Verschlungen: «Tim Raue reist»Ein süsser Abstecher nach Lyon
Der Fernsehkoch Tim Raue ist für sein neues Kochbuch um die Welt gereist. Dabei entstand eine dicke Rezeptsammlung mit Tagebuchcharakter und Gastrotipps.
Worum geht es?
Dieses Kochbuch ist viel mehr als nur fürs Kochen gedacht. Jede der 18 Stationen, die Tim Raue rund um den Globus besucht hat, wird auf vier Arten beschrieben: mit einem Tagebucheintrag mit Übersicht zum besuchten Ort und persönlichen Erlebnissen, einer Liste zu den kulinarischen Höhepunkten, mit 89 Traditionsrezepten und einer umfangreichen Fotoreportage. Auch in der Schweiz ist Raue gelandet, beispielsweise in St. Moritz, wo er ein Rezept für Bündner-Schinken-Carpaccio notierte.
Für Lesefaule: Kameras haben den Deutschen begleitet, derzeit läuft auf Magenta TV die dritte Staffel.
Wer steckt dahinter?
Der Berliner Tim Raue dürfte Hobbyköchinnen bekannt sein. In «Kitchen Impossible» streitet er sich herrlichst mit Tim Mälzer. Der 49-Jährige hatte eine schwierige Kindheit, die im Vorwort des Kochbuchs thematisiert wird. Kinder mit Problemen träumten sich weg, schreibt Raue. Auch deshalb zieht das Kochbuch «Herr Raue reist» noch mehr rein. Er wurde bereits mit 23 Jahren Küchenchef in einem Berliner Restaurant, führt heute ein Zweisternlokal in Berlin und drei Brasserien in Deutschland.
Typische Passage aus dem Vorwort
«Reisen ist die beste Art, Geld auszugeben und sich trotzdem zu bereichern. Es wurde von der Sehnsucht zu einer regelrechten Sucht für mich – und ist es geblieben.»
Nachgekocht haben wir …
Die Rezepte sind nicht nach Kochfähigkeiten, sondern nach Erhältlichkeit der Produkte eingeteilt. Auf dem Tisch stand ein Gericht aus Frankreich: ein «Frischkäse à la Sophie». In Lyon betrat Tim Raue mit einem ofenwarmen Brot die Fromagerie von Sophie und kaufte Frischkäse.
Für vier Personen zwei Schalotten schälen und in feine Würfel schneiden. Einen Bund Schnittlauch waschen und in feine Ringe schneiden. Beides beiseitestellen. 10 Esslöffel Crème fraîche, 5 Löffel Frischkäse und 1 Löffel Agavendicksaft (alternativ Ahornsirup oder Honig) verrühren. Mit Meersalz und weissem Pfeffer würzen. Butter in einer Pfanne bei mittlerer Hitze zerlassen und die Scheiben Sauerteigbrot darin auf jeder Seite knusprig anbraten. Tim Raue beschreibt es als «Petitesse». Der Aufstrich ist nicht nur salzig und säuerlich, sondern auch süss und wird ganz bestimmt aufgegessen.
Bebilderung
Die meisten Bilder stammen von den Profifotografen Julia und Nikolas, die sich «Juni» nennen. Im bunten Potpourri an Porträts und Reisereportage sorgen die Fotos des essenden Tim Raue für Witz. Die Foodbilder zu den Rezepten folgen einem Konzept, das es braucht, damit das Buch nicht wie ein Familienalbum wirkt: Die Gerichte eines Stopps werden jeweils auf der gleichen Tischplatte fotografiert.
Was fehlt im Buch?
Tim Raue ist ein Arbeitstier. Die Leserin fragt sich, wann er die Zeit gefunden hat, um all diese Orte zu besuchen. Und hätte auch einige Informationen über Hintergründe des Buchs und der Serie gelesen. Beispielsweise: Was war zuerst?
Für wen ist es geeignet?
Das Kochbuch ist ein Muss für alle Fans von Tim Raue. Und eine Alternative für alle, die dem Fliegen abgeschworen haben, aber dennoch die Welt wenigstens im Teller kennen lernen möchten.
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