Geldberater zum VermögensaufbauReden Sie vor der Vergabe eines Mandats mit mehreren Anbietern
Wer nach einer Vermögensverwaltung sucht, sollte auf die Expertise und die Gebühren achten – und ob es menschlich passt. Die Zeit, die für vergleichende Gespräche eingesetzt wird, zahlt sich aus.
Ich möchte mich frühpensionieren lassen. Nun überlege ich, wen ich für meine Vermögensverwaltung beauftragen könnte. Die Pauschalgebühr von 1,25 Prozent plus Produktkosten beim Vermögenszentrum finde ich recht hoch, zumal passiv und kaum individuell. Gerne würde ich weitere unabhängige und allenfalls günstigere Varianten prüfen. Soll ich mein ganzes Vermögen einer einzigen Vermögensverwaltung anvertrauen? V. A.
Eine passende Vermögensverwaltung zu finden, ist anspruchsvoll. Aus meiner Sicht machen Sie es richtig, dass Sie mit verschiedenen Anbietern Gespräche führen, deren Vorgehensansätze und deren Gebühren prüfen und vergleichen.
Bei den von den Anbietern verrechneten Gebühren gibt es beträchtliche Unterschiede – nicht nur bei den reinen Prozentangaben, sondern auch, was in den Gebühren alles eingeschlossen ist. Interessierte sollten genau prüfen, ob in den Pauschalgebühren wirklich alles enthalten ist, und im Zweifelsfalle nachfragen, was über die Pauschalgebühr hinaus noch zusätzlich zu Buche schlägt.
Wichtig ist, dass neben der eigentlichen Beratung und Verwaltung des Vermögens auch sämtliche Transaktionskosten und die Depotgebühren enthalten sind. Zu klären ist auch, was mit allfälligen Retrozessionen, also Vertriebsanreizen, welch der Anbieter bekommt, passiert. Welche Fremdwährungskurse Anwendung finden und ob sämtliche Produktkosten enthalten sind oder nicht.
Auf versteckte Gebühren achten
Wenn die Produktkosten etwa für Anlagefonds nicht in der Pauschale enthalten sind, muss abgeklärt werden, welche Produktarten in der Vermögensverwaltung genutzt werden. Sind es meist teure bankeigene aktiv gemanagte Vehikel oder werden gezielt günstige Vehikel mit tiefen Kosten eingesetzt? Dies sind alles mögliche versteckte Gebühren, welche oft nicht eingeschlossen sind.
Wichtiger als nur die Frage der Gebühren ist aus meiner Sicht aber der Ansatz, welcher bei einer Vermögensverwaltung verfolgt wird, und die so erwirtschaftete Nettorendite. Wie Letztere erreicht wird, ob aktiv oder passiv, ist nicht entscheidend, sondern vielmehr, ob Sie unter dem Strich unter Berücksichtigung aller Gebühren wirklich eine attraktive Nettorendite erzielen.
Eine professionelle Vermögensverwaltung ist immer aufwendig – vorausgesetzt, dass es sich nicht um eine rein digitale Lösung handelt, sondern um eine klassische Vermögensverwaltung. Aufwendig ist dabei nicht nur die Erarbeitung der Strategie auf der Basis Ihrer individuellen Bedürfnisse und Ihrer Risikobereitschaft, sondern auch nach deren Umsetzung die laufende Überwachung und das oft notwendige Rebalancing.
Kosten bis 2 Prozent pro Jahr
Eine professionelle Vermögensverwaltung kostet bei den meisten Anbietern zwischen 1 und 2 Prozent pro Jahr. Tiefere Ansätze sind bei reinen digitalen Lösungen möglich, die in der Regel zwischen 0,5 und knapp 1 Prozent liegen.
Obschon dies die Banken oft wünschen, würde ich insbesondere bei grossen Beträgen nicht das ganze Vermögen nur einer einzigen Vermögensverwaltung anvertrauen, sondern zwei und bei grossen Vermögen auch drei oder mehr Anbieter nutzen. So können Sie eher vergleichen. Wichtig ist, dass Sie den einzelnen Anbietern gegenüber transparent sind und diese über Ihre gesamte Vermögenssituation Bescheid wissen.
Falls Sie eine Banken-unabhängige Lösung wünschen, können Sie auf dem Finanzportal www.finfinder.ch eine Vermögensverwalterin oder einen Vermögensverwalter auch spezifisch aus Ihrer Region suchen. Anhand von Porträts, die zeigen, welche Erfahrungen und Fokussierungen die einzelnen Fachleute mitbringen, teilweise auch mit Videoausschnitten, können Sie so für sich eine erste Vorselektion treffen und danach detaillierte Gespräche wie mit den Banken führen.
Priorität sollten Sie der Expertise mit den ausgewiesenen Erfahrungen der einzelnen Fachleute und deren Systematik einräumen.
Über die reine Expertise und die Gebühren hinaus können Sie auch Soft-Faktoren einbeziehen: Die Persönlichkeit, welche Ihr Vermögen verwaltet, sollte zu Ihnen passen und Sie sich mit ihr wohlfühlen, zumal Sie mit der Vergabe eines Vermögensverwaltungsmandates eine Vertrauensbeziehung eingehen.
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