Der Ticker zum NachlesenVBS-Medienkonferenz: «Mitarbeiter haben aus den Medien von den Kündigungen erfahren»
Nach ihrer Kündigung traten Armeechef Thomas Süssli, Leiter des Nachrichtendiensts Thomas Dussey und Bundesrätin Viola Amherd am Mittwoch vor die Medien.
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Journalistenfrage: Verdient die Armee diese Milliarden – angesichts des Chaos im VBS?
Amherd antwortet: «Das ist nicht die Frage. Die Frage ist: Verdient die Bevölkerung und verdient deren Sicherheit die Milliarden.» Und da sei sie klar der Meinung: Ja.
«Sicherheit als erste Staatsaufgabe»
Amherd macht vor den Medien eine Grundsatzüberlegung zur Finanzierung: «Der Staat hat Steuereinnahmen und nimmt damit staatliche Aufgaben wahr.» Manche Aufgaben müsse nicht zwingend der Staat übernehmen, da könnten allenfalls auch andere einspringen. «Es gibt aber eine erste Staatsaufgabe: Die Sicherheit der Bevölkerung. Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass diese aus Staatsgeldern finanziert werden soll.»
Journalistenfrage: Wollen Sie sagen, dass der Bundesrat schuld ist, weil er die Vorschläge abgelehnt hat?
Sie wolle nur betonen was alles im Raum gestanden sei, so Amherd. Schuldzuweisungen würden ihr fernliegen. «Das machen andere». Wen sie damit meint, konkretisiert Amherd nicht. Die Finanzierung bis 2032 sei eingestellt im Finanzplan, so die Verteidigungsministerin. Aber es entscheide sich jedes Jahr mit der Armeebotschaft, ob das Geld definitiv gesprochen werde.
Amherd spricht über den Vorwurf einer fehlenden Gegenfinanzierung
«Ich komme gerne noch auf die häufig gemachte Aussage zu sprechen, dass es versäumt worden sei, eine Gegenfinanzierung zu beschliessen», sagt Amherd und zählt das Hin und Her im Parlament auf. Dieses hatte diverse Vorschläge lanciert, um das Budget der Armee aufzustocken – etwa mit Wehranleihen, einem Sicherheitsprozent und anderen Ideen. Auch hier macht Amherd eine vollständige Aufzählung.
Viola Amherd stellt zuerst die Armeebotschaft 2025 vor
Viola Amherd hat einen ganzen Stapel von Papieren und Berichten vor sich. Sie zählt diese auf: «Luftverteidigung der Zukunft», «Zukunft der Bodentruppen» und so weiter. Sie nimmt die Berichte einzeln in die Hand. Dies offensichtlich, um zu zeigen, worauf sich die Pläne für die Beschaffungen stützen. Aus dem Parlament kam immer wieder der Vorwurf, die Armee habe keinen richtigen Plan für Wiederaufrüstung der Armee in den kommenden Jahren. Amherd erwähnt das zwar nicht wörtlich, aber ihre Aufzählung kann als Antwort darauf verstanden werden.
Was die Armee beschaffen will
Am meisten interessiert an der Medienkonferenz, was Viola Amherd, Thomas Süssli und Christian Dussey zu den Abgängen sagen. Aber der Bundesrat hat am Mittwoch auch die Armeebotschaft 2025 verabschiedet. Darin legt er jedes Jahr fest, welche Ausrüstung und Waffensysteme die Armee kaufen soll und wie viel Geld sie für Immobilien aufwenden kann. Dies ist jeweils ein Antrag ans Parlament. Diesmal möchte die Regierung für die Armee einen Verpflichtungskredit von rund 1,7 Milliarden Franken vorsehen.
Der Hauptteil, also rund 1,5 Milliarden Franken, sind für Beschaffungsprojekte vorgesehen. 185 Millionen Franken beantragt der Bundesrat für Immobilienprojekte des VBS.
Der Bundesrat will unter anderem folgende Systeme beschaffen:
32 Einheiten des radgestützten Artilleriesystem des Typs AGM Artillery Gun Module. Produziert wird dieses von der Firma KNDS Deutschland. Es soll die Panzerhaubitze M-109 ersetzen. Kostenpunkt: 850 Millionen Franken.
255 Millionen Franken für Instandsetzungsarbeiten bei den bestehenden Leopard-2-Panzern.
110 Millionen Franken für den Ausbau der Informatik bei der Truppe.
72 Millionen Franken für Software für einen schnellen, sicheren und standardisierten Datenaustausch.
80 Millionen Franken um die Fähigkeiten des Nachrichtenverbundes und der Sensoren zu erweitern, mit zusätzlichen Passivradaren für das Luftlagebild.
30 Millionen Franken für Mini-Drohnen.
Hinzu kommen unter anderem ein medizinisches Zentrum für 21 Millionen und eine verlegbare Truppenunterkunft für 24 Millionen Franken.
Daneben beantragt der Bundesrat, dass die F-5-Tiger-Flotte ausser Dienst gestellt wird. Das Parlament hat das Ende der Patrouille Suisse bereits beschlossen, nachdem es eine Ausserdienststellung der F-5-Tiger 2022 noch abgelehnt hatte, wie Amherd vor den Medien betonte. Allerdings will das VBS noch prüfen, ob die Kunstflugstaffel künftig mit anderen Flugzeugen arbeiten kann, die günstiger sind und weniger Emissionen verursachen.
Erklärung des Bundesrats zu den Indiskretionen
Zu Beginn gibt der Bundesratssprecher Andrea Arcidiacono eine Erklärung im Namen des Gesamtbundesrats ab zu den Indiskretionen zu den beiden Personalgeschäften. Diese würden die Arbeit des Bundesrats behindern und der Willensbildung der Regierungsmitglieder sowie den Interessen des Landes schaden. Eine Strafanzeige sei eingereicht worden. Arcidiacono wiederholt die Worte in Italienisch und Französisch.
Dass der Bundesrat eine solche Erklärung abgibt, ist alles andere als alltäglich. Zwar waren Indiskretionen im Bundesrat wiederholt Thema, aber in dieser Deutlichkeit hat sich das Regierungsgremium in letzter Zeit nie dagegen ausgesprochen.
Medienkonferenz des VBS
Es sprechen:
Viola Amherd, Vorsteherin des VBS
Thomas Süssli, Chef der Armee
Christian Dussey, Chef des Nachrichtendienstes (NDB)
Urs Loher, Leiter des Bundesamts für Rüstung (Armasuisse)
Was ist los im VBS?
Seit Anfang Jahr steht das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) Kopf: Mitte Januar hatte die Verteidigungsministerin Viola Amherd ihren Rücktritt aus dem Bundesrat per Ende März angekündigt. Nun wurde bekannt: Auch der Chef der Armee Thomas Süssli und der Chef des Nachrichtendienstes Christian Dussey haben gekündigt.
Die Rücktritte von Süssli und Dussey waren Viola Amherd seit Januar bekannt und hätten eigentlich in der Bundesratssitzung von heute Mittwoch kommuniziert werden sollen. Medienberichte vom Dienstagmorgen kamen dem zuvor. Wie in solchen Fällen üblich, hat das VBS wegen Indiskretionen Strafanzeige eingereicht.

Damit nicht genug: Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Luftwaffen-Kommandant Peter Merz die Armee verlässt und die Leitung der Flugsicherungsfirma Skyguide übernimmt. Und auch der Projektverantwortliche des neuen Kampfjets F-35 dreht dem VBS den Rücken.
Der Verlust von so viel Spitzenpersonal trifft das Verteidigungsdepartement zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Anfang Woche kamen Details zu einem mutmasslichen Millionenbetrug beim bundeseigenen Rüstungsbetrieb Ruag ans Licht. Die Konzernleitung der Ruag und das VBS hatten früh Hinweise auf die Missstände – und unternahmen nichts. Weitere Probleme gibt es bei verschiedenen Beschaffungsprojekten der Armee.
Gleichzeitig ist die europäische Sicherheitspolitik im Umbruch. Seit Präsident Donald Trump die Hilfe der USA für die von Russland angegriffene Ukraine infrage gestellt hat, sucht Europa nach neuen Wegen, um Bedrohungen von aussen zu begegnen.
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