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Autokonzern mit Milliarden-Loch
VW erwägt jetzt Fabrikschliessungen und Entlassungen

24.05.2023, Sachsen, Zwickau: Ein Modell der neuen Generation des ID.3 wird im Werk von Volkswagen in Zwickau montiert. Nach dem Produktionsstart 2019 hat das Fahrzeug jetzt im Rahmen der Modellpfelge ein Facelift bekommen. Der ID.3 war das erste reine Großserien-Elektroauto von VW. Von der ersten Generation des ID.3 wurden in Europa rund 300.000 Autos verkauft. Foto: Hendrik Schmidt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (KEYSTONE/DPA/Hendrik Schmidt)
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Die Lage bei Deutschlands grösstem Autobauer VW ist offenbar so schlecht, dass der Konzern neue drastische Sparpläne für nötig hält. Für die Mitarbeiter bedeutet das, dass sie schon bald um ihre Jobs bangen müssen. Eigentlich gilt für die Beschäftigten in Deutschland eine Jobsicherung bis 2029 – bis dahin sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Doch diese Garantie, die seit 30 Jahren im Konzern immer weiter fortgeschrieben wurde, will VW nun aufheben. Das heisst: Schon bald könnten Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren.

Am Montagmorgen informierte die Konzernspitze den Betriebsrat über die Pläne, am Nachmittag dann die Führungskräfte. Die Mitarbeiter in den Werken wurden für Mittwoch zu ausserordentlichen Betriebsversammlungen geladen. Bisher hatten die Sparmassnahmen vor allem Leiharbeiter getroffen, die nach Ende ihres Zeitvertrages nicht mehr weiter beschäftigt wurden. Das waren zuletzt etwa Mitarbeiter in der Fabrik im sächsischen Zwickau, wo ausschliesslich E-Autos gebaut werden, die aber aktuell kaum nachgefragt werden.

Doch die Pläne des Vorstands gehen sogar noch weiter. Auch Werksschliessungen in Deutschland will der Konzern nicht mehr ausschliessen. Auch das war bisher ein Tabu. Zur Disposition steht zwar bereits das Audi-Werk in Brüssel, das möglicherweise schon kommendes Jahr schliessen muss. Doch für die Standorte in Deutschland gab es eine solche Option bisher nicht – auch, weil die Beschäftigungsgarantie das zumindest für die kommenden fünf Jahre ausgeschlossen hat.

«Gegenwind ist stärker geworden»

Die Antwort der Arbeitnehmerseite folgte sogleich. «Mit uns wird es keine Standortschliessungen geben», lässt sich Betriebsratschefin Daniela Cavallo in einer Mitteilung an die Beschäftigten zitieren. Auch an den Vorstandschef Oliver Blume richtet sie sich: «Das Problem der Kernmarke ist am Ende auch das Problem des Konzern-CEO. Ich erwarte, dass sich auch Oliver Blume entsprechend einbringt. Vor allem bei der Frage der Synergien muss er die Richtung vorgeben.» Cavallo fordert einen «Masterplan 2025 – 2030 – 2035». Kurzfristig gehe es dabei um Prozesse in Verwaltung und Produktentstehung. «Alles, was am Ende nicht relevant für unsere Kundschaft ist und nicht kaufentscheidend, muss überdacht werden», so Cavallo.

Zu den neuen drastischen Massnahmen sieht sich VW gezwungen, weil alle bisherigen Spar-Anstrengungen nicht ausgereicht haben, heisst es von der Konzernspitze. «Das Performance-Programm der Marke Volkswagen ist gut aufgesetzt und zeigt Wirkung. Doch der Gegenwind ist deutlich stärker geworden,» sagt VW-Markenchef Thomas Schäfer. Man müsse «deshalb jetzt noch mal nachlegen und die Voraussetzungen schaffen, um langfristig erfolgreich zu sein.»

Den bisherigen Plänen zufolge soll allein die Marke VW bis 2026 bereits zehn Milliarden Euro sparen. Das Ziel ist, die Rendite auf 6,5 Prozent zu bringen. Jetzt ist von weiteren vier Milliarden Euro die Rede. Die Lage ist laut Schäfer «äusserst angespannt und nicht durch einfache Sparmassnahmen zu bewältigen.» Was aus Sicht des Managements heisst, dass ein Stellenabbau durch grosszügige Altersteilzeitregelungen und Abfindungsprogramme nicht ausreichen wird.