Mitte-Politikerin unter DruckValérie Dittli verteidigt sich: «Ich wünsche mir nur, dass es diesem Kanton gut geht»
Die Waadtländer Regierungsrätin steht im Zentrum einer politischen Schlammschlacht. In einem Interview erklärt sie, warum sie krankheitshalber ausgefallen ist – und dass sie Klarheit schaffen wolle.

Sie hatte tagelang geschwiegen, war auch noch krankgeschrieben – jetzt redet sie, zumindest ein bisschen. Valérie Dittli, die 32-jährige Regierungsrätin des Kantons Waadt, befindet sich mitten in einem politischen Sturm. Die Waadtländer Regierung vermeldete letzte Woche, dass «organisatorische, institutionelle und fachliche Aspekte» in Dittlis Departement extern untersucht worden seien. Die Nachricht schlug in der Westschweiz ein: Dittli ist ein Polit-Shootingstar, der 2022 im Alter von 29 Jahren in die Kantonsregierung gewählt wurde.
Worum sich die Vorwürfe genau drehen, ist unklar. Ein Untersuchungsbericht liegt zwar vor, ist aber noch unter Verschluss. Die Folge: Die Gerüchteküche brodelt seit Tagen. Am Freitag um 11 Uhr will die Regierung nun über die Resultate informieren und Massnahmen ankündigen.
Kurz vor diesem entscheidenden Termin sagt die Politikerin in einem Interview mit «24 Heures», sie habe am Montag einen Zusammenbruch erlitten, ihr Blutdruck sei abgefallen, worauf sie sich in die Notaufnahme habe begeben müssen: «Auf Anordnung meines Arztes musste ich der Arbeit einige Tage fernbleiben, um mich zu erholen.» Inzwischen gehe es ihr wieder besser. An der Pressekonferenz am Freitag wolle sie «natürlich» anwesend sein.
Zum Inhalt der externen Untersuchung will Dittli noch nichts sagen, abgesehen davon, dass sie diese selbst gewünscht und initiiert habe. Durchgeführt wurde die Überprüfung von einem anerkannten Experten, Jean Studer, dem früheren SP-Ständerat, Neuenburger Finanzdirektor und Präsidenten des Bankrats der Nationalbank.

In der Waadt wird spekuliert, dass die Regierung als Folge der Untersuchung Dittlis Zuständigkeiten beschneiden könnte. Auf eine entsprechende Frage antwortet die Politikerin im Interview nur ausweichend: «Ich wünsche mir nur, dass es diesem Kanton gut geht. (...) Ich setze alles daran, im Interesse unseres Kantons und der Waadtländerinnen und Waadtländer zu handeln.»
Konflikt mit Chefbeamtin
Fast gleichzeitig mit dem Interview erscheint am Donnerstagabend bei «Le Temps» eine Recherche, welche die Umrisse der Affäre genauer skizziert. Demnach geht es unter anderem um einen Konflikt zwischen Dittli und einer Chefbeamtin in ihrem eigenen Departement, der sich über Monate hingezogen haben soll. Konkret soll die Regierungsrätin Informationen angefordert haben, die dem Steuergeheimnis unterstehen. Die meisten Vorwürfe, welche gegen Dittli im Raum standen, hätten sich aber nicht erhärtet. Ob etwas davon übrig bleibt? Unklar.

Was hingegen klar ist: Valérie Dittli befindet sich im Zentrum einer politischen Schlammschlacht. Ihre politischen Unterstützer und Gegner decken sich seit Tagen gegenseitig mit Vorwürfen ein und streuen Gerüchte. Dittli selbst befindet sich in einer schwierigen Situation, weil sie in der Waadt ohne Hausmacht regiert – die Mitte ist im kantonalen Parlament nicht vertreten. Kommt hinzu, dass sie kurz nach ihrer Wahl bereits einmal im Zentrum von Kritik stand, weil sie ihren Hauptwohnsitz in ihrem Heimatkanton Zug belassen hatte. Juristisch blieb damals nichts übrig, aber politisch war der Schaden angerichtet.
Am Freitag wird sich nun zeigen, ob sich die Geschichte wiederholt.
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