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Stolperstein Corona-Schnelltest
Warum Apotheken nur langsam das Angebot ausbauen

Eine Apothekerin in Schutzkleidung macht bei einer Frau einen Abstrich für einen Schnelltest in der Toppharm-Apotheke am Paradeplatz in Zürich. 
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Mehr Tests sollen helfen, die Covid-19-Pandemie unter Kontrolle zu bringen. Daher hat der Bundesrat Ende Oktober entschieden, dass auch Apotheken die neuen Antigen-Tests, die sogenannten Schnelltests, durchführen dürfen. Für Patienten, die Symptome haben, ist der Test gratis. Alle anderen müssen 57.50 Franken zahlen.

Rund 14 Tage sind seit der Ankündigung vergangen. Doch von den 1800 Apotheken in der Schweiz bieten laut der Website des Verbands Pharmasuisse erst weniger als 50 Apotheken die neuen Schnelltests an (hier die Liste).

Ohne Vorwarnung

«Wir haben sehr kurzfristig erst von der Möglichkeit erfahren, dass auch Apotheken Tests durchführen dürfen, daher konnten wir uns nicht vorbereiten», erklärt Lydia Isler-Christ, Präsidentin Baselstädtischer Apotheker-Verbands. Und mit dem Bestellen der Schnelltests bei den Grossisten oder der Kantonsapotheke ist es nicht getan.

Das Personal muss zuerst geschult werden. Und die Apotheken müssen sicherstellen, dass potenzielle Covid-Patienten den übrigen Kundinnen und Kunden nicht zu nahe kommen. Das ist für viele Häuser ein Stolperstein. «Gerade in Basel-Stadt verfügen viele Apotheken nicht über geeignete Räumlichkeiten wie einen zweiten Eingang, um die Tests sicher durchzuführen», erklärt Isler-Christ.

Einige Apotheken wie jene an der Europaallee in Zürich behelfen sich mit Zelten. Doch um diese Aufstellen zu dürfen, brauchen die Apotheken eine Genehmigung der Stadt. In Thun BE, haben die Behörden verfügt, dass eine Apotheke ihr Testzelt jeden Abend wieder abbauen muss, berichtet Mark Kobel, Präsident des Berner Apothekerverbands.

Apotheken wollen zusammenspannen

Um den Aufwand zu minimieren, überlegen sich daher Apotheker in Bern und Basel-Stadt, ob sie nicht gemeinsam Testzelte betreiben und hierfür auch das Personal teilen wollen.

In Bern haben mittlerweile 22 Apotheken die Bewilligung erhalten, die Schnelltest durchzuführen. In Zürich sind es 58. Galenica, mit den Marken Amavita, Sunstore und Coop Vitality und 340 Standorten grösster Apotheken-Betreiber des Landes, steckt nach eigenen Angaben noch in den Vorbereitungen. «Über 70 unserer Mitarbeitenden haben bereits die geforderte Schulung besucht», erklärt eine Unternehmenssprecherin. «Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten Tagen in ersten Apotheken mit dem Testen beginnen können.»

Lorenz Schmid, Leiter der Toppharm-Apotheke am Paradeplatz in Zürich und Präsident des kantonalen Apothekerverbands, ist einer der ersten, der in der Schweiz die neuen Schnelltests anbietet. Seine Apotheke war bereits beim Pilotprojekt Zürichs dabei, als vier Apotheken auch die PCR-Tests durchführen durften. Er bestellte daher schon früh die neuen Schnelltests, um gerüstet zu sein.

Die Nachfrage sei hoch: «Wir führen in unserer Apotheke derzeit rund 25 Tests pro Tag durch, maximal sind 30 möglich», sagt Schmid. Er hält das Problem mit den Räumlichkeiten nicht für so gravierend: «Die Patientenströme müssen getrennt sein, dazu braucht es aber nicht zwingend einen separaten Eingang, wenn die Hygienevorschriften strikt eingehalten werden», meint er. «Es verfahren ja auch nicht alle Arztpraxen in gleicher Weise.»

Grosse Unterschiede bei den Kantonen

Die Kantone sind mit unterschiedlich grossem Engagement dabei, ihren Apotheken beim Ausbauen der Testkapazitäten zu helfen. Die Kantone Bern, Solothurn, Freiburg, Jura und Thurgau finanzieren die Schulungen des Personals. Laut Pharmasuisse erlaubt Zug den Apotheken, den öffentlichen Raum für das Aufstellen von Testcenter gebührenfrei zu nutzen. Der Berner Apotheker-Vertreter Kobel berichtet davon, dass es in seinem Kanton ferner die Überlegung gäbe, dass der Kanton den Apotheken eine «Anschubfinanzierung» gewährt, etwas um Zelte aufzustellen oder um geeignete Räumlichkeiten für die Tests anzumieten.

Zürich dagegen hält sich zurück. «Wir Apotheken nehmen dem Kanton Aufklärungsarbeit ab, zudem raten wir positiv Getesteten, dass diese ihre Kontaktpersonen informieren, und helfen damit dem Contact-Tracing», ärgert sich Schmid. «Wenn der Kanton eine qualitativ hohe Selbstisolation von positiv Getesteten wünscht, halte ich es für legitim, dass der Kanton sich Gedanken darüber macht, wie er sich an diesen Kosten beteiligt.»

Ein Geschäft dürfte die Testerei für die Apotheken jedenfalls nicht werden. Sie bekommen pro Test 57.70 Franken. Anders als Ärzte, die bei einem positiven Test ein Beratungsgespräch verrechnen dürfen, bekommen Apotheker die Beratung nicht extra vergütet.

Beratung wird nicht bezahlt

«Nach einem positiven Testresultat braucht es viel Aufklärung», erklärt dagegen der Zürcher Apotheker Schmid. «Wir wollen die Betroffenen nicht einfach mit einem Blatt Papier vom BAG in die Selbstisolation schicken.»

In Bern überlegen sich daher nun die Apotheker, ob sie den Patienten die Beratung zum Testergebnis eigens in Rechnung stellen sollen. Es gibt indes unterschiedliche Ansichten darüber, ob das rechtlich geht. Der Apothekerverband Pharmasuisse will zunächst Erfahrungen sammeln und allenfalls später auf das Bundesamt für Gesundheit zugehen, «die Abgeltung des Beratungsgesprächs zu thematisieren».