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Radsport nonstop ab Ende August
Von der Tour direkt zur WM, dann zum Giro und zur Vuelta

Am 20. September soll die Tour de France, hier bei der Ausgabe 2019, in diesem Jahr in Paris ankommen.
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Das ging zackig: Am Montag beendete Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron mit einem Verbot von Grossveranstaltungen bis Mitte Juli die Hoffnungen der Tour de France, die Rundfahrt am ursprünglich vorgesehenen Datum ab Ende Juni durchzuführen. Der Tour-Chef hatte davon geträumt, sein Rennen könnte als Symbol für eine Rückkehr in Richtung Normalität dienen.

Am Dienstag sickerte dann schon durch, was am Mittwoch der Radweltverband offiziell bestätigte: Nach Beratung mit den grossen Rennveranstaltern, den Teams und der Fahrergewerkschaft legte die UCI einen Plan vor, wie die Kernstücke des Radkalenders doch noch stattfinden könnten.

Tour de Suisse bewarb sich nicht um August-Slot

Dieser wurde angesichts der knapp gewordenen Zeit sehr, sehr straff angelegt. Internationale Rennen erlaubt die UCI ab dem 1. Juli, jene auf der obersten Stufe, der Worldtour, ab 1. August. Das wird die Zeit für einwöchige Rundfahrten wie Critérium du Dauphiné oder Tirreno–Adriatico, bei denen sich die Profis auf die grossen Prüfungen vorbereiten. Auch die Tour de Suisse hätte sich um einen August-Slot bemühen können, verzichtete aber darauf, weil auch diese Termine angesichts des ungewissen Verlaufs der Corona-Krise nicht gesichert sind und eine kurzfristige Absage weitere finanzielle Einbussen beschert hätte.

Wird die Corona-Krise in Frankreich, Italien oder Spanien bis dahin so weit überwunden sein, dass eine Grand Tour überhaupt stattfinden darf?

Ab Ende August folgt ein Höhepunkt auf den nächsten. Los geht es gleich mit der Tour de France, sie soll am 29. August in Nizza starten, dann dem unveränderten Parcours folgen und am 20. September in Paris zu Ende gehen. Dass die Tour nicht eine Woche früher startet, liegt wohl an den Schulferien in Frankreich. Diese gehen am 31. August zu Ende. Hätten sie sich um eine ganze Woche mit der Tour überschnitten, wäre das für den riesigen Tour-Tross logistisch wohl zu kompliziert geworden – etwa bezüglich Hotelzimmern und Strassensituation.

Tour und WM in Martigny überschneiden sich

Dass die Tour am 20. September endet, ist pikant, weil an ebendiesem Tag in Aigle und Martigny die Strassen-WM startet, der wichtigste Event der UCI. Eigentlich hätte das Zeitfahren der Männer den Auftakt machen sollen. Laut «L’Equipe» soll dieses nun jedoch erst am 23. stattfinden.

Giro d’Italia im Oktober: Richard Carapaz soll in der Woche nach der Strassen-WM seinen Titel von 2019 verteidigen.

Danach geht es atemlos weiter. Auf die WM folgt der Giro d’Italia (wohl 3.–25. Oktober) und auf diesen die Vuelta a Espana (wohl 31. Oktober–22. November). Das sind beides sehr späte Daten: Ursprünglich wäre das letzte Worldtour-Rennen 2020 die Lombardei-Rundfahrt am 10. Oktober gewesen. Bei Bergetappen könnte da durchaus Schnee drohen.

Auch die fünf grössten Eintagesrennen, die sogenannten Radmonumente (Mailand–Sanremo, Flandernrundfahrt, Paris–Roubaix, Lüttich–Bastogne–Lüttich und Lombardeirundfahrt), werden in dem gedrängten Kalender stattfinden, ohne dass die Daten bereits definiert wurden.

Die fünf Radmonumente, im Bild Paris–Roubaix 2019, sollen ebenfalls durchgeführt werden, Daten wurden aber noch nicht fixiert.

So definitiv der neue Rennkalender sich anhören mag, so viele Fragen bleiben offen:

  • Wird die Corona-Krise in Frankreich, Italien oder Spanien bis dahin so weit überwunden sein, dass eine Grossveranstaltung wie eine Grand Tour überhaupt stattfinden darf?
  • Was ist, wenn aufgrund Aus- oder Einreisesperren nicht alle Fahrer teilnehmen können? Konkret könnte derzeit Tour-Titelverteidiger Egan Bernal weder in Kolumbien aus- noch in Frankreich einreisen.
  • Wie weit muss sportliche Chancengleichheit garantiert werden? Längst nicht in allen Ländern dürfen Sportler weiterhin draussen trainieren, was sie in ihrem Training benachteiligt.

Ob dieser offenen Fragen mag es ein Stück weit verwundern, dass die UCI überhaupt jetzt schon vorpreschte mit diesem Rennkalender. Das hängt stark mit der Tour de France zusammen. Diese ist für den Profiradsport, wie er heute aufgestellt ist, systemrelevant. Eine definitive Absage der Tour hätte schwerwiegende Folgen, bedeutete wohl den Konkurs mehrerer Teams, weil Sponsoren ohne Rennpublizität ihre Beiträge nicht bezahlten.