt ein Manager der Konkurrenz. In der Branche habe man die Übernahme von Jumbo erwartet. «Dass Coop den Zuschlag bekam, war hingegen eine Überraschung», sagt er. «Es ist uns aber lieber, ein bestehender Player übernimmt Jumbo, als dass ein weiterer Internationaler auf dem Markt mitmischt.» Coop sei bekannt und somit berechenbarer.

Preise werden kaum sinken

Dass mit der Übernahme nun die Preise gleich sinken werden, erwartet der Brancheninsider jedoch nicht. Die Verhandlungsbasis mit Lieferanten werde für Coop Bau+Hobby sicher besser, aber es stehen sicherlich auch entsprechende Investitionen an, um die Jumbo-Märkte auf Bau+Hobby umzurüsten, meint er.

In den kommenden Jahren erwartet der Branchenkenner eine weitere Konsolidierung, Jumbo-Filialen neben Bau+Hobby-Standorten würden wohl schliessen müssen. «Beide nebeneinander zu betreiben, macht keinen Sinn.» Doch Coop könne die Flächen für andere Fachmarktkonzepte oder auch Supermärkte nutzen, mutmasst er.

Vielleicht ist das mit ein Grund, warum sich die Jumbo-Besitzer für einen Verkauf an Coop entschieden haben. Mitarbeitende könnten so übernommen werden, einen Stellenabbau im grossen Stil erwartet der Experte deshalb nicht.