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Der SMI klettert über 12’000 Punkte
Was den Börsenboom in der Schweiz treibt

Am Donnerstag hat der Schweizer Börsen-Leitindex SMI erstmals die Marke von 12’000 Punkten geknackt. Ein Börsenhändler blickt auf seine Monitore.
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Jetzt geht es auch an der Schweizer Börse mit den Kursen steil bergauf. Am Donnerstag hat der Leitindex SMI erstmals in seiner Geschichte die Marke von 12’000 Indexpunkten geknackt. Seit Jahresbeginn ist der SMI bereits um 12 Prozent angestiegen.

Am Freitag endete der Aufwärtstrend vorerst. Der SMI verlor 0,6 Prozent. Doch weil an diesem Tag viele Derivate (wie Optionen) abgelaufen sind, die sich auf Schweizer Aktien beziehen, haben die Kursbewegungen für den weiteren Trend keine Bedeutung.

Der jüngste deutliche Aufwärtstrend an der Schweizer Börse steht für ein globales Phänomen. Die Aktien der meisten Unternehmen werden von einem einzigartigen Optimismus zur weiteren Wirtschaftsentwicklung erfasst.

Für die Weltwirtschaft prognostiziert der Internationale Währungsfonds im laufenden Jahr ein Wachstum von 6 Prozent. Solche Aussichten ergänzen die ultraexpanisve Geldversorgung der Notenbanken als bisher wichtige Stütze der Börsen.

Die Rückkehr des Konsums, der überall erwartet wird, ist ein starker Umsatz- und Gewinntreiber für die Unternehmen.

Das heisst nicht, dass alle durch die Krise verursachten Narben bereits verheilt sind. Die Weltwirtschaft wird sich noch länger nicht in dem Zustand befinden, in dem sie sich ohne Krise befinden würde. Für die Börse sind Entwicklungen aber wichtiger als Niveaus. Und die Rückkehr des Konsums, der überall erwartet wird, ist ein starker Umsatz- und Gewinntreiber für die Unternehmen.

Ein Börsenhändler in den USA studiert die Aktienkurse.

An der Börse kotierte Unternehmen haben überdies an der Krise weniger gelitten als kleinere Dienstleister wie jene aus dem Gastgewerbe. Diese Unternehmen sind selten an den Aktienmärkten. Von den Stützungsmassnahmen der Staaten haben solche Firmen auch indirekt profitiert, weil so ein Totalabsturz der Wirtschaft verhindert werden konnte. Deshalb verzeichnen viele noch immer ein robustes Gewinnwachstum.

Vorsprung der US-Börse schmilzt

Noch im Vorjahr gelang es der Schweizer Börse nur knapp, die Verluste vom Höhepunkt der Corona-Krise im März bis zum Jahresende wettzumachen. Der Kursgewinn für das ganze Jahr belief sich auf weniger als 1 Prozent, während die US-Börse gemessen am breiten Index S&P 500 um mehr als 16 Prozent zugelegt hat.

Die stärker steigenden Kurse in den USA haben die dortigen Börsen hauptsächlich den Internetkonzernen zu verdanken. Allein Apple, Microsoft, Amazon, Facebook und die Google-Muttergesellschaft Alphabet dominieren zu einem Fünftel den S&P 500. Diese Unternehmen konnten Gewinn und Umsatz teilweise sogar wegen der Pandemie deutlich steigern.

Auch an der Schweizer Börse haben wenige Firmen ein grosses Gewicht: Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé und die Pharmamultis Novartis und Roche dominieren den SMI zu mehr als der Hälfte. Das weltweite Geschäft mit Pharmaprodukten und Lebensmitteln, von dem die Schweizer Börse mehr als von allem anderen abhängt, ist deutlich stabiler als jenes von Technologiefirmen, Banken oder der Industrie.

Börsianer sagen daher, die Schweizer Börse sei «defensiv». Sie stürzt in der Regel weniger ab, wenn es andernorts bergab geht, steigt aber bei einer Erholung auch weniger rasch an – das hat sich im letzten Jahr gezeigt.

Dämpfende Inflationsängste

Die Aussicht auf weitere Hilfs- und Konjunkturpakete vor allem in den USA lässt die Zuversicht weiter steigen. Das stützt auch die Aktien der Unternehmen an der Schweizer Börse. Vor allem für die Grossen unter ihnen hat der Absatzmarkt in den USA und in der übrigen Welt eine sehr viel grössere Bedeutung als jener in der Schweiz.

Seit die US-Notenbank Fed am Mittwoch erstmals auf künftige Zinserhöhungen hingewiesen hat, hat der Optimismus in den USA einen Kratzer erhalten.

Der Optimismus ist aber nicht nur Treiber der Kurse, er stellt auch das grösste Risiko dar. Angesichts bereits hoher Bewertungen können jetzt Enttäuschungen rasch zu einer Neueinschätzung der Lage führen – und zu Kursverlusten. Als besonders grosse Gefahr wurde noch bis vor kurzem eine ausser Kontrolle geratende Steigerung der Preise gesehen. Das würde die Notenbanken zu einer drastischen Kurskorrektur und steigenden Zinsen zwingen. Eine Horrorvorstellung für die Börsen.

Händler an der New Yorker Börse im März 2020, als die Börsenkurse abstürzten.

Ausdruck dieser Sorge waren jüngst steigende Langfristzinsen, vor allem in den USA. Doch den Notenbanken ist es vorerst gelungen, diese Sorgen zu zerstreuen. Der Preisanstieg sei nur temporär, sagen sie überall, am Donnerstag auch die Schweizerische Nationalbank. In der Folge bildeten sich die Zinsen wieder etwas zurück. Doch seit die US-Notenbank Fed am Mittwoch erstmals auf künftige Zinserhöhungen hingewiesen hat, hat der Optimismus in den USA einen Kratzer erhalten. Seither sinken dort die Kurse. Das sollte für alle Börsianer eine Warnung sein.