Kolumne «Dorfgeflüster»Warnung vor dem Baum
Wer hin und wieder am Hafen von Männedorf zugegen ist, dürfte das Warnschild bemerkt haben: Da steht eine gefährliche Pappel. Was tun?
Wer kennt sie nicht, die «Warnung vor…»-Schilder. Meistens sind es Besitzer von Einfamilienhäusern mit Garten, die solche Schilder im Eingangsbereich ihres Grundbesitzes befestigen. In der Regel wird vor einem Hund gewarnt, wobei das tatsächliche Erscheinungsbild des Hundes meistens stark abweicht von der Abbildung auf dem Warnschild.
Ob solche Schilder potenzielle Eindringlinge abschrecken, kann ich nicht beurteilen. Aber sie haben auf jeden Fall eine Wirkung: Bis hier und nicht weiter. Gerade einladend sind sie nicht.
Beim Pärkli am Hafen von Männedorf wurde vor einiger Zeit eine Abwandlung eines solchen Warnschildes platziert. Es wird nicht vor einem Hund gewarnt, sondern vor einem Baum. Konkret handelt es sich um die alte Pappel, die seit einer gefühlten Ewigkeit über dem Hafeneingang thront. Wie dem Warnschild zu entnehmen ist, droht bei entsprechenden Wetterbedingungen bei der Pappel Astbruch.
Eines vorneweg: Die Warnung der Gemeinde Männedorf ist absolut vernünftig. Niemand möchte wohl einen der teils riesigen und knorrigen Äste der Pappel auf den Kopf bekommen. Das könnte fatal enden.
Auf der anderen Seite löst das Warnschild – zumindest bei mir – dieselbe Gefühlslage aus wie ein Hunde-Warnschild. Ich fühle mich abgeschreckt und unwillkommen. Ob das an einem öffentlichen Treffpunkt wie dem Hafen Männedorf auf so lange Dauer sinnvoll und wünschenswert ist, darf hinterfragt werden. Mögliche Massnahmen: Die Pappel stutzen oder einfach auf einen starken Sturm hoffen, der das «Problem» auf natürliche Weise entschärft.
Aus Sicht der Pappel und des Ökosystems, das sie beherbergt, ist das zwar keine optimale Lösung. Zumindest aus meiner Sicht wäre es aber besser. So könnte zumindest die permanente Warnlage am Männedörfler Hafen ein Ende finden – und das Gefühl des Unwillkommenseins würde weichen.
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