Glosse zum Schweizer NationalgerichtHände weg von diesem Fonduebrot!
Die Grossverteiler verkaufen jetzt Brot mit Sollbruchstellen. Es schmeckt nach Sand und brösmelet von der Gabel – ein Frontalangriff auf ein nationales Heiligtum.
Ein Schwindel ist dann besonders gut, wenn man einfach darauf hereinfällt. Je fieser die Masche, desto grösser der Erfolg. Die Menschen sollen denken, sie hätten etwas gewonnen oder seien extra schlau – bevor sie den Bschiss entdecken und vor Scham erröten.
Wie bei diesen gerippten Fonduebroten, die neuerdings überall angeboten werden. Die mit den Sollbruchstellen, wo man das Brot mit blossen Fingern in kleine Stücke zerteilen kann, bevor man sie in den Käse tunkt. Coop, Migros, Aldi und Lidl präsentieren sie direkt neben den Käsemischungen, als ob es sich um eine revolutionäre Erfindung handelte und es für einen gemütlichen Fondueabend nichts Besseres gäbe.
Tatsache ist: Dieses Brot ist würdelos, es entehrt das Schweizer Nationalgericht. Es ist weich und latschig, schmeckt nach Sand und Zusatzstoffen, jedes Tankstellenbrot ist sinnlicher. Halten die Grossverteiler daran fest, wird es kulinarisch finster im Land.
Das Fonduebrot erfüllt seinen Zweck nicht einmal dann, wenn man es im Käse schwenkt. Falls die Stücke nicht schon beim Zerteilen zerbröseln, machen sie sich im Caquelon selbstständig, sobald sie eine andere Gabel oder den Rand berühren.
Ausgerechnet das Fonduebrot führt also zum Brotverlust – wer zum Teufel hat das getestet? Ginge es nach «Asterix und Obelix bei den Schweizern», würde die Bevölkerung damit geradezu rasant dezimiert, denn dort heisst es nach drei verlorenen Brotstücken: «Ab in den See! Mit Gewichten an den Füssen!»
Die Product Manager sind schuld
Zugegeben: Das Brot sieht praktisch aus, der Name sitzt, wobei man da nicht viel falsch machen konnte. Der Verdacht liegt also nahe, dass die Misere einem jener Product Manager zu verdanken ist, die sich für besonders innovativ halten, aber von der Sache keine Ahnung haben. Und denen es egal ist, wie gut die Qualität des fertigen Produkts ist, Hauptsache, ihre Idee wird umgesetzt. Den Chefs der Grossverteiler, die dieses unmögliche Ding durchgewinkt haben, wünscht man zur Strafe, dass sie den Rest ihres Lebens nichts anderes essen dürfen.
Damit das klar ist: Das ideale Fonduebrot ist ein normales Pfünderli mit einer richtigen Rinde. Es ist kompakt, neutral und ein bisschen langweilig: wie die Schweiz. Wahlweise dürfen Kartoffeln oder Birnen auf die Gabel.
Auch neuen Ideen gegenüber sind wir durchaus nicht abgeneigt: Munzige Wienerschnitzel auf der Gabel schmecken zum Beispiel fabelhaft und fusionieren das Fondue zu einem anderen Nationalgericht, dem Cordon bleu.
Bloss Hände weg vom Fonduebrot!
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