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Meinung

Tech-Jahr 2025
Sechs Forderungen an Google, Microsoft, Apple und Facebook

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In Kürze:
  • Mark Zuckerberg hat 2024 einen Imagewandel hingelegt, der exemplarisch für den Wertewandel in der Techbranche steht.
  • Der Fortschritt dient weniger dem Gemeinwohl als vielmehr dem Machtausbau der Konzerne.
  • Um gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, sollten Google und Microsoft die KI-Entwicklung von ihren traditionellen Produkten trennen.
  • Und Apple muss 2025 eine Nachfolge­regelung für Tim Cook finden.

Wie egozentrisch sich die Techbubble aufführt, lässt sich exemplarisch an Mark Zuckerberg ablesen. Das eigene Image war 2024 die Top-Priorität des Meta-Chefs. Er hat seinen Kleiderschrank ausgemistet und die dicken Hoodies gegen Designerklamotten ausgetauscht. Er trägt nun Lockenfrisur und Goldkettchen und versucht sich zusammen mit T-Pain gar als Rapper. Manche Medien vermuten eine Midlife-Crisis, andere nennen diese Wandlung bewundernd-ironisch «Zuckaissance».

Zuckerberg hat sich vom Nerd zum Mafioso gewandelt. Zumindest optisch – und wenn wir der Stilkritik von «Business Insider» glauben dürfen. Aus der geht hervor, dass der «mob chic» nicht nur von Zuckerberg, sondern auch von Branchengrössen wie Amazon-Gründer Jeff Bezos gepflegt wird. Ist das ein Zeichen von Ehrlichkeit und Erwachsenwerden? War es nicht schon immer lächerlich, wenn sich Milliardäre aus dem Silicon Valley wie Teenager kleideten?

Mark Zuckerberg, chief executive officer of Meta, makes a point during an appearance at SIGGRAPH 2024, the premier conference on computer graphics and interactive techniques, Monday, July 29, 2024, in the Colorado Convention Center in downtown Denver. (AP Photo/David Zalubowski)

Nein, denn die «Égalité» gehört zum Gründermythos. Die Bay Area San Franciscos war in den 1970er-Jahren nicht nur Ausgangspunkt der globalen Computerrevolution. Sie war auch das Zentrum der Hippie-Bewegung, und das hat abgefärbt. Die Erfinder von Heim-PCs, Maus und Netzwerken verstanden sich wie die Blumenkinder als Exponenten einer Gegenkultur: Sie waren überzeugt, vom technischen Fortschritt würden alle profitieren; unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sozialem Status.

2025 taugt dieser Idealismus nicht einmal mehr zum Marketing. Stattdessen pflegt Zuckerberg den «lauten Luxus». Elon Musk gebärdet sich derweil als Oligarch. Microsoft scheint sein Betriebssystem Windows zunehmend als Promotionswerkzeug für die hauseigenen KI- und Cloud-Lösungen zu begreifen. Und bei Google ist es unsicher, ob die klassische Suchmaschine der künstlichen Intelligenz zum Opfer fällt – mit der möglichen Folge, dass viele Internetangebote kaum mehr gefunden werden und das unabhängige Web verkümmert.

Sechs Forderungen fürs neue Jahr

Also, wenn die alten Werte nichts mehr taugen, müssen neue her. Darum hier konkrete Vorschläge, was die Techkonzerne tun könnten, um auf zeitgemässe Weise Verantwortung zu übernehmen:

  1. Meta braucht Kontrolle. Die Facebook-Mutter hat seit 2020 ein Aufsichtsgremium. Das ist nicht bloss ein Feigenblatt, doch für die Öffentlichkeit ist sein Einfluss kaum sichtbar. Für Mark Zuckerbergs neues Image wäre es förderlicher als der saloppe neue Kleidungsstil, wenn das Oversight Board verbindliche Entscheidungen treffen und überwachen könnte und dafür organisatorisch komplett von Meta entkoppelt würde.

  2. Google muss KI auslagern. Der Konzern sollte anerkennen, dass seine Ambitionen bei der künstlichen Intelligenz dem herkömmlichen Suchmaschinengeschäft zuwiderlaufen. Um sicherzustellen, dass das herkömmliche Web seine wichtige Rolle auch weiterhin erfüllen kann, sollte Google die KI-Aktivitäten in ein eigenes Unternehmen auslagern.

  3. Microsoft braucht Klarheit. Windows unabhängig von KI und Cloud weiterzuentwickeln, würde die Wahlfreiheit von Nutzerinnen und Nutzern fördern und das langfristige Vertrauen stärken.

  4. Wir brauchen mehr Open Source. Einer der zentralen Treiber für Fortschritt und Innovation war und ist Open Source. Auch bei der künstlichen Intelligenz zeigt sich das Potenzial: Es gibt freie KI-Modelle, etwa von Meta, und auch Google stellt der Gemeinschaft einzelne offene Produkte zur Verfügung. Für ein ernsthaftes Gegengewicht zu den grossen, kommerziellen Plattformen und gegen eine ungesunde Machtkonzentration sollten die Techkonzerne noch mehr in Open Source investieren.

  5. Apple braucht eine Nachfolge für Tim Cook. Die Pensionierung des Chefs rückt näher. Apple muss die Zukunft ernsthaft angehen. Und auch wenn Cook ein Garant dafür ist, dass die Umsätze stimmen, ist für die anstehenden Herausforderungen ein technischer Visionär gefragt.

  6. Eine neue Sicht auf Technologie ist nötig. Die Beerdigung der Flower-Power-Ideale sollte als Chance gesehen werden. Die Technologie als Heilsbringer zu predigen, wie das auch Bill Gates gern tat, ist eine zu einseitige Sichtweise. Sie lässt die Risiken und Nebenwirkungen ausser Acht und ignoriert, dass Individuen und auch Gesellschaften Zeit benötigen, um mit einer Entwicklung Schritt zu halten. Ab und zu eine Verschnaufpause wäre auch bei der künstlichen Intelligenz nicht verkehrt.