Rubrik «Dorfgeflüster»Von diesem Schwimmbad kann man sich ein Stück abschneiden
Am Strassenrand findet sich allerhand, was man gratis mitnehmen kann. In Oetwil liegen derzeit hellblaue Folien zum Abholen bereit. Nur – was macht man damit?

Man kennt sie: die gebrauchten Gegenstände, die am Strassenrand mit einem «Gratis zum Mitnehmen»-Kleber markiert auf ihr Schicksal zwischen Müllhalde und einem zweiten Daheim warten. Ausgemustert wird gern im Frühjahr – dann werden die Strassenränder von trockengelegten Aquarien, von Kinderhänden vermalten Salontischchen, dem einen oder anderen durchgesessenen Sofa oder von nicht mehr benötigten Kinderwagen gesäumt.
Im Juli ist die Zeit des Ausmistens eigentlich vorbei. Nicht so in Oetwil. Dort wird nämlich gerade für 4,7 Millionen Franken das Schwimmbad Eichbüel erneuert – es bleibt deshalb die ganze Saison geschlossen. Vor kurzem haben die Arbeiter nicht nur die dortige Wasserrutsche in Einzelteile zersägt – sie sind auch dem Schwimmbecken zu Leibe gerückt. Sie haben die Folienauskleidung entfernt und die Folie in Bahnen zerschnitten. Die Folienteile landeten aber nicht im Müll, sondern gestapelt vor dem Schwimmbad. Die Gemeinde lädt alle Oetwilerinnen und Oetwiler ein, sich bis Ende Monat daran zu bedienen und ein Stück abzuschneiden.
Doch wofür könnte man eine bläuliche Folie brauchen? Als Tapete? Um den heimischen Jacuzzi auszukleiden? Um sich im Garten ein Zelt aufzuspannen? Oder gar, um sich daraus ein extravagantes Kleid zu schneidern? Laut Gemeinde eignet sich die Folie jedenfalls, um im Aussenbereich etwas abzudecken – oder auch einfach nur zum Basteln mit den Kindern.
Wofür auch immer die Folie gebraucht wird – das Prinzip des Verschenkens hat letztlich etwas Gutes: Man spart sich im Idealfall die Entsorgungsgebühren. Das hat sich vielleicht auch die Gemeinde Oetwil gedacht. Oder sie wollte den Einwohnerinnen und Einwohnern einfach ein Andenken an ihr einstiges Schwimmbecken Eichbüel ermöglichen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.