Kolumne «Heute vor»Von widerspenstigen Pflanzen und Kirchenglocken
Vor 15 Jahren beschäftigten ausser Takt geratene Kirchenglocken und grüne Eindringlinge die Gemeinden am Zürichsee.
Die Gemeinden Küsnacht und Zumikon gehen als erste in der Region Zürichsee koordiniert und strategisch gegen invasive Neophyten vor. Sie schicken einen sogenannten Neophyten-Ranger auf die Jagd. Er soll dafür sorgen, dass die gebietsfremden Pflanzen aus Grünflächen, Naturschutzgebieten, Ackerland, privaten Gärten und von Strassenrändern verschwinden. Bereits vor 15 Jahren kämpfte man am Zürichsee gegen einen grünen Eindringling. Im Sommer 2006 erklärte der Zürcher Regierungsrat die Ambrosia alias «aufrechtes Traubenkraut» zur unerwünschten Pflanze. Dies, weil sie bei rund 15 Prozent der Bevölkerung Allergien wie Heuschnupfen oder Asthma auslöst. «Ausreissen und sofort in den Müll», titelte die «Zürichsee-Zeitung» rechtes Ufer daher. Um der unerwünschten Pflanze den Garaus zu machen, schickte man die Gemeindeangestellten kurzerhand in Biologiekurse. «Sie sollen lernen, das Allergien auslösende Unkraut zu erkennen.» Die Ausbildung scheint gefruchtet zu haben: Die Ambrosia gilt heute als ausgerottet.
Am linken Seeufer kämpfte man im Juli 2006 derweil mit aus dem Takt geratenen Kirchenglocken. So sorgte eine defekte Elektronik dafür, dass die Glocken der reformierten Kirche Thalwil während gut zehn Tagen immer wieder zu Unzeiten läuteten. «Weder der Stunden- noch der 15-Minuten-Schlag sind im Einklang mit der Zeit», beschrieb die «Zürichsee-Zeitung» linkes Ufer das Geschehen. Nachdem es zu Reklamationen aus der Bevölkerung gekommen war, leitete die zuständige Kirchenpflege «provisorische Reparaturen ein». Eine endgültige Instandsetzung musste derweil auf später verschoben werden. Der Grund: «Die einzige Firma in der Schweiz mit dem nötigen Know-how muss sich zuerst die nötigen Ersatzteile beschaffen.»
Dass Glockenschlag und Zeit nicht immer demselben Takt folgen, das haben die Thalwilerinnen und Thalwiler auch in den Folgejahren immer wieder lernen müssen. 2015 läuteten die Glocken der reformierten Kirche nach einer Sanierung zur vollen Stunde nur drei- statt viermal. Im Dezember 2018 bimmelten die Glocken an zwei Tagen um Mitternacht dafür gleich minutenlang. Seit 2019 sind die Thalwilerinnen und Thalwiler vor unplanmässigem Glockengeläut – zumindest nachts – sicher. Zwischen 22 und 7 Uhr wurde das Glockengeläut eingestellt.
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