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Pflanzenbasierte Ernährung
Auch Bier, Obstsäfte und Kaugummis können tierische Produkte enthalten

Fresh beetroot lentil vegan burger with grilled eggplant, sun-dried tomatoes and guacamole sauce
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Für den Verzicht auf tierische Produkte gibt es gute Gründe. Beispielsweise sorgt er für einen tieferen Verbrauch an Landfläche, deutlich weniger Tierleid und – zumindest in den meisten Fällen – für weniger Zerstörung wertvoller Ökosysteme. Doch die rein pflanzenbasierte Ernährung fristet hierzulande ein Nischendasein. 2022 ernährten sich gerade einmal 0,6 Prozent der Jugendlichen und Erwachsenen vegan. Das sind knapp 42'000 Menschen. Dazu kommen rund fünf Prozent Vegetarierinnen und Vegetarier. Der Rest der Schweiz isst – zumindest gelegentlich – Fleisch.

Nichtsdestotrotz: Der Anteil an Veganerinnen und Veganern hat sich zwischen 2019 und 2022 – wenn auch auf sehr niedrigem Niveau – mehr als verdoppelt. Insbesondere bei Frauen unter 30 ist ein Trend erkennbar. Und auch Ernährungsempfehlungen betonen immer mehr die Vorteile einer Ernährung mit wenig tierischen Proteinen.

Tierische Erzeugnisse gleich ganz aus der Ernährung zu verbannen, ist jedoch schwieriger, als es zunächst tönt. Viele Lebensmittel scheinen zwar pflanzenbasiert, enthalten aber dennoch Tier oder wurden zumindest mithilfe tierischer Produkte hergestellt. Oftmals ist dies nicht einmal deklariert.

In Fruchtsaft und Wein steckt oft auch Schweinegelantine

Bier oder Apfelsaft sind vegan, nicht wahr? Falsch gedacht. Denn um etwa ein Helles oder einen klaren Apfelsaft herzustellen, nutzen Hersteller beispielsweise Gelatine oder Schwimmblasen aus Fischen. Das tierische Eiweiss bindet Trübstoffe, die anschliessend aus dem Bier oder Fruchtsaft herausgefiltert werden können. Zumindest Spuren davon bleiben jedoch im Endprodukt. Auch Wein wird oft so geklärt. Deklariert werden muss dies nicht.

U.S. President Barack Obama and first lady Michelle Obama drink Guinness beer as they meet with local residents at Ollie Hayes pub in Moneygall, Ireland, the ancestral homeland of his great-great-great grandfather, Monday, May 23, 2011. (AP Photo, Pool)

Mittlerweile haben viele Produzenten ihren Klärungsprozess umgestellt. So verzichtet etwa die irische Guinness-Brauerei seit 2016 auf das sogenannte Isinglass, das aus getrockneten Schwimmblasen von Stören gewonnen wird. Auch zahlreiche andere Biermarken sowie viele Weine und Fruchtsäfte sind mittlerweile ausdrücklich vegan zertifiziert.

Bier und Kaugummis werden teilweise mit Laktose gebraut

Doch nicht nur Gelatine kann dazu führen, dass ein Bier nicht vegan ist. Der Aufstieg der «Craft Breweries» führte zu einer mittlerweile kaum noch überschaubaren Auswahl an Biersorten, darunter auch sogenannte Milk Stouts, Pastry Sours und Hazy IPAs. Sie werden mit Laktose gebraut. Der Milchzucker soll den Bieren mehr Süsse und ein reichhaltiges Mundgefühl verleihen.

Side view of young woman blowing balloon against blue background

Aus Laktose wird zudem der Zuckeraustauschstoff Lactit hergestellt. Insbesondere in Kaugummis und kalorienreduzierten Süsswaren steckt der Stoff, der meist nur als E 966 deklariert ist. Meist sind es jedoch nur kleine Mengen. Denn Lactit wirkt stark abführend und wird daher auch als Arzneimittel gegen Verstopfungen verkauft.

Rinder sorgen für knochenweissen Zucker

Verbrannte Rinderknochen eignen sich nicht nur als Düngemittel oder hitzebeständiger Baustoff für Raumsonden, sondern auch hervorragend, um Zucker zu entfärben. Immerhin: Europäischer und somit auch Schweizer Zucker, der aus Zuckerrüben gewonnen wird, kommt nicht mit Tierkohle in Kontakt. Stattdessen wird der Zuckersaft mit Kalk und Kohlensäure gereinigt. Für Zucker aus Zuckerrohr, den es auch in der Schweiz zu kaufen gibt, werden jedoch häufig Kohlefilter verwendet, um Verunreinigungen zu entfernen. Da die Knochenkohle nicht im Endprodukt landet, sondern als Hilfsstoff gilt, muss sie nicht deklariert werden.

An Indian worker prepares Gur (unrefined brown sugar) or molasses from sugar cane juice at a juice extractor factory in Rohata Road, near Meerut, in the Indian state of Uttar Pradesh, 67 km northeast of New Delhi, Sunday 10 December 2006. Gur is also known as natural sugar candy, a pure, wholesome and traditional sugar which contains the natural goodness of minerals and vitamins inherently presented in sugar cane juice. This crowns it as one of the most wholesome and healthy sugars in India. Western Uttar Pradesh and Lower Uttaranchal are some of the biggest sugar cane belts in India. EPA/HARISH TYAGI

Insekten helfen Äpfeln und Aperitifs

Wenn es um vegane Ernährung geht, wird ausgerechnet die artenreichste Klasse oft vergessen. Dabei spielen Insekten in unseren Lebensmitteln eine bedeutendere Rolle, als viele denken. So etwa bei Früchten aus dem Ausland: Unter anderem Äpfel, Birnen, Pfirsiche oder Avocados können für eine längere Haltbarkeit mit Bienenwachs oder Schellack, der Ausscheidung von Lackschildläusen, überzogen sein. Auch bei Kaugummis und Süssigkeiten werden die beiden Überzugsmittel eingesetzt. Die Anwendung bei frischen Früchten muss nicht deklariert werden. Auf verpackten Lebensmitteln stehen in der Zutatenliste zudem oft nur die E-Nummern 901 (Bienenwachs) und 904 (Schellack).

Campari Sode für Böni, Züritipp

Das Sekret einer anderen Schildlaus, nämlich der Cochenilleschildlaus, gibt derweil zahlreichen Lebensmitteln ihre Farbe. Das Karminrot (E120) steckt in zahlreichen roten Aperitifs, wie etwa dem alkoholfreien Sanbitter. Auch günstige Erdbeerkonfitüren oder Fruchtkonserven wie etwa Herzkirschen werden gelegentlich mittels des Farbstoffs eingefärbt, der aus zerdrückten weiblichen Läusen stammt.

Garnelen schützen Bananen und Weinreben

Auch andere Gliederfüsser werden im Obstbau verwendet: Das Pflanzenschutzmittel Chitosan wird aus Chitin hergestellt, das wiederum aus dem Exoskelett von Garnelen und anderen Krebstieren stammt. Es schützt unter anderem ungereifte Bananen beim Transport. Auch andere Früchte können mit Chitosan behandelt werden, etwa Weinreben gegen Mehltaubefall.

Vitamine und Zusatzstoffe aus Tierhaaren und Sardinen

Die Margarine gilt gemeinhin als Butterersatz und damit rasch als vegane Alternative. Doch oftmals enthält sie Milcharoma und ist mit Vitamin D angereichert, das unter anderem aus Schafwolle stammen kann. Zumindest das Milcharoma muss in der Zutatenliste deutlich gekennzeichnet werden, da Milch Allergien auslösen kann.

spreading margarine butter onto bread

Bei anderen Zusatzstoffen ist es derweil deutlich schwieriger, zu erkennen, ob sie aus Tieren stammen. So werden gewisse Geschmacksverstärker wie beispielsweise Dinatriuminosinat (E 635) aus Fleisch oder Sardinen extrahiert, können aber auch aus pflanzlicher Quelle stammen. Genauso ist es bei Lebensmittelzusätzen, die aus Speisefettsäuren hergestellt und häufig in verschiedenen Fertigprodukten als Emulgatoren eingesetzt werden, wie etwa Mono- und Diglyceride (E 471) oder Zuckerester (E 473). Und auch bei Backwaren lohnt sich ein genauer Blick: So stammt die Aminosäure L-Cystein mehrheitlich aus Tierborsten. Sie wird bei der Herstellung zugesetzt, um einen elastischeren Teig und somit luftige Brötchen und Gebäcke zu erhalten.

Unbekannte tierische Hilfsstoffe in Fertigprodukten

Dann gibt es noch die Zutaten, die sich zwar im Produkt befinden, aber nicht einmal deklariert werden müssen. Dazu gehört auch die Gelatine. Sie eignet sich nämlich als Träger für Vitamine und Spurenelemente, die somit in Fertigprodukten einfacher dosiert werden können. In der Schweiz müssen Trägerstoffe nicht deklariert werden, sofern sie die sensorischen Eigenschaften eines Produktes nicht beeinflussen.

Im Zweifel hilft die Zertifizierung

In allen genannten Fällen gilt: Wer auf Nummer sicher gehen will, orientiert sich bei verarbeiteten Produkten daran, ob sie mit einem V-Label zertifiziert sind. Die vor fast drei Jahrzehnten in der Schweiz gegründete Marke ist die weltweit anerkannteste Kennzeichnung für vegetarische und vegane Produkte. Dies gilt genauso für Kosmetikprodukte, Kleidung oder Schuhe. Auch dort lauern zahlreiche Stolperfallen.

Dieser Artikel wurde im April 2024 veröffentlicht. Er erscheint aus aktuellem Anlass noch einmal.

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