Topkader geben ihre Posten aufKnall im VBS: Armeechef Süssli und Geheimdienst-Chef Dussey gehen
Nach Beschaffungsproblemen und internen Konflikten: Thomas Süssli und Christian Dussey haben gekündigt. VBS-Chefin Viola Amherd informierte die anderen Bundesräte rund einen Monat lang nicht über die beiden Abgänge.

Nach der Verteidigungsministerin gehen auch zwei der wichtigsten Kader im Verteidigungsdepartement: Armeechef Thomas Süssli und der Chef des Nachrichtendienstes, Christian Dussey, haben beide ihre Kündigung eingereicht. Das berichtete am Dienstag zuerst die NZZ. Das Verteidigungsdepartement will zum Thema auf Anfrage zwar keinen Kommentar abgeben. Doch mehrere Quellen bestätigen die Abgänge gegenüber dieser Redaktion.

In der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats, die am Montag und Dienstag tagt, waren die Rücktritte kein Thema. Dies, obwohl am Montag sowohl Süssli als auch Viola Amherd in der Kommission zu anderen Themen Red und Antwort gestanden sind. Die Kommissionsmitglieder erfuhren aus den Medien von der Kündigung.
Und sie waren nicht die einzigen: Selbst die anderen sechs Bundesräte wurden von Viola Amherd bis am frühen Dienstamorgen nicht offiziell über die Abgänge informiert. Für die Bundesratssitzung von Mittwoch wurden erst am Dienstagmorgen kurzfristig zwei vertrauliche Personalgeschäfte aus dem VBS traktandiert. Erst nachdem die Unterlagen auf der bundesinternen Plattform hochgeladen worden waren, hatten auch andere Departemente Zugang dazu. Der Bundesrat hätte eigentlich am Mittwoch informiert werden sollen.
Bundesrat wusste einen Monat lang nichts von den Kündigungen
Der Armeechef Süssli hat bereits am 30. Januar entschieden, seinen Job abzugeben und seine Kündigung eingereicht, wie zwei Quellen bestätigen. Dies rund zwei Wochen, nachdem Viola Amherd ihren Rücktritt aus dem Bundesrat per Ende März bekanntgegeben hatte. Süssli soll noch bis Ende 2025 im Amt bleiben – so zumindest plant es das Verteidigungsdepartement laut der noch unveröffentlichten Kommunikation zu den zwei Personalgeschäften, die für Mittwoch vorgesehen sind.
Der NDB-Chef Christian Dussey hat bereits zehn Tage früher, am 20. Januar, seine Kündigung eingereicht. Er soll sogar noch bis März 2026 im Amt bleiben. Im Entwurf der Kommunikation des VBS, die eigentlich für den Mittwoch vorgesehen war, heisst es, aufgrund der schwierigen sicherheitspolitischen Lage sei ein früherer Wechsel an der Spitze des Nachrichtendienstes nicht opportun.
Am 21. Februar wurde zudem bereits der Abgang des Kommandants der Luftwaffe, Peter Merz, kommuniziert. Damit müssen neben dem Bundesratsamt gleich drei Top-Posten in Armee und VBS ersetzt werden.
Nun stellen sich zwei zentrale Fragen: Erstens, weshalb Viola Amherd ihre Bundesratskollegen rund einen Monat lang im Ungewissen darüber lässt, dass zwei der wichtigsten Posten im VBS - ja im Fall von Süssli sogar beim Bund überhaupt - das Departement verlassen. Und zweitens, ob sich die Abgänge wirklich so lange hinauszögern lassen. Klar ist, dass der neue VBS-Chef - der voraussichtlich entweder Markus Ritter oder Martin Pfister heissen wird - die beiden neuen Kader ernennen wird. Ob der neue Verteidigungsminister sich damit zufriedengibt, dass die zwei Topkader noch rund ein Jahr im Amt bleiben, ist aber mindestens fraglich.
Zwei zentrale Personalien von Viola Amherd
Thomas Süssli war die wohl wichtigste Ernennung von Verteidigungsministerin Viola Amherd. Er ist seit Anfang 2020 im Amt, wenn sein Abgang wie geplant vonstatten geht, sind das also sechs Jahre an der Spitze der Armee. Der frühere Banker und IT-Spezialist war eine ungewöhnliche Ernennung. Im Gegensatz zu früheren Armeechefs hatte er nicht seine ganze Karriere der Armee gewidmet. Erst vor rund zehn Jahren übernahm er die Leitung der Führungsunterstützungsbasis FUB, die sich unter anderem um Cybersicherheit kümmert.
Dussey wird, wenn es beim anvisierten Abgang in mehr als einem Jahr bleibt, vier Jahre auf seinem Posten absolviert haben. Der Diplomat war der Wunschkandidat von Verteidigungsministerin Viola Amherd gewesen, nachdem sie sich von Vorgänger Jean-Philippe Gaudin getrennt hatte. Der frühere Botschafter im Iran übernahm den Direktorenposten beim NDB im April 2022. Er leitete schnell eine tiefgreifende Umstrukturierung des Dienstes ein, die intern viel Unruhe hervorrief und nicht abgeschlossen ist.
Das Personal tat seinen Unmut bereits 2023 in einer Umfrage kund. Dabei wurde die Führung des Geheimdienstes besonders schlecht bewertet. Überdurchschnittlich viele Mitarbeitenden verliessen den NDB, darunter zahlreiche bewährte Kräfte. Während Dusseys Amtszeit gelang die Enttarnung eines russischen Agenten, der in der Schweiz Waffen und Laborgerät beschaffte, und es kam zur Verhaftung eines Kanadiers in Genf, der mutmasslich für China spionierte.
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